Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)
Teil stand bereits in Flammen und ich hoffte, die Stufen würden Dave und mein Gewicht noch tragen. Sie taten es.
Ich öffnete die Tür zum Elternschlafzimmer, erkannte im Schein der Flammen eine erwachsene Person. »Dave! Sie gehört dir. Ab durch das Fenster!«
Dave nickte und schlug mit der Axt gegen die Scheibe. »Wasser!«, brüllte er ins Mikro. Kurz darauf sprühten rot glänzende Diamanten in das Zimmer und löschten die Flammen, die gierig an der Wand nach Futter suchten.
Ich rannte aus dem Raum und öffnete die Tür zum angrenzenden Zimmer. Das Kinderzimmer. Neben dem Bett stand ein Rollstuhl. Auch hier kletterten bereits die Flammen an der Wand nach oben. Ich zog die Bettdecke von der Matratze. Das Bett war leer. Auch im Bettkasten konnte ich nichts finden. Ich riss die Schränke auf, fetzte die Kleider auf de n Boden, sah unter dem Schreibtisch und an jedem anderen Platz im Raum nach. Nichts.
»Das Mädchen ist nicht im Zimmer! Ich suche sie in den anderen Räumen.«
Der Captain antwortete. »Mach das! Weit kann sie nicht sein. Sie kann ja nicht gehen. Und Jack! Mach schnell! Bruce kann den Gashahn nicht finden! Die Bude wird jeden Moment in die Luft fliegen!«
»Okay!«, brüllte ich und kehrte in das Elternschlafzimmer zurück. Dave hatte Patricias Mutter bereits aus dem Fenster gedrückt und saß auf dem Fensterbrett.
»Raus hier, Dave!«, schrie ich.
Er ignorierte meine Worte und sprang zurück ins Zimmer.»Ich helfe dir!«
Ich fiel auf die Knie und riss die Matratzen von dem Bett. Nichts. Dave öffnete die Schränke und warf die Kleidung auf den Boden. Ich blickte mich um. In diesem Raum konnte sich das Mädchen ebenfalls unmöglich versteckt haben. Wir rannten in die Diele und durchsuchten das Badezimmer und die Toilette. Aber auch dort fanden wir von dem Mädchen keine Spur.
»Sie muss unten sein«, rief ich.
»Jungs! Schwingt eure Ärsche da raus! Die Bude explodiert gleich!«
»Raus mit dir, Dave!«
»Das wünschst du dir wohl! Nichts da! Die Fire-Twins trennt keiner.«
»Männer! Es wird keine Fire-Twins mehr geben, wenn ihr nicht gleich verschwindet!«
Ich packte Dave am Kragen und drängte ihn in das Schlafzimmer, drückte ihn zum Fenster.
»Schwirr jetzt ab, Dave«, sagte ich zu ihm. »Ich bin dein Kommandant! Das ist ein verdammter Befehl!«
»Du kannst dir deinen Befehl in deinen … «
Weiter kam Dave nicht. Ich schob ihn durch das Fenster. Er kippte rücklings weg und fiel direkt in das Luftpolsterkissen.
»Und das gleiche gilt für dich, Jack. Ich befehle dir, das Haus jetzt zu verlassen.«
»Sorry, Boss. Aber die Verbindung ist so schlecht. Muss am Gas liegen. Ich suche das Mädchen.«
»Jack! Du alter Dickschädel! Raus mit dir!«
Der Captain versuchte weiter, mir Befehle zu erteilen und mir klar zu machen, dass ich mich in höchster Lebensgefahr befand. Aber das spielte für mich keine Rolle. Ich musste das Mädchen finden. Ohne Patricia würde ich nicht aus dem Haus gehen.
Ich hechtete über die Treppe nach unten. Etwa bei der Hälfte gab eine Stufe mit laute m Ächzen nach und die Treppe stürzte in sich zusammen. Glühende Holztrümmer flogen um mich und für kurze Zeit verlor ich jede Orientierung. Ich spürte die Hitze der höllischen Glut durch meine Kleidung, fühlte, wie meine Haut begann, Blasen zu schlagen. Aber ich drückte mich hoch. Patricia musste in dem Haus sein.
Ich trat die Türen der unteren Räume ein, sah überall nach – und fand nichts. »Ist hier ein Keller?«, fragte ich durchs Mikrofon.
»Negativ! Kein Keller!«
»Das Mädchen ist nicht hier!«
»Okay, Jack, dann schwing deinen Arsch … «
Eine Explosion donnerte durch die Diele. Ein Feuerball raste über mich hinweg. Die Druckwelle warf mich gegen die Wand in der Diele, wo ich langsam zu Boden rutschte. Ich hörte das Knirschen der Decke, Stück für Stück brach sie auf mich nieder. Ein Donner erschütterte die Wände. Ich sprang hoch, rannte auf die Eingangstür zu, stolperte, fiel, lag auf den brennenden Dielen. Dann stürzte die Decke auf mich herab.
Es dauerte fünfzehn Minuten, bis die Männer den Eingangsbereich freigeräumt hatten. Dave zog mich aus den Holztrümmern. I ch konnte zwei Dinge in seinem Gesicht erkennen: Erleichterung, als er feststellte, dass ich noch lebte – und Unverständnis, als er erkannte, dass ich beinahe unverletzt war.
11. August 2011
3:30 nachmittags (56 Stunden früher)
Die Heimleiterin schien nicht recht zu wissen, was sie von
Weitere Kostenlose Bücher