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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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jemand mit einem Löffel Stück für Stück Fleisch herausschälen und dann mit einem Messer an meinem Knochen sägen.
    »Wo sind die Mädchen?«
    Das Geräusch eines Motorbootes lenkte die beiden ab. »Licht aus«, zischte einer. Die Lampe erlosch. Die plötzliche Dunkelheit war meine Chance. Ich schnellte unter höllischen Schmerzen hoch und fasste nach der Hand des Mannes, wo ich die Waffe vermutete. Wieder dieses Ploppen. Ein dumpfer Aufschrei. Ein Körper fiel in das Laub. In blinder Verzweiflung stieß ich den Mann von mir und rannte in Richtung Strand. Ich hörte nur meine Schritte durch das Laub rascheln. Sah die Lampe, die einer der Männer auf den sich windenden anderen richtete. Er kniete neben ihm und drückte die Hand gegen dessen Unterleib.
    Der Sprung von der Straße auf den Steinstrand raubte mir beinahe das Bewusstsein. Aber zum Ausruhen und Brüllen war jetzt keine Zeit. Ich schob das Boot ins Wasser und ruderte los.
    Etwa hundert Meter neben dem Terminal der Hart Island Fähre stieg ich an Land, humpelte zu meinem Wagen, startete und fuhr los.
    Mein rechter Oberschenkel tobte . Tränen stiegen in meine Augen. Ich war überzeugt, dass die beiden auf der Insel nicht allein waren. Es war eine organisierte Gruppe. Vielleicht war auch die Polizei irgendwie darin verwickelt. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass hier Selbstjustiz verübt wurde, da die normale Ermittlungsarbeit zu langsam fortschritt. Und das Ziel dieser Selbstjustiz war ich. Sie wollten den Mörder auf schmerzvolle Weise hinrichten. Aber erst nachdem er ihnen gesagt hatte, wo er die Mädchen versteckt hatte.
    Ich musste verschwinden . Untertauchen. Und in Ruhe überlegen, wie ich weiter vorgehen sollte.
     
    12. August 2011
    7:45 abends (Siebenundzwanzig Stunden früher)
     
    Doktor Scary, der Leiter der Pathologie des Staten Island University Hospitals, betrachtete mich skeptisch. Ich hatte ihm erklärt, dass ich vom FDNY wäre und letzte Woche ein Kind eingeliefert worden wäre, das bei einem Wagenbrand um s Leben gekommen war. Er konnte sich an das Brandopfer, wie er es nannte, erinnern, und wollte wissen, warum ich mich dafür interessierte.
    »Ich habe einen Verdacht wegen der Brandursache und wollte wissen, ob das Mädchen etwas bei sich hatte, als es eingeliefert wurde.«
    Noch während ich die Worte aussprach, wurde mir klar, wie absurd sie waren. Natürlich hatte sie nichts bei sich gehabt. Was denn auch? I st ja alles verbrannt. Folglich verstand ich Scarys skeptischen Blick, der zu fragen schien, ob die Hitze, der ich berufsbedingt ausgesetzt war, mein Gehirn gebraten hätte.
    »Nein«, sagte er und ich bemerkte den Zynismus in seiner Stimme. »Sie hatte nichts bei sich.«
    Ich schüttelte wegen meiner Dummheit innerlich den Kopf und erhob mich aus dem Stuhl.
    »Allerdings«, sagte er und kratzte sich an seinem Hinterkopf, »ist es interessant, dass Sie sich danach erkundigen. Es wurde etwas für das Mädchen abgegeben.«
    »Was denn? Von wem?«
    »Von wem wissen wir nicht. Es wurde beim Portier hinterlegt. Es stand nur darauf, dass es für das verbrannte Mädchen von Staten Island bestimmt war. Es war ein Päckchen. Darin befanden sich ein rotes Kleid, rote Schuhe und eine Puppe.«
    »Eine Puppe? Wie sah sie aus?«
    »Keine Ahnung. Wie eine Puppe eben. Wahrscheinlich hatte der- oder diejenige in der Zeitung von dem Fall gelesen und diese Dinge für das unbekannte Mädchen gespendet.«
    »Darf ich die Puppe sehen?«
    Scary schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Das Mädchen konnte nicht identifiziert werden. Die Polizei hat sämtliche Untersuchungen abgeschlossen und sie zur Beisetzung freigegeben. Wir haben ihr das Kleid und die Schuhe angezogen und die Puppe in den Sarg gelegt.«
    »Und wo ist sie beigesetzt worden?«
    Der Arzt zögerte. Die Antwort schien ihm schwerzufallen. »Hören Sie, Mister. Beerdigungen sind teuer, und auch wenn es um ein Kind geht, kann das Krankenhaus die Kosten nicht übernehmen.«
    »Ja, das verstehe ich. Also wo?«
    »Hart Island. Sie wurde gestern rüber gebracht.«
    Hart Island. Die Insel der Toten. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder der Arzt hatte Recht und jemand hatte dem Opfer aus Mitleid eine Puppe und Bekleidung gespendet, oder der Mörder hatte die Dinge abgegeben, um eine weitere Spur zu mir zu legen.
    Ich vermutete Letzteres, da ich mir sicher war, dass nirgendwo erwähnt worden war, dass es sich bei dem Opfer um ein Mädchen gehandelt hatte. Diese Tatsache konnte außer mir und

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