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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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die beiden Todesfälle zusammen? Bei beiden Einsätzen war ich am Brandort. B eide wurden nach dem gleichen Schema verübt. Ja, es musste einen Zusammenhang geben. Einen anderen als mich .
    I ch war überzeugt, dass der Mörder auch bei dem anderen Mädchen eine Spur hinterlassen hatte, die zu mir führte.
     
    12. August 2011
    11:45 mittags (35 Stunden früher)
     
    Verkohlte Holztrümmer lagen im Rasen vor dem Eingangsbereich des Hauses der Familie White. Das Dach war noch intakt, obwohl das obere Stockwerk zu einem Gutteil auf das untere herabgestürzt war. Unter der Decke hatte sich um zwei Mauerreste eine Höhle gebildet, woraus mich meine Kameraden befreit hatten. Dave hatte es mir nach dem Brand wieder und wieder gesagt, jetzt glaubte ich ihm: Ich hatte unwahrscheinliches Glück gehabt.
    Ich kletterte über die Reste des Eingangsbereichs und hatte kurz darauf – dank der Aufräumarbeiten der Brandermittlung – Patricias Zimmer erreicht. Die Lage ihres Körpers war mit rotem Lackspray auf dem verkohlten Boden markiert, und obwohl man ihren Leichnam längst weggebracht hatte, vermied ich es, auf diesen Bereich zu treten.
    Die Puppe lag noch hinter dem Bett. Ich hatte mich beim Betrachten des Bildes nicht geirrt – sie wies keinerlei Brandspuren auf. Sie trug ein hellblaues Kleid und die Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Auf der rechten Wange glänzten dicke , schwarze Tränen, die Lippen waren mit blutroter Farbe nachgemalt. Niemand anderer als der Mörder hatte die Puppe hier gelassen – davon war ich überzeugt.
    Wieder spürte ich die Vertrautheit, die von die sem Puppengesicht ausging. D ann wusste ich, wo ich dieses Gesicht schon viele Male gesehen hatte. Es bestand kein Zweifel.
    Als ich Patricias Zimmer mit der Puppe verlassen wollte, hatte ich plötzlich das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Keine Ahnung, woher es gekommen war – es war einfach da. Ich blickte mich um und fand es auf dem Boden hinter dem Schreibtisch. Patricias Tagebuch. Die Flammen hatten es wie durch ein Wunder verschont. Ich hob es auf und blätterte darin. Mich durchfuhr Wärme, als hätte ich es soeben aus den Flammen gezogen , und ich spürte, dass ich mit dem Tagebuch einen Teil von Patricia in der Hand hielt. Lies mich , schien es mir zuzuflüstern. Lies mich und erfahre die Wahrheit .
    Und ich würde es lesen, obwohl ich glaubte, die Wahrheit bereits zu kennen.
     
    12. August 2011
    9:45 vormittags (37 Stunden früher)
     
    Hearing machte den Eindruck, mir interessiert zuzuhören und gab mir dann Recht, dass meine Version durchaus eine Option wäre, die eine plausible Erklärung für den Tod von Patricia liefern könnte. Nur gab es für meine Theorie keinerlei Beweise.
    »Wie sollen wir das feststellen können?«, fragte er. »Die Kleine ist verbrannt und da gibt es nichts mehr, woran man erkennen könnte, dass hier ein Gewaltverbrechen verübt wurde.« Er unterstrich seine Aussage mit einem Bild, das er über die Schreibtischplatte zu mir schob. Patricias Leiche war darauf abgebildet und mir fiel sofort auf, dass in diesem Bild etwas nicht stimmen konnte. »Ich will Ihnen ja gerne glauben. Vor allem, nachdem der Captain Sie als einen der besten Firefighter New Yorks bezeichnet hat. Aber wir brauchen mehr, als nur eine Theorie, Mister Reynolds.«
    »Gibt es noch mehr Bilder?«
    Hearing nickte und reichte mir eine Mappe mit vier weiteren Fotos. »Ich hasse diese Bilder. Ich habe noch nie etwas derart Grausames gesehen.«
    Ich blätterte durch die Fotografien und sah auf jedem Bild meinen ersten Eindruck bestätigt. Patricia schien zu robben, hatte ein Bein gestreckt, das andere war zum Körper gezogen. »Das Bein«, sagte ich.
    Hearing hob die Augenbrauen. »Was ist damit?«
    »Es ist abgewinkelt und zwar in einer Art, die nicht möglich ist, für ein gelähmtes Kind.«
    Hearing nickte. »Scheint so. Vielleicht war es die Wucht der Explosion? Keine Ahnung.«
    »Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hat der Mörder sie so hingelegt. Mister Hearing! Lassen Sie die Lungen des Mädchens untersuchen. Wenn Patricia in dem Haus an den Folgen von Rauchgas verstorben ist, wird man das feststellen. Und wenn es so war, dann nehme ich alle Konsequenzen auf mich. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Kleine ermordet und dann verbrannt worden ist. In diesem Fall wird man kein Rauchgas finden. Machen Sie es, Hearing. Da draußen läuft ein Mörder frei herum. Das ist doch nicht zu viel

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