Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)
sagte er und griff nach einem Kugelschreiber, mit dem er gegen die Tischplatte klopfte. » … ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,998 Prozent Ihr Vater.«
Hiller meinte nach wie vor, dass die Zeichnungen meines Vaters der Schlüssel wären, auch wenn er als Mörder ausschied. Er hielt es für möglich, das s mein Vater die Bilder jemandem gezeigt hätte, der sie dann als Inspiration sah, die Entführungen und die Morde auf diese Art in die Tat umzusetzen. Auf alle Fälle hielt er es für ausgeschlossen, dass es solche Zufälle geben konnte. Diese Zeichnungen zeigten die entführten Mädchen. Daran war nicht zu rütteln. Er sagte, dass er sich im Pilgrim umhören würde. Er hätte da so ein Gefühl, dass er dort eine Spur finden könnte .
Ich bot ihm meine Hilfe an, die er gerne annehmen würde, wie er meinte, sofern sie von Nöten war. Er notierte meine Telefonnummer und versprach sich bei mir zu melden. Vielleicht hätte er den Mörder und die entführten Mädchen bald gefunden? Und wenn die Zeichnungen dabei geholfen hätten, würde er mir einen dieser Mega- Whopper bei Burger King spendieren.
Ich verließ das Revier und stieg in ein Taxi. Der Regen hatte nun endgültig aufgehört und im Osten konnte man Sterne am Himmel erkennen. Am Horizont war der Himmel nicht mehr ganz so schwarz und ließ darauf hoffen, dass diese Nacht bald vorüber sein würde.
Auch wenn Hillers Vermutungen nicht von der Hand zu weisen waren, zweifelte ich dennoch an seiner Theorie. Vermutlich deshalb, weil ich davon überzeugt war, jemand wollte mir die Morde anhängen. Wieso sollte ein Pfleger oder ein Besucher das tun wollen? Nein. Der Mörder kannte mich. Er kannte meinen Vater. Und er kannte Patricia. Aber was war mit den Zeichnungen?
Auf eine Idee war der Detective nicht gekommen: Was wäre, wenn die Bilder nicht von meinem Vater gemalt worden waren? Wenn sie sich nur in seinem Besitz befanden ? Womöglich wusste er nichts davon. Nur stellte sich dann die Frage: Wer hatte die Bilder gemalt? Und wer hatte das Bild gemalt, das Dave und ich im Atelier gefunden hatten? Wer war dieses Mädchen, das darauf abgebildet war? Oder anders gefragt: Wer war das Mädchen, das der Mörder als nächstes holen würde?
So sehr ich mich um eine Antwort abmühte – mir fiel genau eine Möglichkeit ein , die Wahrheit herauszufinden u nd diese bereitete mir höllische Angst. Alles in mir wehrte sich dagegen. Allein der Gedanke daran verursachte Übelkeit und ich spürte trockenes Würgen in meinem Hals. Doch noch größer war dieser Druck in meinem Magen – die Angst um die drei Mädchen. Und um ein viertes, das irgendwo da draußen in seinem Bett schlief und keine Ahnung davon hatte, dass seine ganz persönliche Hölle bald losbrechen würde. Nein. Ich musste es tun. Auch wenn es für mich bedeutete, meine ganz persönliche Hölle zu betreten – es gab keine Alternative.
Ich bat den Taxifahrer, bei einem der Stores anz uhalten und auf mich zu warten, rannte in das Geschäft und besorgte die Dinge, die ich für mein Vorhaben benötigte.
28
Der Geruch nach Verwesung hatte mittlerweile das ganze Haus erfasst. Der Gestank kroch an mir hoch und ich fürchtete, nie wieder etwas anderes riechen zu können als diesen stinkenden Tod. Letztlich kam mir der Gedanke, dass ich es war, der diesen Geruch verbreitete, dass ich innerlich langsam verfaulte und meine Haut nur noch das madige Fleisch an meinen Knochen zusammenhielt .
Ich stieg die Treppe nach oben und spürte mit jedem Schritt, wie sich mein Körper verkrampfte. Der Schein der Lampe kämpfte gegen die Dunkelheit, die sich hartnäckig im Haus hielt, obwohl das Morgengrauen bereits eingesetzt hatte. Als ich meinen Wagen vor dem Haus abgestellt hatte, erkannte ich im Osten einen dunkelroten Streifen. Auch wenn ich wusste, dass bald die Sonne in den Himmel steigen und alles Unheimliche von dieser Welt nehmen würde, hatte ich den Eindruck, das purpurne Glühen am Horizont käme aus der Hölle. Als hätte der Teufel die Tore geöffnet, um seine Dämonen auf direktem Weg zu mir zu schicken. Sie würden mich holen. Ich war schon viel zu lange weg. Satan hatte seinen Spaß gehabt. Und jetzt, Jack – ab nach Hause.
Die Stufen knarrten mit hölzernen Stimmen, als würde jeder Tritt morsche Kn ochen zum Bersten bringen. J ede Stufe warnte mich davor, weiterzugehen. Tu es nicht! , schrien sie. Tu es verdammt noch mal nicht!
Doch ich hörte nicht auf sie. Ich musste es tun.
Die Tür zu meinem
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