Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)
müssen.«
»Jack! Verdammt! Was war dort los? War dein Atemschutz im Arsch? Deine Maske beschlagen? Oder was?«
Wieder versuchte der Captain, mir einen Rettungsring zuzuwerfen. Wieder schüttelte ich den Kopf. »Das Mädchen war nicht da!« Ich stand auf und stützte mich am Schreibtisch ab. Hearing trat einen Schritt zurück. »Ich schwöre, dass das Mädchen nicht da war! Ich bin doch nicht bescheuert.«
»Das werden wir klären müssen«, sagte Hearing.
»Ganz sicher«, antwortete ich ihm.
»Jack, bis dahin muss ich dich vom Dienst suspendieren, das ist dir doch klar?«
»Tu, was du tun musst, Joe. Aber ich schwöre dir : Die Kleine war nicht im Haus. Irgendetwas stinkt da gewaltig. U nd das werde ich herausfinden.«
12. August 2011
3:45 nachts (43 Stunden früher)
Der Captain hatte mir nahegelegt, die restliche Nacht frei zu nehmen. Auch wenn ich durchaus meinen Dienst hätte weiterführen können, nahm ich das Angebot an und fuhr zu Sandra in die Praxis. Ich hätte sie auch anrufen können, aber ich wollte sehen, wie sie reagierte, wenn ich ihr von dem Brand im Haus der Whites erzählte.
Sandra meinte, dass ich einen schlechten Scherz machen würde, als Rache für unser Gespräch am Vortag. Erst nachdem ich ihr mit Nachdruck erklärt hatte, dass es mir ernst war, starrte sie mich ungläubig an.
»Sind alle in Ordnung?«, fragte sie.
»Ihre Mutter ist im Krankenhaus, Rauchgasvergiftung. Das Mädchen hat man bis jetzt nicht gefunden. Alle hoffen, dass sie bei einer Freundin geschlafen hat, da sie nicht im Haus zu finden war.«
»Und es kann nicht sein, dass sie sich versteckt hat?«
»Nein!« Ich brüllte sie zornig an, da ich genau auf diese Frage gewartet hatte. »Hat sie nicht! Ich habe alles durchsucht! Das Mädchen war nicht im Haus.«
»Schon gut! Ich frage ja nur. Kann ja sein, dass Mister Superfirefighter auch mal etwas übersieht.«
»Was soll der Scheiß? Ich habe niemanden übersehen! Das Mädchen war nicht da! Und Mister Superfir efighter wird jetzt gehen. D ieses Mal kannst du dir deine Anrufe sonst wo hin stecken !«
»Ja, geh nur! Hau ab! Und du kannst bis in alle Ewigkeit auf meinen Anruf warten! Arschloch!«
Ich rannte aus der Praxis. Auf der Straße wurde mir bewusst, dass die Hoffnung, Patricia würde wo anders übernachtet haben, sich nicht bestätigen würde – ich erinnerte mich an den Rollstuhl in ihrem Zimmer. I ch war überzeugt, dass das Mädchen nicht ohne ihn das Haus verlassen würde. In diesem Moment ergriff mich eiskalte Panik.
12. August 2011
0:20 Uhr nachts (47 Stunden früher)
Der Abend im Department war ruhig verlaufen. Dave war vom Urlaub zurückgekehrt und erzählte von den Florida Keys. Die Hitze, die Sonnenuntergänge, die vielen Inseln, was er alles gesehen hätte und vor allem – was er nicht gesehen hatte und deswegen unbedingt noch einmal dort hin zurückkehren musste. Ich freute mich, ihn wieder in meiner Nähe zu haben und wir nahmen uns fest vor, die nächsten Tage mal ordentlich auf den Putz zu hauen.
Um 0:23 kam der Einsatzbefehl. Ein Einfamilienhaus stand in Flammen. In Castleton Corners. Wieder hatte ich dieses mulmige Gefühl. Wieder glaubte ich, Patricia wäre in Gefahr. Und wieder versuchte ich mich zu beruhigen und zu überzeugen, dass mit der Kleinen alles in Ordnung war. Doch dieses Mal empfand ich diese Angst zu Recht.
Während ich vom Einsatzwagen absprang, empfing ich über das Headset die Information des Captains: Zwei Personen befänden sich im Haus. Eine Erwachsene und ein ab den Hüften abwärts gelähmtes Mädchen.
»Wie heißt die Familie?«, fragte ich den Captain, während ich auf die Haustür zulief. Die Antwort traf mich wie ein Schwerthieb gegen meine Beine. White .
Ich drosch die Axt gegen die Tür, Dave stand beim Geländer der Veranda. Durch die Fensterscheiben fiel orange flackernder Schein und auch in den Fenstern des Dachgeschosses konnte man Flammen erkennen. Die Tür gab mit dem dritten Schlag nach. Ich sprang zur Seite und wartete, bis sich die Flammen wieder zurückgezogen hatten. Dave und ich rannten in das Haus, sahen uns in der Diele um. Flammen. Überall. Und eine Hitze, die nur aus der Hölle stammen konnte. Dave zeigte zur Küche. »Gas!«, rief er in sein Mikro. Der Hinweis galt in erster Line der Mannschaft vor dem Haus. Für sie bedeutete das de n Startschuss für eine Suche nach dem Gashahn, der umgehend zugedreht werden musste.
Ich rannte über die Treppen nach oben. Der untere
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