Das System
Serverprogramme zugreifen.
Es war ein ziemliches Risiko. Immerhin hatte Rainer Mark am Abend nach dem Mord in der Nähe der Firma gesehen. Gut möglich,
dass die Polizei damit rechnete, dass er noch einmal an den Tatort zurückkehrte. Doch seine einzige Chance lag darin herauszufinden,
wer DINA manipuliert hatte und warum. Er nickte. »Das Problem ist nur, dass sie sicher meine Codekarte gesperrt haben.«
»Deine vielleicht«, sagte Lisa und stand auf. Außer dem T-Shirt trug sie nur einen schwarzen Slip. Sie verschwand im Arbeitszimmer
und kam kurz darauf mit einer grauen Plastikkarte zurück. »Aber die hier wahrscheinlich nicht.«
Mark machte große Augen. »Woher hast du die denn?«
Ein spitzbübisches Grinsen huschte über ihr Gesicht. »Ich hab doch gesagt, ihr könnt froh sein, dass ich meinen Zorn gut unter
Kontrolle habe.«
Er grinste ebenfalls. »Ja, da bin ich wirklich froh.«
»Gib mir den Schlüssel für die Eingangstür«, sagte sie, während sie sich ihre schwarze Jeans anzog.
»Ich komme mit«, sagte Mark.
»Du kannst mir nicht helfen. Außerdem suchen dich die Bullen überall.«
»Glaubst du etwa, ich sitze hier einfach nur rum und warte? Ich kann dir vielleicht nicht helfen, wenn du am Server arbeitest,
aber ich kann immerhin Schmiere stehen. Außerdem, falls sie dich allein im Büro erwischen, ist das ein klarer Einbruch – wenn
ich dabei bin, schlimmstenfalls Hausfriedensbruch. Immerhin gehört mir noch ein Teil der Firma.«
»Also gut.«
|137| Die Fahrt mit der U-Bahn dauerte zwanzig Minuten. Mark schloss die Eingangstür zum Büro-Komplex auf. Der Empfangstresen war
am Sonntag natürlich unbesetzt. Die roten Leuchtanzeigen über den vier Fahrstühlen zeigten an, dass sich alle auf der Ebene
des Eingangs befanden.
Eine Seitentür öffnete sich, und ein junger Mitarbeiter des Wachdienstes kam herein. Mark kannte ihn flüchtig und zuckte unwillkürlich
zusammen. Wenn die Polizei dem Mann sein Foto gegeben hatte …
Doch der Wächter grüßte nur freundlich. Es war keine Seltenheit, dass hier am Wochenende gearbeitet wurde. Er setzte sich
hinter den Tresen und nahm ein Comic-Heft zur Hand, mit dem er sich offenbar die Zeit zwischen seinen regelmäßigen Rundgängen
vertrieb.
Mark drückte den Fahrstuhlknopf. Ein Glockenton ertönte, und eine der Edelstahltüren glitt zur Seite. Er erstarrte. Der Anblick,
der sich bot, schnürte ihm die Kehle zusammen. Lisa stöhnte leise.
»O Gott!« Der Wachmann sprang auf. »Was zum Teufel …« Er griff zum Telefon und wählte eine dreistellige Nummer.
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33.
Hamburg-Hafencity,
Sonntag 9:39 Uhr
Hauptkommissar Unger starrte in den geöffneten Aufzug. Am Boden lag inmitten einer großen Blutlache ein Mann in seltsam verkrümmter
und verdrehter Haltung. Er wirkte eher wie ein Haufen blutiger Lumpen als wie ein Mensch, so als sei in seinem Körper kaum
noch ein Knochen ganz. Die Spiegelwände des Aufzugs waren mit Blut beschmiert, als hätte hier ein schrecklicher Kampf stattgefunden.
Über allem lag der scharfe Geruch von Erbrochenem.
|138| »Wie ist das passiert?«, fragte er den Notarzt, der kurz zuvor eingetroffen war und nur noch den Tod des jungen Mannes hatte
feststellen können.
Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich habe so was noch nie gesehen. Er hat Frakturen am ganzen Körper,
so als sei er aus großer Höhe gefallen. Das Blut stammt von mehreren Platzwunden, vor allem am Kopf.«
»Meinen Sie, er könnte aus dem Gebäude gestürzt sein und jemand hat ihn dann hier in den Aufzug geschafft?«
»Für mich sieht es eher so aus, als ob der Mann hier im Fahrstuhl zu Tode gekommen ist. Aber ich bin ja kein Kriminaltechniker.«
»Sie glauben, der Aufzug ist abgestürzt oder so?«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ein einfacher Absturz hätte sicher nicht so viele verschiedene Frakturen bewirkt. Es ist fast,
als wäre der Mann mehrmals abgestürzt. Es tut mir leid, aber ich kann ihnen nicht mehr sagen, als dass irgendwas diesen armen
Menschen so zugerichtet hat, dass nur noch ein blutiger Klumpen von ihm übrig ist. Aber das sehen Sie ja selbst.«
Unger nickte. Die Spurensicherung musste jeden Moment hier sein. Sie würde mit Sicherheit klären, ob der Tote im Lift gestorben
war. Er beugte sich über die Leiche. Das Gesicht war nur noch eine blutige Masse, doch Unger glaubte, das dünne Haar des Programmierers
wiederzuerkennen, der sich im Verhör so seltsam
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