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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
    »Das ist die Methode, wie die Russenmafia, aber inzwischen auch andere Organisationen wie die Yakuza, die Triaden, die Tschetschenen und die Albaner arbeiten. Sie bringen biedere Geschäftsleute an den Rand des Ruins, ›helfen‹ ihnen dann, halten sie aber in einer permanenten Abhängigkeit, aus der diese Leute niemals rauskommen. Sollten sie es trotzdem versuchen, werden Druckmittel eingesetzt, man droht zum Beispiel, derjenige solle in Zukunft sehr gut auf seine Familie aufpassen und so weiter. Wie gesagt, man kommt da nicht mehr raus, es sei denn, man bringt sich um. Oder wird umgebracht, weil man vielleicht die Schnauze voll hat und aussteigen will und sich letztendlich an die Polizei wendet, was wiederum ein großer Fehler sein kann, denn auch dort sitzen Männer und Frauen, die gerne die Hand aufhalten. Und mittlerweile wissen die Opfer auch sehr genau über die Machenschaften der Mafia und deren exzellente Verbindungen zu den Behörden Bescheid. Und die Mafia würde niemals zulassen, dass eine Kuh, die man ewig melken kann, aussteigt, denn schmutzige Gelder müssen immer gewaschen werden. Sie werden in Immobilien gesteckt, in Unternehmen, Kunstgegenstände oder, wie in Wiesners Beispiel, in Schmuck und so weiter. Und woher diese schmutzigen Gelder kommen, das weiß inzwischen jedes Kind – Prostitution, Menschen-, Waffen-, Drogenhandel et cetera pp. Allein aus dem Drogenbereich werden jedes Jahr nach offiziellen Schätzungen der DEA, das ist die amerikanischeDrogenbekämpfungsbehörde, zirka eine Billion Dollar an Drogengeldern gewaschen, was aber wirklich nur eine Schätzung ist, denn eine inoffizielle Schätzung geht davon aus, dass die Summe sich auf fünf bis zehn Billionen Dollar weltweit beläuft. Ich meine, allein diese Zahl muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
    Und nach dem, was du mir erzählt hast, vermute ich ganz stark, dass Wiesner ein Opfer der Russenmafia oder einer anderen osteuropäischen Mafiaorganisation wurde. Ich habe jedenfalls keine andere Erklärung. Und er hat seiner Frau gegenüber den Mund gehalten, was fast jeder tut, der so tief in der Scheiße steckt.
    Das Fatale ist, es vergehen immer nur ein paar Tage, bis die Mafia einen in den Krallen hat und nicht mehr loslässt.« Schulze hob die Hand, zog die Stirn in Falten und sagte: »Und wisst ihr auch, warum das so ist?«
    Kopfschütteln.
    »Es ist die Gier. Da bietet dir einer die Chance, mit nur einem einzigen Deal eine halbe oder eine Million Mark zu verdienen, ohne dass du allzu viel dafür machen musst. Und von dieser Gier profitiert letztendlich das organisierte Verbrechen.«
    »Das ist starker Tobak«, murmelte Julia Durant und steckte sich eine Zigarette an. »Aber es würde zu der Aussage von Frau Wiesner passen, die erzählt hat, ihr Mann sei im Laufe des vergangenen Jahres immer introvertierter geworden, und sie habe auch Stimmungsschwankungen bei ihm festgestellt, was vorher nicht der Fall war.«
    »Das ist das typische Verhaltensmuster«, meinte Schulze. »Du musst dir nur vorstellen, du bist in den Fängen der Mafia und weißt genau, die lassen dich nie mehr in Ruhe. Solange du lebst, hast du keine ruhige Minute mehr. Dann gibt es zwei Möglichkeiten – entweder du drehst völlig durch, oder du ergibst dich deinem Schicksal, was wohl bei Wiesner der Fall war.«
    »Woher hast du diese ganzen Informationen?«, wollte Julia Durant wissen.
    »Man muss nur an den richtigen Stellen recherchieren. Und ich sage euch, diese Mafiatypen findet ihr überall, in jeder Regierung, injedem größeren Wirtschaftsunternehmen, in jeder Bank. Es gibt keinen Bereich mehr, in dem die Mafia nicht ihre Finger drin hat.« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist leider so.«
    »Und du meinst wirklich, Wiesner …«, sagte Durant und lehnte sich zurück.
    Schulze unterbrach sie. »Es ist eine Vermutung. Und diese Maric weiß etwas, da bin ich ganz sicher. Nimm sie dir noch mal vor, und dreh sie so richtig schön durch die Mangel.«
    Die Kommissarin schüttelte den Kopf. »Sie hat Angst. Du hättest sie heute sehen sollen, die konnte kaum noch geradeaus schauen, so hat sie gezittert. Die kennt den Grund, weshalb Wiesner umgebracht wurde beziehungsweise warum er sich umgebracht hat. Und sie wird den Teufel tun und mit uns kooperieren.«
    »Das könnte natürlich sein, denn sie ist nicht dumm und weiß, dass auch bei der Polizei Leute sitzen, die alles andere als vertrauenswürdig

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