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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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Hearing rief am selben Tag abends an und behauptete, Reynolds hätte interessante Hinweise zu den Entführungsfällen. Er beschrieb die vier vermissten Mädchen und schwor Stein und Bein, dass er sie gerade eben von Reynolds erhalten hätte. Dieser wiederum hätte sie von Zeichnungen, die sein Vater vor zwei Monaten im Irrenhaus gemalt hatte. Vor zwei Monaten – also vor der ersten Entführung. Selbstredend machte dieser Umstand Edward Reynolds zum Hauptverdächtigen. Dabei gab es nur ein kleines Problem: Er war tot. Suizid . Drüben in der geschlossenen Abteilung des Pilgrim Psychiatric Centers.
    Edward Reynolds hatte sich dort vor eineinhalb Monaten mit Petroleum übergossen und in Brand gesteckt. Laut Untersuchungsbericht war nicht geklärt, wie diese Flüssigkeit in das Zimmer auf Abteilung Sieben kommen konnte und natürlich hatte man es nicht für notwendig erachtet, die Identität der Leiche zu überprüfen. Das Zimmer war abgesperrt und außer den Pflegern hatte dazu niemand Zutritt. Demnach musste es sich bei dem Opfer um Edward Reynolds handeln. Woher kam dann aber Jack Reynolds Überzeugung, sein Vater könnte noch am Leben sein?
    Hiller hatte sich das Protokoll des Vorfalls von den Kollegen auf Long Island rüberschicken lassen. Laut diesem Bericht hatte ein Pfleger Reynolds Schreie aus des sen Zimmer gehört. Er entriegelte die Tür und sah einen brennenden Körper am Boden liegen, Bettzeug und Vorhänge hatten ebenfalls bereits Feuer gefangen. Er rannte aus dem Zimmer, löste den Feueralarm aus und holte den Feuerlöscher, um den Brand zu bekämpfen. Die Abteilung wurde sofort evakuiert. Außer Reynolds gab es keine Opfer. Auch waren die Patienten nach Beendigung des Alarms vollzählig.
    Hiller hatte sofort erkannt, dass die Aktionen des Pflegers Jack Reynolds‘ Behauptung möglich machten – der Pfleger hatte einen Feuerlöscher geholt. E ine nachvollziehbare Reaktion. A uch dass er in dieser Zeit die Tür nicht geschlossen und abgesperrt hatte. Dadurch bestand eine Möglichkeit zur Flucht. Edward Reynolds hätte das allerdings nicht alleine geschafft. Jemand hätte ihm helfen müssen. Dieser Jemand musste Zutritt zu der Abteilung und dem Zimmer gehabt haben und vor allem musste eine Leiche her, deren Verschwinden niemandem auffallen würde. Diese Leiche wurde verbrannt. Womöglich war sie bereits woanders verbrannt worden, um sicher zu gehen, dass man sie nicht aufgrund Äußerlichkeiten identifizieren konnte, und hatte das grausige Werk in dem Zimmer nur noch vollendet. Reynolds befand sich im Zimmer und brüllte wie am Spieß. Der Pfleger stürzt herein, sieht die brennende Leiche und verlässt den Raum. Reynolds schlüpft durch die offene Zimmertür und versteckt sich irgendwo in der Abteilung – Toilette, Abstellraum, wo auch immer. Dem Pfleger würde nichts auffallen. Er war damit beschäftigt, den Brand zu löschen. Auch andere Pfleger auf der Station würden in erster Linie in das Zimmer stürzen , um ihrem Kollegen zu helfen, daran bestand kein Zweifel. Ein alter Illusionistentrick: Sorge für etwas, das die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zieht, und du kannst abseits des Geschehens alles Beliebige machen, ohne dass es jemand bemerken würde. Houdini hatte so gearbeitet. Die Abteilung zu verlassen war demnach nicht mehr schwierig. Im allgemeinen Tumult brauchte Reynolds nur mit den anderen Patienten durch die offene Tür ins Freie spazieren. Niemand würde ihn beachten.
    Ja, es war möglich. Hiller konnte daher die Option nicht ausschließen, dass Reynolds ’ Vater tatsächlich noch am Leben war.
    Hiller rief Agent Seal vom FBI New York an, mit dem er wegen der Entführungsfälle der Mädchen ohnehin laufend in Verbindung stand , und bat ihn um Unterstützung. Seal lieferte ihm innerhalb dreißig Minuten die benötigten Informationen über Edward Reynolds. Informationen, für deren Beschaffung Hiller Tage gebraucht hätte.
    Edward Reynolds war Chirurg auf der neurologischen Abteilung des Pilgrim Psychiatric Centers. Nicht irgendein Chirurg, wie Bob anmerkte, der den Namen aus einem Zeitungsbericht kannte. Er war eine Berühmtheit auf dem Gebiet der Neurochirurgie. Bob meinte, dass dieser Mann vermutlich einen Kopf annähen könnte und zwar so, dass der Patient nicht einmal merk t , dass er ihn jemals verloren hätte. Weiters sagte er, dass Reynolds laut der Schlagzeile jenes Berichts einem Mädchen das Gehen geschenkt hatte. Es war querschnittsgelähmt und Edward Reynolds hatte mit

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