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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wahrscheinlich hundertmal
     intelligenter als wir alle. Wir haben nur eine Chance, wenn wir zusammenarbeiten. Wir alle, die ganze Menschheit. Gemeinsam
     können wir Pandora abschalten. Wollen Sie wirklich die Zukunft der Menschen aufs Spiel setzen, nur um Ihren Allmachtsphantasien
     freien Lauf zu lassen?«
    Diego schüttelte den Kopf. »Ts, ts, Herr Professor, von Ihnen als Logiker hätte ich mehr erwartet. Was hat denn die Menschheit
     für eine Zukunft? Dieser Planet ist doch bereits in die Grütze gefahren, und jeder Tag, an dem es so weitergeht wie bisher,
     macht es nur schlimmer. Die einzige Chance, die wir haben, ist, dass jemand die Kontrolle übernimmt, der wirklich das Zeug
     dazu hat. Der bereit ist, unangenehme Entscheidungen zu treffen. Der wirklich was gegen die Überbevölkerung tut – und damit
     meine ich nicht, kostenlose Präservative zu verteilen.« Er machte eine theatralische Pause, bevor er fortfuhr. »Pandora ist
     nicht unser Untergang. Pandora ist die letzte Chance, die wir haben! Zwei Minuten noch. Herr Helius, Sie haben bisher nichts
     gesagt. Ich würde |269| etwas Betteln um Gnade für angebracht halten. Oder sterben Sie lieber, als sich dazu herabzulassen?«
    Marks Gedanken rasten. Er wusste, es war völlig sinnlos, mit diesem perversen Irren zu diskutieren. Er würde sie eiskalt umbringen
     und mit Hilfe von Pandora alle Spuren verwischen. Ihre einzige Chance bestand darin, zu handeln. Und zwar schnell.
    Er spannte jeden Muskel seines Körpers an. Wenn er Diego ansprang, würde dieser auf ihn schießen und ihn wahrscheinlich töten
     oder lebensgefährlich verletzen, aber das würde Lisa vielleicht die Chance geben …
    Es klingelte an der Haustür. Der Taxifahrer! Diego sah für einen Moment zur Seite.
    Mark zögerte keinen Augenblick. Er hechtete gegen Diegos Knie. Der kräftige Kerl taumelte zurück, erholte sich jedoch schnell
     von der Überraschung.
    »Du Schwein!«, brüllte er. »Das wirst du …«
    Weiter kam er nicht. Mark sah aus den Augenwinkeln, wie Lisa eine elegante Pirouette auf dem linken Bein vollführte und mit
     dem ausgestreckten rechten Fuß Diegos Handgelenk traf. Die Waffe wurde ihm aus den Fingern gerissen und flog durch die Luft.
     Ein Schuss löste sich, schlug jedoch bloß in die Zimmerdecke ein.
    Mark umklammerte Diegos Beine und nahm ihm damit die Bewegungsfreiheit. Das ermöglichte es Lisa, mit den Knien auf seinen
     Brustkorb zu springen. Mit einem Uffz entfuhr die Luft aus seinen Lungen, doch Diego gab nicht auf. Er kämpfte wie ein Löwe,
     schlug und trat um sich und schaffte es, sowohl Lisa als auch Mark abzuschütteln. Er rappelte sich auf und hechtete in Richtung
     der Pistole. Doch bevor er sie erreichte, traf ihn ein harter Schlag am Schädel. Professor Weisenberg stand über ihn gebeugt,
     einen großen, silbernen Kerzenleuchter in der Hand. »Den haben wir zur Hochzeit geschenkt bekommen«, sagte er mit Blick auf
     seine blutbeschmierte Waffe. »Ich fand ihn immer hässlich.«

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    |270| 67.
    Hamburg-Harburg,
    Mittwoch 18:07 Uhr
    Sie warteten nicht, bis Diego zu sich kam, sondern fesselten ihn mit Kabeln und Klebeband, das Weisenberg aus dem Keller holte.
     Mark bat den Taxifahrer, der inzwischen ein weiteres Mal geklingelt hatte, über Funk die Polizei zu rufen – niemand wollte
     Weisenbergs digitales Telefon benutzen.
    Lisa hatte sich inzwischen an Eva Weisenbergs Laptop gesetzt, der seit Monaten nicht mit dem Internet verbunden gewesen war
     und damit vielleicht zu den wenigen Systemen zählte, die noch nicht von Pandora kontrolliert wurden. Neben dem Computer hatten
     sie einen geöffneten Umschlag von Rainer Erling gefunden, der vor knapp zwei Wochen abgeschickt worden war. Sie las laut den
     kurzen, handgeschriebenen Brief darin vor:
     
    »Liebe Eva,
    ich habe schon eine Weile nichts mehr von Dir gehört. Ich denke jeden Tag an Dich. Anbei schicke ich Dir eine CD-ROM. Sie
     ist sehr wertvoll für mich. Bitte hebe sie gut auf. Vielleicht komme ich sie eines Tages abholen.
     
    In ewiger Dankbarkeit
    Rainer«
     
    »Und? Ist der Source Code drauf?«, fragte Mark.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lisa.
    »Du weißt es nicht? Warum nicht?«
    »Auf der CD ist nur eine einzige Datei: RAINER.EXE. Ein ausführbares Programm also. Ziemlich groß. Ich habe mich bisher nicht
     getraut, es zu starten.«
    »Warum nicht?«
    |271| »Es könnte ein Wurm sein, oder ein Programm, das die Festplatte des Rechners löscht.«
    »Warum sollte Rainer

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