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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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den Hörer in die Hand und wählte eine Nummer.
    »Hi, Peter, hier Dominik. Wie lange bist du heute noch in der Redaktion? … Noch ’ne halbe Stunde … Ich hab dir doch mal erzählt, dass ich mit einer Kommissarin von der Mordkommission zusammenbin, und sie hat da einen Fall, der möglicherweise in dein Ressort fällt … Nein, nicht am Telefon. Könntest du herkommen? Am besten heute noch? … Prima, dann so gegen zehn. Moment, Moment, du brauchst noch die Adresse, ich bin nämlich nicht bei mir zu Hause … Bis nachher.«
    Kuhn legte auf. »Er kommt. Und du solltest ihm am besten alles sagen, was du weißt. Peter behält es garantiert für sich. Großes Journalistenehrenwort, und das meine ich nicht ironisch. Du brauchst also keine Angst zu haben, dass er sich verplappert.«
    »Wenn du’s sagst. Soll ich ein bisschen Musik anmachen? Whitney Houston?«, fragte Julia Durant, stand auf, holte eine CD aus dem Ständer, legte sie in den Spieler und stellte sich ans Fenster. Es war schwül, die Luft in der Wohnung abgestanden. Sie öffnete das Fenster trotz der noch immer unerträglichen Hitze, blieb davor stehen und sah hinaus. Eine Weile hörten sie nur Musik und sprachen kein Wort. Der Pizzamann kam, Kuhn zahlte und kickte die Tür mit dem Absatz zu. Julia Durant holte Gläser aus dem Schrank, Kuhn entkorkte die Flasche und schenkte ein. Die Pizzas waren noch heiß.
    »Da wäre ich beinahe ganz schön in die Scheiße getreten, wenn ich die Story über Wiesner so gebracht hätte, wie ich sie ursprünglich geschrieben habe«, sagte Kuhn, während sie aßen.
    »Du hast ja zum Glück mich. Ich weiß, dass euer Job hart ist, aber ich wollte dich nur vor einem Fehler bewahren. Und ich denke, man muss nicht immer aus jeder Geschichte einen Reißer machen. Es gibt auch andere Wege.«
    »Das ist heutzutage gar nicht mehr so einfach. Schau dich doch nur im Blätterwald um. Das sind alles Hyänen. Und da schließe ich die angeblich so seriösen Wochenzeitungen und Nachrichtenmagazine nicht aus. Die sind zum Teil sogar noch schlimmer als die so genannte Yellow Press, nur verpacken sie ihre Storys eleganter. Aber die Methoden, mit denen dort vorgegangen wird, unterscheiden sich in keiner Weise von denen der Boulevardpresse. Und was die
Bild
-Zeitung betrifft, die ist längst nicht mehr so unseriös wienoch vor einigen Jahren. Wir legen inzwischen ziemlich großen Wert auf objektive und sachliche Berichterstattung. Aber leider hängt uns noch immer dieser gewisse Ruf an. Ich kann nur von meiner Seite aus versuchen, so genau und wahrheitsgetreu wie möglich zu schreiben.«
    Julia Durant biss von dem letzten Stück ab und sagte, während sie kaute: »Ich hätte dich gar nicht genommen, wenn ich nicht von Anfang an gespürt hätte, dass du anders bist.«
    »Und ich hätte dich nicht genommen, wenn du nicht so grandios gut aussehen würdest. Wer will sich schon mit Bullen einlassen«, entgegnete er grinsend und wischte sich mit der Serviette den Mund ab. Er trank sein Glas leer und stellte es auf den Tisch.
    »So«, sagte die Kommissarin, stand auf, nahm die Pizzakartons, faltete sie zusammen und steckte sie in den Müllbeutel, »jetzt warten wir mal auf deinen Freund. Eigentlich müsste er doch bald antanzen, wir haben immerhin schon Viertel vor zehn.«
    Kaum hatte sie es ausgesprochen, als es klingelte. Sie drückte auf den Knopf der Sprechanlage und meldete sich.
    »Schulze.«
    »Zweiter Stock links.«
    Peter Schulze war nur eine Idee größer als Julia Durant, hatte dunkelblondes, schütteres Haar und neugierige blaue Augen.
    »Komm rein«, sagte Kuhn. »Darf ich vorstellen, Peter Schulze, mein Freund, mit dem ich volontiert habe, Julia Durant, Hauptkommissarin bei der Mordkommission hier in Frankfurt.«
    Sie schüttelten sich die Hände, und Kuhn fragte: »Was zu trinken? Wir haben noch etwas Rotwein, du kannst aber auch ein Bier haben.«
    »Ein Bier käme jetzt gerade recht«, sagte er und nahm im Sessel vor dem Fenster Platz. Kuhn brachte ihm die Dose und ein Glas und setzte sich mit Durant wieder auf die Couch. Peter Schulze riss den Verschluss auf und trank in schnellen Schlucken. »Ph, das tut gut. Ist ganz schön warm hier drin bei euch. Fast wie in der Redaktion. Aber gehen wir doch gleich in medias res, ich will nämlich so bald wiemöglich heim.« Er lehnte sich zurück, sah den Aschenbecher auf dem Tisch und zündete sich eine Zigarette an.
    »Du bist dran, Julia«, forderte Kuhn sie auf.
    »Dominik hat mir gesagt,

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