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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihn im Polizeigriff nach oben. Ein bohrender Schmerz schoss durch Marks Schulter. »Keine Bewegung mehr, sonst
     breche ich dir den Arm!«, raunte der Fremde ihm ins Ohr. Mark roch seinen Atem und seinen |195| Schweiß. Er nickte. Doch gleichzeitig umfasste er den Kopf der Lampe und riss sie mit aller Kraft nach hinten. Der schwere
     Lampenfuß traf den Angreifer am Schädel.
    Der Mann stöhnte auf, und für eine Sekunde lockerte sich sein Griff. Es gelang Mark, sich herumzudrehen und den Gegner von
     seinem Rücken zu wälzen, doch der umklammerte immer noch seinen Arm. Mark ließ erneut den Lampenfuß auf den Kopf des anderen
     krachen. Diesmal war der Schlag gezielter und hatte mehr Wirkung. Eine große Platzwunde erschien an seiner Schläfe, und Blut
     strömte über sein Gesicht. Er riss die Hände hoch und hielt sie schützend vor sein Gesicht.
    Mark erschrak – er wollte den Kerl ja nicht umbringen. Er löste sich aus dem Griff und stand schwer atmend auf. Jetzt konnte
     er den Mann zum ersten Mal richtig erkennen. Er war sehr groß und breitschultrig, mit einem kahlen Schädel, über dessen linke
     Seite Blut in dicken Rinnsalen herabtropfte. Es gab ihm ein wildes Aussehen, fast wie eine Kriegsbemalung. Er trug eine schwarze
     Jeans und ein schwarzes Hemd, das aufgeknöpft war und den Blick auf eine muskulöse, mit Tätowierungen bedeckte Brust freigab.
     Der Mann richtete sich ebenfalls auf. Seine Augen funkelten böse.
    Mark hielt die Lampe hoch, bereit, erneut zuzuschlagen, sobald der andere eine falsche Bewegung machte. Doch der hob nur abwehrend
     die Hände. »Schon gut! Ich gehe ja schon!« Er bückte sich, um eine schwarze Lederjacke aufzuheben, die neben dem Bett auf
     dem Boden lag, und wandte dabei Mark den Rücken zu.
    Jetzt hatte er die Gelegenheit, den Mann endgültig niederzuschlagen. Doch er zögerte. Er würde nicht einen Wehrlosen hinterrücks
     angreifen, und er hatte Angst, zu fest zuzuschlagen und am Ende tatsächlich zum Mörder zu werden.
    Der Mann richtete sich auf und fuhr herum. Plötzlich hatte er ein langes Klappmesser in der Hand. Blitzschnell stieß er zu.
    |196| Unbewusst hatte Mark mit einem erneuten Angriff gerechnet und war auf der Hut. Er sprang zur Seite und schlug erneut mit der
     Lampe zu. Diesmal traf er nur die rechte Schulter des anderen, doch die Wucht des Schlags verfehlte ihre Wirkung nicht. Der
     Mann schrie auf. Das Messer fiel ihm aus der Hand. Er bückte sich, um danach zu greifen, besann sich jedoch eines Besseren,
     als er sah, wie Mark zu einem erneuten Schlag ausholte, und stürmte aus dem Zimmer. Mark setzte ihm nach, doch bevor er die
     Wohnungstür erreichte, war der Kerl schon die Treppe hinab verschwunden.
    Er kehrte zurück ins Schlafzimmer und befreite Lisa von ihren Fesseln und dem Klebeband. Tränen strömten über ihr Gesicht,
     als sie sich aufrichtete und die Bettdecke über ihren nackten Körper zog. Einen Moment lang konnte sie nicht sprechen und
     zitterte am ganzen Körper.
    Er nahm sie in den Arm und streichelte ihr über den Rücken. Nach einer Weile beruhigte sie sich.
    »Dieser Scheißkerl!«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme bebte. »Dieser elende Scheißkerl! Ich war ja so blöd! Oh, Mark, wenn
     du nicht gewesen wärst …«
    »Wer war das? Kennst du ihn?«
    Sie nickte. »Er nennt sich Diego. Ich … ich kenne ihn von früher. Ein Cracker. Ich habe ihm Pandora gezeigt. Hab gedacht,
     er würde mir vielleicht helfen, sie zu löschen.«
    »Du wolltest sie löschen?«
    »O Mark, du hattest absolut recht. Pandora ist gefährlich. Verdammt gefährlich. Zu Anfang habe ich es nicht kapiert. Aber
     ich habe die ganze Nacht mit ihr gechattet, und irgendwann begriff ich, dass sie nur mit mir spielt. Dann habe ich versucht,
     den Kernel-Server herunterzufahren. Doch anscheinend hat sie seine Standardkommandos verändert.« Sie sah Mark mit ihren dunklen
     Augen an, die immer noch von ihren Tränen glänzten. »Wir müssen in die Firma und den Server abschalten!«
    |197| Mark schüttelte den Kopf. »Ich war schon da. Sie haben mich gefeuert und John Grimes zum CEO gemacht.«
    »Grimes? Den Dicken aus dem Aufsichtsrat? Aber der hat doch gar keine Ahnung!«
    Mark zuckte mit den Schultern. »Was hätten sie sonst tun sollen? In den Augen der Gesellschafter bin ich ein flüchtiger Mörder,
     und die Firma ist führungslos. Wie dem auch sei, ich habe versucht, Grimes zu überzeugen, den Kernel-Server herunterzufahren.
     Aber er hat es natürlich

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