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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zu sehr an seiner Familie.«
    »Helena, ich habe jetzt keine Zeit mehr. Ich muss dringend weg. Schlaf ein wenig, und du wirst sehen, morgen schaut die Welt schon wieder ganz anders aus. Und wenn was ist, du weißt, wo du mich erreichen kannst. Allerdings muss ich dir noch eines sagen. Solltest du der Polizei gegenüber jemals auch nur andeutungsweise meinen Namen erwähnen, wird es auch für dich sehr unangenehm. Du hängst genauso drin wie ich und auch noch einige andere. Du kennst ja das Sprichwort, Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Oder einmal anders formuliert, Schweigen ist Leben, Reden ist Tod.«
    »Ist das eine Drohung?«, fragte sie und lachte höhnisch auf.
    »Nein, nein. Nur eine Warnung«, war die kalte Antwort.
    »Wenn das so ist, werde ich mich mal wieder auf den Weg machen«, sagte Helena Maric und nahm ihre Tasche vom Boden. »Und ich garantiere dir, ich werde nichts sagen.«
    »Ich habe auch nichts anderes erwartet. Und jetzt komm gut nach Hause.«
    Helena Maric war schon auf den Stufen, die nach unten führten, als seine Stimme sie zurückhielt. »Ach, übrigens, was macht eigentlich dein Sohn? Geht es ihm gut? Wie alt ist er jetzt? Zwölf?«
    Sie drehte sich um und fragte zurück: »Seit wann interessierst du dich für Michael?«
    »Es war nur eine Frage. Nicht mehr und nicht weniger. Bis dann.«
    Während sie in ihren BMW stieg, meinte sie den stechenden Blick in ihrem Rücken zu spüren. Sie wendete und fuhr über die Autobahn nach Frankfurt. Eine unerklärliche Angst überkam sie, vorallem wenn sie über die Frage nach ihrem Sohn nachdachte. Sie rauchte fünf Zigaretten, bis sie in die Einfahrt einbog. Zu den Kopfschmerzen hatte sich jetzt auch noch Übelkeit gesellt. Sie ging nach oben, schloss die Tür auf, stellte die Handtasche auf den Sessel und ließ sich auf die Couch fallen. Dann machte sie die Augen zu und atmete ein paarmal tief ein und wieder aus, in der Hoffnung, die Übelkeit würde so verschwinden. Nach zehn Minuten setzte sie sich auf und starrte auf das Telefon. Sie holte die Karte von Julia Durant aus der Tasche, legte sie auf den Tisch und dachte: Soll ich sie anrufen? Sie entkleidete sich, stellte sich unter die Dusche und ließ das kühle Wasser lange über ihren Körper laufen. Bereits nach wenigen Minuten wurde der Druck in ihrem Kopf schwächer und auch die Übelkeit schwand allmählich. Nach dem Duschen trocknete sie sich ab, ging nackt in die Küche, und machte sich ein Brot mit Thunfisch. Sie holte eine angebrochene Flasche Bordeaux aus dem Kühlschrank, schenkte sich ein und trank das Glas in einem Zug leer. Nach dem Essen legte sie sich aufs Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Sie schlief ein, wurde aber schon kurz darauf vom Läuten des Telefons geweckt. Sie griff zum Hörer, der seit gestern Abend auf dem Nachtschrank lag, und meldete sich. Mit einem Mal hellte sich ihr Gesicht auf, und sie sagte: »Hallo! Und was macht das Geschäft? … Ah, morgen schon wieder. Ist also alles klargegangen … Nein, ich habe morgen Abend nichts vor … Um acht? Prima, ich werde hier sein. Ganz ehrlich, am liebsten wäre es mir, wenn du heute schon hier sein könntest … Nein, das meine ich nicht, ich fühle mich nur nicht sonderlich gut … Nein, das auch nicht, aber ein guter Freund von mir hat sich das Leben genommen, und deswegen hänge ich ein bisschen durch. Es wird aber schon wieder werden … Hm, ja, dann bis morgen. Ich freue mich.«
    Sie drückte die Aus-Taste, stand auf und legte den Hörer auf die Einheit. Der Akku war fast leer. Morgen, dachte sie, während sie am Fenster stand und eine Zigarette rauchte, ab morgen wird alles besser. Sie war auf einmal nicht mehr müde, machte mit der Fernbedienung den Fernseher an und legte sich auf die Couch. Es war fastMitternacht, als ihr die Augen zufielen. Sie atmete ruhig und gleichmäßig. Der Fernseher lief noch immer.

Montag, 19.30 Uhr
    Julia Durant und ihre Kollegen hatten sich bis kurz vor sieben in dem Juweliergeschäft Wiesner aufgehalten und waren alle Geschäftsunterlagen seit Januar 1999 durchgegangen. Sie hatten Auftragsbelege und Rechnungen kontrolliert sowie Bankauszüge überprüft. Herr Fischer, der vorübergehend das Geschäft leitete, zeigte sich sehr kooperativ und half den Beamten, soweit es ihm möglich war. Sie fanden nichts. Kein Beleg über einen mehrstelligen Millionenbetrag, keine Rechnung, die auf einen Russen oder einen anderen Osteuropäer ausgestellt war.
    Um halb acht kam Durant zu

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