Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
Geburtstagsfeier«, brummte Merrick. »Für ein junges Ding, das noch nicht einmal dem Schulzimmer entwachsen ist.«
»Eine schwere Aufgabe, ohne Frage«, bemerkte Phipps pragmatisch. »Aber wenn man bedenkt, wer ihr Vater ist, darf man vermuten, zumindest einige Banker dort anzutreffen. Abgesehen davon ist es kein großes gesellschaftliches Ereignis.«
»Ich will verdammt sein, wenn ich mir aus solchen Dingen etwas mache, ob es nun ein gesellschaftliches Ereignis ist oder nicht!« Merrick steckte einen Finger in seinen Kragen und zerrte ein wenig daran. »Aber wenn einer einen direkt ansieht und geradeheraus fragt, ist es verteufelt schwer, einen Vorwand zu finden, die Einladung auszuschlagen.«
Phipps hatte sich heruntergebeugt, um mit einem Stofflappen Merricks Abendschuhe ein letztes Mal zu polieren. »Aber es ist doch eine recht angenehme Familie, Sir, oder nicht?«
»Schrecklich fröhlich«, erklärte Merrick. »Überall nur eitel Sonnenschein. Man könnte denken, dass zwischen Lord und Lady Treyhern niemals ein böses Wort fällt.«
Phipps erhob sich und bewunderte sein Werk. »Vielleicht ist es ja tatsächlich so«, gab er zu bedenken. »Idealerweise sollte es in allen Ehen so sein. Warum sollte man sonst denn heiraten?«
Merrick stieß einen seiner sarkastischen Seufzer aus. »Ihre Naivität schockiert mich, alter Knabe«, sagte er. »Solche Leute heiraten, um Erben in die Welt zu setzen.«
»Einige tun das, das ist wohl wahr.« Phipps öffnete Merricks silbernes Zigarrenetui und kontrollierte, ob alles in Ordnung war, ehe er es in die Tasche von Merricks Mantel steckte. »Aber Lord Treyhern nicht, wie ich hörte.«
Merricks Augen weiteten sich überrascht. Treyhern schien ihm genau der Mann zu sein, der allein aus praktischen Erwägungen heraus heiratete. »Eine Liebesheirat?«
»Oh ja, durchaus.«
Merrick war skeptisch. »Woher zum Teufel wissen Sie das?«
Phipps lächelte milde. »Dienstbotengeschwätz, Sir«, sagte er. »Die verlässlichste Quelle auf Erden. Treyherns Haushälterin, Mrs. Trinkle, ist die Stiefschwester von Mrs. Barney - Agnes' Mutter, die in Stepney lebt.«
»Agnes?«
»Agnes Barney, die in der Küche arbeitet, Sir.«
»Ah, ja, die dünne, flinke«, erinnerte er sich.
»Ja, sie ist sehr fleißig«, pflichtete Phipps bei. »Und Agnes sagt, dass ihre Tante Trinkle behauptet, dass Lord und Lady Treyhern eine skandalträchtige Vergangenheit haben.«
Merrick grinste. »Eine Vergangenheit?«
»Eine Jugendliebe«, führte Phipps näher aus. »Aber das Mädchen war arm - und Französin - und wurde als weit unter ihm stehend angesehen. Deshalb hat die Familie die beiden getrennt und das Mädchen in die Schweiz geschickt, damit es dort zur Gouvernante ausgebildet wurde. Der Earl ist eine Geldheirat eingegangen, aber es war eine unglückselige Verbindung. Die Frau galt als ...« Hier stockte Phipps, um sich heftig zu räuspern, »... nun, als von fragwürdiger Beständigkeit, Sir, wenn Sie verstehen, was ich meine?«
»Aye, ich habe eine leise Vermutung.«
Phipps lächelte angespannt. »Nun, wie auch immer, sie starb, und Treyhern hat dann doch noch Ihre Ladyschaft geheiratet.«
»Interessant!«, sagte Merrick. »Aber lassen Sie uns auf den Teil mit der Geldheirat zurückkommen, Phipps.«
Phipps zog eine Augenbraue hoch. »Welch ein Zynismus, Sir!«
»Närrisches Geschwätz über Liebe und Romantik ist ja ganz schön, Phipps«, sagte Merrick und zerrte dabei erneut an seinem Kragen. »Aber irgendjemand muss dabei die verdammte Zeche zahlen. Und die Frauen, nicht wahr, wissen das. Vielleicht war Lady Treyhern klug genug, ihre Zeit abzuwarten.«
Phipps seufzte tief. »Das mag durchaus sein, Sir«, sagte er und reichte Merrick Geldbeutel und Taschenuhr. »Soll ich jetzt die Kutsche vorfahren lassen?«
»Nun, das ist eine Art, einen Disput zu gewinnen.« Merrick grinste. »Dann schaffen Sie mich mal in diese Hölle, die sich gute Gesellschaft nennt.«
Die Hölle, die man die »gute Gesellschaft« nannte, stand acht Kutschen hintereinander aufgereiht in der Mortimer Street, als Merrick bei Treyherns Stadthaus ankam. Freunde und Familie, also wirklich! Das Ganze erweckte eher den Anschein eines kleinen Getümmels. Mit einem wachsenden Gefühl der Frustration steckte er den Kopf zum Fenster heraus und fragte sich, ob es nicht vielleicht doch irgendeine Entschuldigung gäbe, zu der er in letzter Minute greifen könnte. Bedauerlicherweise tat ihm weder ein Blitzschlag noch ein
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