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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Grund, sich an Ludger zu rächen.«
    »Mary, Lisa hat mit der Sache nichts zu tun. Wir haben sie damals zu Unrecht entlassen.«
    »Wie ist dann das Geld in ihr Portemonnaie gekommen?«
    »Ich vermute, dass Rainer den Schein dort versteckt hat.«
    |223| »Du willst mir doch nicht erzählen, dass Rainer ein Dieb war!«
    »Nein, er war kein Dieb. Er wollte Lisa loswerden.«
    »Warum das denn?«
    »Weil sie eine der wenigen im Team war, die ihm hätte auf die Spur kommen können. So wie Ludger später.«
    »Auf die Spur kommen?«
    »Er hat insgeheim an Pandora gearbeitet. Er hat DINA so modifiziert, dass sie sich wie ein Virus von selbst ausbreiten und
     ein eigenes Bewusstsein entwickeln konnte. Wir haben einen Brief gefunden, in dem er den Mord an Ludger gesteht. Anscheinend
     wollte er verhindern, dass Ludger Pandora abschaltet.«
    »Man bringt doch nicht jemanden um, weil er einen Computer herunterfahren will!«
    »Ich vermute, Rainer war den Maschinen näher als den Menschen. Pandora war sein Geschöpf, sein Baby. Für ihn war es so etwas
     wie Notwehr. Später aber hat er seine Tat bereut. Als er merkte, dass die Sache mit Pandora außer Kontrolle geriet, hat er
     wahrscheinlich selbst versucht, sie abzuschalten. Aber sie hat ihn vorher getötet, indem sie die Steuerung des Aufzugs manipulierte.«
    »Mark, ich bin mir nicht sicher, ob ich diese ganze Geschichte glauben kann.«
    »Ich kann sie ja selbst kaum glauben. Aber Pandora ist real. Ich habe mit ihr gesprochen. Sie steckt hinter dem Mord an Rainer,
     da bin ich mir sicher. Und sie ist äußerst gefährlich. Unsere einzige Chance, sie zu vernichten, liegt im Source Code. Deshalb
     müssen wir mehr über Rainers Vergangenheit in Erfahrung bringen.«
    Mary schwieg einen Moment. Sicher versuchte sie, sich einen Reim auf die abenteuerliche Geschichte zu machen. »Also gut. Wie
     kann ich dir helfen?«, fragte sie schließlich.
    »Nimm dir bitte Rainers Personalakte vor und sag mir, was da drin ist! Vor allem in seiner Bewerbungsmappe.«
    |224| »Mark, du weißt, dass ich das nicht darf. Du bist nicht mehr …«
    »Nun hör schon auf, Mary. Ich weiß, dass sie mich geschasst haben. Aber diesen Gefallen kannst du mir wohl noch tun, oder?«
     Seine Stimme war schärfer geworden, als er beabsichtigt hatte.
    »Schon gut, tut mir leid. Augenblick, ich hol mal seine Unterlagen.« Zwei Minuten vergingen, bevor sie sich wieder meldete.
     »So, hier ist sie. Ein Einser-Diplom von der TU Harburg, unterschrieben von einem Professor Weisenberg, Leiter des Instituts
     für Numerische Mathematik.«
    Mark notierte den Namen auf einem Zettelblock, der neben dem Telefon lag.
    »Dann ein Praktikumszeugnis vom Desy, ausgestellt von einem Dr. Tobler. Rainer hat da anscheinend eine Software zur schnelleren
     Datenauswertung bei irgendwelchen physikalischen Experimenten entwickelt. Er wird hier in den höchsten Tönen gelobt. Und natürlich
     ein Einser-Abitur am Katholischen Gymnasium St. Ansgar. Da war er noch keine achtzehn. Mehr hab ich nicht.«
    »Vielen Dank, Mary. Das hilft uns auf jeden Fall.«
    »Keine Ursache. Und viel Glück!«
    »Das können wir gebrauchen, denke ich.«

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    54.
    Flagstaff/Arizona,
    Dienstag 11:50 Uhr
    Sybil Shepard schlug mit der Faust auf die Tastatur, was ein empörtes Piepen des Betriebssystems zur Folge hatte. Es war zum
     Verzweifeln. Sie hatte alles hundertmal überprüft, simuliert, getestet. Es gab nichts, absolut nichts, was das seltsame Verhalten
     des AT-1 erklären konnte. Auch Rick und Thomas, die sich vor allem mit der Navigation und Steuerung des |225| Fahrwerks beschäftigten und deshalb noch nicht völlig betriebsblind waren, hatten keinen Fehler gefunden. Die Software war
     einwandfrei. Sie hatte keinen Fehler gemacht. Es war nicht ihre Schuld gewesen. Es musste ein Hardwareproblem aufgetreten
     sein, elektromagnetische Interferenzen, irgendwas.
    So oder so, der Test hatte bewiesen, dass autonome Kampfsysteme gefährlich werden konnten. Der Generalstab war nicht mehr
     bereit, die Entwicklung von Waffen zu finanzieren, die sich gegen ihre Kommandeure richten konnten. Colonel Lewis hatte ihr
     keine Vorwürfe gemacht. Er hatte in einem knappen Satz festgestellt, dass das Projekt gescheitert war. Sie solle sich wieder
     mit der automatischen Zielerkennung für manuell gesteuerte Panzer beschäftigen, hatte er gesagt, und war über diesen Knick
     in seiner Karriere als der stoische Soldat, der er war, hinweggegangen.
    Doch Shepard

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