Das suesse Maedchen von nebenan
noch eine Banane aus dem Fruchtkorb und machte sich auf den Weg in Mitchs Büro. Dort ließ sie sich müde in den Sessel fallen, stellte den Computer an und biss in die Banane. Während sie darauf wartete, dass der Computer hochfuhr, sah sie die Ordner durch, die auf dem Schreibtisch lagen. Sie legte diejenigen beiseite, die sie schon bearbeitet hatte, und dabei rutschte ein großer brauner Umschlag vom Tisch auf den Boden.
Den hatte sie zwar noch nie gesehen, aber das war nichts Ungewöhnliches. Mitch legte oft irgendwelchen Papierkram, der erledigt werden musste, einfach auf seinen Schreibtisch und ging davon aus, dass Mandy sich darum kümmern würde.
Es gab weder einen Absender noch einen Adressaten, und so holte Mandy das einzelne Blatt Papier heraus, das darin steckte, und begann zu lesen.
Mitchs Name inmitten all der Absätze komplizierten Juristenjargons machte keinen besonderen Eindruck auf sie. Vielleicht war es der Kaufvertrag für ein Tier. Aber als sie den Namen ihres Vaters entdeckte, runzelte sie die Stirn und nahm sich den Text Satz für Satz vor.
Je mehr sie las, desto übler wurde ihr. Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, und sie schluckte mühsam. Oh, mein Gott. Nein, das kann nicht wahr sein.
Aber da stand es schwarz auf weiß, und obwohl sie von Sekunde zu Sekunde weniger sehen konnte, weil ihre Augen sich mit Tränen füllten, war ihr jetzt alles klar.
Bei dem Dokument handelte es sich um einen juristischen Nachtrag zum Testament ihres Vaters, in dem Wyatt Davis bei seinem Tod die Double-D-Ranch Mitch vermachte. Und alles, was Mitch zu tun brauchte, um in den Genuss dieser erstklassigen Erbschaft zu gelangen, war, den Wunsch des alten Herrn zu erfüllen und Mandy zu heiraten.
13. KAPITEL
Mandy stand blitzschnell auf und kam gerade rechtzeitig in der Küche an, um sich zu übergeben. Alles schien sich um sie zu drehen, und sie hatte Angst, gleich in Ohnmacht zu fallen. Sie spritzte sich Wasser ins erhitzte Gesicht und spülte sich den Mund aus.
Lieber Himmel, ihr Vater hatte sie verkauft, als wäre sie eine seiner Zuchtstuten. Und Mitch hatte sie nicht geheiratet, weil er sie liebte, was sie natürlich schon wusste, aber sie hätte nie geglaubt, dass er sie nur deswegen genommen hatte, weil er einen Riesengewinn einstecken würde – immerhin fast einhundert Morgen Land, das direkt an seines grenzte, und nicht wenige Rinder und Pferde.
Mandy hielt sich krampfhaft an der Küchentheke fest, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie musste an Mitchs ersten Antrag denken und später an seine Entschlossenheit, sie angeblich wegen ihrer Schwangerschaft zu heiraten.
Sicher, er hatte bestimmt auch seine Pflicht erfüllen wollen, aber Mandy war davon überzeugt, dass das Angebot ihres Vaters ihm die bittere Pille versüßt hatte.
Mandy rang nach Luft, jeder Atemzug tat ihren Lungen weh. Sie drehte sich unsicher um, immer noch an die Theke gelehnt, um nicht zu fallen, und nahm auch jetzt noch nichts von ihrer Umgebung wahr. Lautes Schluchzen drang an ihr Ohr, sie machte sich aber nicht klar, dass es aus ihrer Kehle kam.
Mit ausgestreckten Armen, als könnte sie so besser ihr Gleichgewicht halten, machte sie einen Schritt nach dem anderen und erreichte zuerst die Treppe und schließlich den ersten Stock. Sie musste unbedingt weg von hier, bevor sie wahnsinnig wurde. Hier würde sie es keine Minute länger aushalten als unbedingt nötig, jetzt, da sie wusste, dass ihre Ehe eine Lüge war – noch eine viel größere als sie bisher geglaubt hatte. Mitch hatte sie betrogen. Er hatte sie gekauft.
Mandy stolperte in das Gästezimmer, nahm eine leere Reisetasche aus dem Schrank und trug sie in Mitchs Schlafzimmer und ins Bad, wo sie alles hineinwarf, was sie brauchen würde, um die nächsten Tag hinter sich zu bringen. Ihre Zahnbürste, Unterwäsche, einige Blusen und Hosen. Sie wusste nicht, wo sie hingehen sollte, aber sobald sie dort ankam, konnte sie sich kaufen, was sie sonst noch brauchen würde.
Eins jedenfalls war sicher, in dieses Haus würde sie nie wieder zurückkehren. Sollte Suzanne ihn doch haben. Sollte er doch zum Teufel gehen. Mandy war es völlig gleichgültig, solange sie nur sein verlogenes, hinterhältiges Gesicht nie wieder sehen musste.
Auch zu ihrem Vater wollte sie nicht gehen. Er war genauso schuldig wie Mitch, auch er hatte sie hintergangen. Wie hatte ihr eigener Vater ihr das nur antun können?
Die Reisetasche hinter sich herziehend, eilte sie die
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