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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Nicht mehr.« Lisa schloss für einen Moment die Augen, atmete tief ein, hielt die Luft an und atmete
     dann langsam aus. »Rainer hat ihre Struktur verändert. Sagt dir der Begriff Schwarm-Intelligenz etwas?«
    »Hab davon gehört. Die Theorie besagt, dass eine große Gruppe relativ unintelligenter Wesen, die simple Verhaltensregeln beachten,
     insgesamt so etwas wie intelligentes Verhalten zeigen kann.«
    »Das ist nicht nur eine Theorie. Es ist die Realität. Unser Gehirn ist nichts anderes als ein großer Schwarm Zellen. Jede
     einzelne Zelle befolgt simple Verhaltensregeln, und ganz sicher ist eine Gehirnzelle nicht intelligent. Erst durch das Zusammenspiel
     der Gruppe entsteht ein Geist.«
    »Das heißt, Pandora ist eine Art Schwarm?«
    »Genau. Sie besteht aus Millionen Parts, die über das ganze Internet verteilt sind. Jeder dieser Parts ist wahrscheinlich
     viele tausend Mal leistungsfähiger als eine Gehirnzelle. Das Internet übernimmt die Funktion der Synapsen, die einzelne Zellen
     miteinander verbinden. Es gibt kein wirkliches Zentrum. Wenn du bei einem Menschen einen Teil des Gehirns herausschneidest,
     verliert er vielleicht bestimmte Fähigkeiten, aber er kann immer noch denken.«
    »Das heißt … wir können sie gar nicht abschalten?«
    Lisa schüttelte langsam den Kopf. »Niemand kann das. Das Internet hat eine dezentrale Struktur. Es ist aus dem Arpanet hervorgegangen,
     einem Informationssystem des US-Militärs, das mit dem Ziel entwickelt wurde, ohne einen zentralen Knotenrechner zu funktionieren.
     Im Fall eines russischen Atomangriffs auf das militärische Kommandozentrum sollte das System trotzdem intakt bleiben. Das
     Ergebnis ist, dass das Internet extrem stabil gegen Systemausfälle ist. Wenn ein Server ausfällt, übernimmt einfach ein anderer |201| dessen Funktion. Es ist praktisch unzerstörbar. Um es vollständig abzuschalten, müsste man sämtliche Computer vom Netz trennen.«
    »Aber es muss doch so was wie eine zentrale Autorität geben, eine Behörde oder so …«
    »Es gibt Behörden wie Icann oder das deutsche Denic, die bestimmte Regeln für das Internet aufstellen und zum Beispiel Domain-Namen
     vergeben. Aber niemand kontrolliert, wer welchen Rechner mit dem Netz verbindet und was er damit macht. Selbst wenn es so
     eine zentrale Institution gäbe: Überleg mal, was es bedeuten würde, das Internet abzuschalten, und sei es nur für einen Tag.
     Du würdest die gesamte Weltwirtschaft lahmlegen! Und nicht nur das: Stromnetze kommunizieren über das Internet, ein großer
     Teil des Telefonverkehrs läuft inzwischen über Voice-over-IP, Krankenhäuser, Eisenbahnen, Flughäfen, Satelliten sind darauf
     angewiesen. Auch das US-Militär wickelt nach wie vor einen beträchtlichen Teil seiner Kommunikationsströme über das Netz ab.
     Das Internet ist längst zum zentralen Nervensystem der Menschheit geworden. Selbst wenn es uns gelänge, jemanden von der Gefahr
     zu überzeugen, die von Pandora ausgeht – niemand wäre in der Lage, uns zu helfen. Aber sehr wahrscheinlich würden sie uns
     für paranoide Spinner halten und in eine Gummizelle sperren.«
    Mark nickte. »Als ich John Grimes Pandora zeigen wollte, hat sie sich einfach dumm gestellt.«
    »Wir sitzen ganz tief in der Scheiße«, sagte Lisa. »Ich mag mir gar nicht vorstellen, was Pandora alles anrichten kann.«
    Mark sah Lisa in die Augen. Er spürte, wie ihre Verzweiflung auf ihn übergriff. Er hatte mit seiner unscheinbaren kleinen
     Softwarefirma etwas geschaffen, das zum Problem für die gesamte Menschheit werden könnte. Er hatte immer davon geträumt, einmal
     berühmt zu sein, so wie die Gründer von Google oder eBay. Aber ganz sicher wollte er nicht in die Geschichte eingehen als
     der Mann, der aus Versehen das |202| Internet unbrauchbar gemacht hatte. »Gibt es denn gar nichts, was wir tun können? Irgendein Gegenmittel? Ich meine, Pandora
     ist ja eine Art Virus. Es müsste doch möglich sein, ein Virenschutzprogramm …«
    »Dafür ist sie viel zu intelligent und wandlungsfähig«, sagte Lisa. »Sie ist einfach so durch Diegos Schutzschild spaziert,
     und der ist ein ziemlich ausgebuffter Cracker. Wahrscheinlich hat sie schon die Rechner der meisten Antiviren-Firmen verseucht.
     Wir haben keine Chance!«
    »Wenn wir Pandora nicht abschalten können«, sagte Mark, »vielleicht können wir sie dann auf andere Art vernichten.«
    »Wie denn?«
    »Indem wir sie mit ihren eigenen Waffen schlagen.«
    »Du meinst,

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