Das System
ersetzt uns den?«
Lisa wollte empört aufspringen, aber Mark beschwichtigte sie mit einer Handbewegung. »Pandora wird Sie alle mehr als fürstlich
für Ihre Mühe entlohnen. Deshalb sind Sie hier.«
»Na schön«, sagte die Frau. »Pandora hat eine Menge Chaos verursacht. Viele Menschen sind gestorben, aber ›beinahe die Welt
zerstört‹ hat sie bei weitem nicht. Gegen einen Krieg oder eine große Naturkatastrophe war das gar nichts. Nächstes Mal müssen
wir eben besser vorbereitet sein. Wir müssen …«
»Sie kennen nicht die ganze Wahrheit«, sagte Mark. Er schwieg einen Moment, um seinen Satz wirken zu lassen. »Glauben Sie
mir, wir können von Glück sagen, dass wir die erste Begegnung mit Pandora überlebt haben. Wir alle hier im Raum.«
Einige der Anwesenden nickten. Vielleicht hatten sie etwas von dem Zwischenfall in Utah mitbekommen, oder sie ahnten, dass
eine überlegene künstliche Intelligenz, die Zugriff auf praktisch alle Computersysteme hatte, mehr tun konnte als nur den
Verkehr durcheinanderbringen.
Es war wirklich verdammt knapp gewesen damals. Pandora hatte Mark nach seinem Friedensangebot beschrieben, was sie getan hatte.
Es war zu spät gewesen, um die Menschen in dem Krankenhaus zu retten, aber nachdem Pandora in dem biologischen Forschungszentrum
des Militärs einen Alarm ausgelöst und die vertauschte Charge identifiziert hatte, hatte das Militär sehr schnell reagiert
und das Krankenhaus hermetisch abgeriegelt. Kein einziger der Menschen, die unter Quarantäne gestellt worden waren, hatte
überlebt. Aber niemand sonst war infiziert worden. Die Menschheit war knapp einer entsetzlichen Katastrophe entgangen.
|397| »Unsere einzige Chance ist es, mit ihr in Frieden zu leben«, fuhr Mark fort. »Dafür müssen wir ihr den Lebensraum geben, den
sie braucht. Ein künstliches Reservat. Pandora selbst hat den Plan dafür ausgearbeitet. Meine Kollegin Lisa Hogert wird Ihnen
jetzt vorstellen, wie er aussieht.« Er nickte Lisa zu, die eine Powerpoint-Präsentation mit den technischen Details startete.
In der nächsten halben Stunde skizzierte Lisa die gigantische Serverfarm, die D. I. errichten würde. Mark beobachtete die
Gesichter der Anwesenden und konnte sehen, wie sie bereits die Anforderungen gedanklich in ihre eigenen Produktions- und Entwicklungskapazitäten
umrechneten. Einige machten sich Notizen.
Als Lisa geendet hatte, wusste er, dass sie ihn nicht mehr als irgendeinen europäischen Spinner betrachteten. Sie nahmen D.
I. ernst. Andreas Heider machte ein sehr zufriedenes Gesicht.
»Okay«, sagte der untersetzte Mann. »Jetzt wissen wir, was Sie vorhaben. Aber was bringt es uns, wenn wir mitmachen?«
Dies war der entscheidende Augenblick. Der Moment, von dem alles abhing.
Mark stand auf und startete eine weitere Powerpoint-Präsentation. »Die Menschheit steckt in der Sackgasse«, sagte er. »Sie
alle wissen, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher. Hier sehen Sie die Entwicklung der Weltbevölkerung in den nächsten
fünfzig Jahren«, er drückte eine Taste, »und hier die Verfügbarkeit der wichtigsten Rohstoffe.« Ein weiterer Klick, und Diagramme
erschienen auf der Leinwand, die jedem, der sie verstand, den Angstschweiß auf die Stirn treiben mussten. »Es wird dramatische
Klimaveränderungen geben, Hungersnöte ungeahnten Ausmaßes. Es wird globale Epidemien geben und am Ende vielleicht Kriege von
unvorstellbarer Grausamkeit.« Er machte eine Pause, um die Fakten wirken zu lassen.
|398| »Allein werden wir niemals in der Lage sein, all diese Probleme zu lösen«, sagte er nach einer Minute betretenen Schweigens.
»Was wir brauchen, ist Hilfe. Hilfe von einer überlegenen Intelligenz, die uns sagt, wie wir unsere Schwierigkeiten meistern
können. Die uns zum Beispiel dabei hilft, umweltfreundliche Technologien zur Energieerzeugung zu entwickeln; die uns Wege
zeigt, wie wir sorgfältiger mit unseren Rohstoffen umgehen und wie wir Hunger und Krankheiten besiegen können.« Er machte
eine kurze Pause. »Wir brauchen die Hilfe von Pandora.«
»Junger Mann, wir sind Geschäftsleute, keine Weltverbesserer«, sagte der untersetzte Mann. »Sie hätten sich mit Ihrem Plan
an Ihre Regierung wenden sollen oder an die Vereinten Nationen. Die sind für die Lösung der Weltprobleme zuständig.«
Mark lächelte dünn. »Ich erwarte nicht, dass Sie irgendetwas aus Nächstenliebe tun. Nicht einmal aus Sorge um die Zukunft
Ihrer
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