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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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natürlich über Sie erkundigt und weiß, dass Sie tatsächlich an dieser Serie schreiben. Allerdings erzähle ich Ihnen nur dann etwas, wenn Sie mir zusagen, meinen Namen nicht zu nennen. Ich muss mich auf Ihr Wort verlassen können.«
    »Ich gebe es Ihnen sogar schriftlich, wenn Sie möchten.«
    »Es genügt, wenn Sie es sagen. Und Sie brauchen mir auch keine Fragen zu stellen, ich werde Ihnen einfach eine Geschichte erzählen, und zwar chronologisch.« Andrejew hielt inne, schlug die Beine übereinander und legte die Arme auf die Sessellehne. »Meine Familie und ich sind vor dreizehn Jahren nach Deutschland gekommen. Zu dem Zeitpunkt hatten meine Frau Rahel und ich einen Sohn, Josef, und eine Tochter, Sarah; er ist jetzt sechzehn und sie vierzehn. Hier haben wir dann noch eine Tochter gekriegt. Miriam; sie ist elf Jahre alt. Aber das ist eigentlich unwesentlich. Ich habe zwei Jahre in einer Gemeinschaftspraxis gearbeitet, bevor ich mich selbstständig gemacht habe. Ich weiß nicht, wieso, doch mit der Zeit kamen immer mehr wohlhabende und prominente Patienten zu mir, um sich behandeln zu lassen. Gut, ich habe von Anfang an Wert darauf gelegt, immer die modernste Ausrüstung zu besitzen, und möglicherweise war dies mit ausschlaggebend. Unter anderem wende ich auch bei besonders ängstlichen oder empfindlichenPatienten Hypnose an.« Er machte eine Pause, veränderte seine Haltung ein wenig, schenkte sich Wodka nach, ließ das Glas jedoch vor sich stehen. »Vor vier Jahren kamen zwei ältere, sehr seriös wirkende Männer in meine Praxis, gerade als ich abschließen wollte. Um mich kurz zu fassen, diese Männer waren Tschetschenen, die mir unmissverständlich klar gemacht haben, was sie wollten. Seitdem zahle ich jeden Monat zwanzigtausend Mark an Schutzgeld. Außerdem werde ich gezwungen, bei bestimmten Personen aufwendige Zahnbehandlungen kostenlos durchzuführen. Doch das ist noch nicht alles.« Er kniff für einen Moment die Lippen zusammen, schüttelte leicht den Kopf und fuhr mit Bitterkeit in der Stimme fort: »Ich habe mir im Laufe der Jahre insgesamt acht Häuser gekauft …«
    »Wenn ich Sie unterbrechen darf. Ich möchte Ihnen beileibe nicht zu nahe treten, aber wie kommt es, dass Sie sich so kurz hintereinander acht Häuser leisten konnten?«
    Andrejew schmunzelte, hob das Glas, sagte »auf Ihr Wohl« und leerte es. »Sie möchten also wissen, wie ich mir so viele Häuser leisten konnte. Das ist ganz einfach, der Ruf ist entscheidend und wie viel Geld man verdient. Schon bald nachdem ich meine eigene Praxis aufgemacht hatte, floss sehr viel Geld auf mein Konto. Und wenn Sie ein Haus haben, ist es bis zum zweiten nur ein Katzensprung, wie man in Deutschland so schön sagt. 1995 habe ich mir das letzte gekauft.« Er runzelte die Stirn und sah Schulze mit einem Mal traurig an. »Das Problem ist nur, sie haben es irgendwie rausbekommen, und nach und nach haben Sie mich gezwungen, ihnen diese Häuser zu überlassen. Und ein anderes Problem war, fünf der sechs Häuser hatte ich vermietet …«
    »Entschuldigen Sie«, unterbrach ihn Schulze erneut, »ab wann haben die das mit den Häusern rausbekommen?«
    »Nachdem ich mir das letzte gekauft habe. Von irgendwoher müssen sie das erfahren haben. Erst wollten sie nur die Miete kassieren, dann, nach einem halben Jahr, fingen sie an die Mieter zu terrorisieren und aus den Häusern rauszuekeln. Damit standen die Gebäudeleer, und sie zwangen mich, sie ihnen zu überlassen. Sie zahlen an mich einen lächerlichen Pachtzins, wobei sie selbst diese Häuser als Edelbordelle führen und damit Millionen verdienen. Und ich weiß inzwischen auch von anderen illegalen Geschäften, die dort abgewickelt werden.« Er hielt inne, seufzte auf und sah Schulze wieder mit diesem traurigen Blick an. »Wissen Sie, irgendwann kommt der Punkt, da resigniert man. Da will man mit alldem nichts mehr zu tun haben. Man möchte nur noch in Ruhe leben und vor allem frei sein. Und dieser Punkt kam bei mir letzten Winter.« Er stockte erneut, als würde er die passenden Worte suchen, doch als Schulze genauer hinsah, bemerkte er das leichte Zucken um die Mundwinkel von Andrejew und wie er Mühe hatte, die Beherrschung nicht zu verlieren. »Vor einem halben Jahr«, fuhr er fort, »ist dann das Unfassbare passiert. Ich wollte dem allen entfliehen und weigerte mich, weiter zu zahlen. Ich hatte keine Lust und ehrlich gesagt auch keine Kraft mehr, ich wollte nur noch raus aus diesem Teufelskreis. Sie

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