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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Sie sich einen sicheren Ort, sagen Sie niemandem, wo sie sind!«
    Kaum hatte Céline aufgelegt, schoss die Angst in ihr hoch. Sie schnappte sich die Autoschlüssel, nahm den Wollmantel, eilte aus der Wohnung, hinunter auf die Straße, hin zu ihrem Wagen und fuhr los. Noch war die Sonne nicht aufgegangen, die Scheinwerfer tauchten die Bäume in ein geisterhaftes Licht. Sie achtete nicht auf den Schnee, nicht auf die glatten Straßen, sie raste durch den Ort und bog schlitternd in die Straße zum Neubaugebiet ein. Etwas in ihr wollte sie davon überzeugen, dass sie sich umsonst aufregte, dass der Anruf der Journalistin ein dummer Scherz gewesen war. Doch dann meldete sich die Vernunft. Warum sollte die Frau denn einen Scherz machen? Ein Lastwagen tauchte hinter einer Kurve auf, sie konnte gerade noch ausweichen, rutschte dabei fast in den Graben. Da konnte sie sie vor sich erkennen, im Licht der Scheinwerfer, fünf Rohbauten, die in Reih und Glied aus der Wiese herauszuwachsen schienen, zwischen Bergen von Erde und Baumaterial. Sie steuerte vorsichtig vor das Haus genau in der Mitte und war erleichtert, als sie den goldfarbenen Fiat davor parken sah, sie hielt dahinter an, nahm die Taschenlampe und stieg aus.
    »Mist!« Ihre Halbschuhe versanken im Matsch. »Jorge?«, rief sie und stapfte weiter, balancierte über das Brett in den Eingang, der noch keine Tür hatte, die sie erst aussuchen wollten im Baumarkt. »Jorge?«, rief sie wieder, während sie durch den kalten, zugigen Rohbau ging und der Kegel der Taschenlampe herumirrte. Das Dach hatte er in aller Eile noch vor dem Winter errichtet. »Jorge ...« Auf dem staubigen Boden des Raums, der einmal die Küche werden sollte, stand seine Werkzeugtasche. Er war also hier. Vielleicht stand er irgendwo oben und rauchte. Seitdem sie aufgehört hatte, rauchte er auch nicht mehr in der Wohnung, nur noch draußen, auf dem Balkon, oder hier.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und folgte dem Schein der Taschenlampe hinauf in den Giebel. Im ersten Augenblick dachte sie, es sei ein Fetzen schwarzer Folie, der da an einem Seil von dem Dachbalken herunterhing. Aber es war keine Folie.
    Sie erkannte seine schwarzen Stiefel.

23
    Brüssel
    Der Raum musste warm und feucht sein, außerdem heruntergekommen, abgefuckt. Und das Kokain musste bereitliegen. Dafür zahlte er Nasser, diesem Nigger, schließlich genügend Kohle. Fackellicht hatte Roth für heute Abend bestellt – um sich zu motivieren –, und Nasser hatte es ihm auch geliefert, es machte die Illusion eines römischen Kerkers perfekt. Nackte Säulen, nackte Mauern, sehr gut. Und Eisenketten hatte der Nigger besorgt. Das muss man ihm lassen, dachte er, der Nigger versteht was von seinem Geschäft. Ein dumpfer Bass gab den Rhythmus vor, er genoss den Anblick der mit Ketten gefesselten dunkelhäutigen Sklavin, die da vor ihm kniete, er griff ihr ins Haar und zog sie näher heran. Ihr Widerstand ließ sein Herz hüpfen, pumpte ihm immer mehr Blut in die Lenden.
    Er riss ihren Kopf zurück, zwang sie auf den Rücken und sah in ihre vor Angst aufgerissenen Augen. Dieser Blick des Untermenschen! Wie er ihn genoss!
    »Du Drecksschlampe«, zischte er ihr gerade ins Ohr, als ein Klingeln ihn brutal aus seiner Welt riss. Die ganze sorgfältige Inszenierung! Die ganze Mühe! Aus! Ausgerechnet jetzt.
    Er musste drangehen. Er musste. »Bleib!«, herrschte er sie an. Noch immer zitternd vor Erregung ging er zur Tür, wo der Stuhl stand mit seiner Kleidung, und zog das Handy aus der Hosentasche.
    »Ja?«
    »Station Comte de Flandre.«
    »Und?«
    »Sie ist nicht mehr da.«
    »Wie?«
    »Keine Ahnung ...«
    Wütend beendete er das Gespräch. Dieser Nyström hat mehr Glück als Verstand! Aber er war auch nur ein Mensch! Und Menschen machten Fehler. Er würde ihn schon noch erwischen. Und diese Journalistin dazu. Er würde es nicht zulassen, dass sie den Großen Plan gefährdeten. Jetzt zitterte er vor Zorn. Er hasste Fehler. Offenbar hatte er zwei Idioten engagiert. Er hätte es selbst machen sollen ...
    Aus der Ecke kam ein Stöhnen. Wie sie am Fuß der Säule kauerte und ihn hündisch ansah!
    »Ich bin noch nicht fertig mit dir!« Rasch zog er den Gürtel aus seiner Hose auf dem Stuhl, legte ihn ihr um den Hals, drehte sie auf den Bauch und rammte ihr einen Stiefel ins Steißbein. Er zog den Gürtel zu, genoss ihr Winden und Zerren, er zog immer stärker – und dann kam er.
    Als alles vorbei war, wählte er Nassers Nummer. »Schaff sie weg«,

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