Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)
vergessen hat … « Er schüttelte abermals den Kopf. Diesmal ohne Grinsen. »Verdammt, Jack. Ich hoffe, dass das bald vorbei ist.«
»Danke, Sir.«
»Joe«, sagte der Captain.
»Danke, Joe.«
»Dave meinte, du willst dir Urlaub nehmen?«
Der Gedanke, Dave hätte dem Captain die Begründung für den Urlaub mit meinen Worten geliefert, rang mir ein Lächeln ab. Ein kaum erkennbares Zucken an Joes Mundwinkel sagte mir dann: Er hat.
»Ich muss ein paar Dinge klären. Außerdem fürchte ich, dass ich momentan der 154-sten keine große Hilfe bin.«
»Nimm ihn dir«, sagte der Captain. »Du hast genug Urlaub. Ich hab mit den Jungs gesprochen. Jeder Einzelne würde auf der Stelle deinen Dienst übernehmen. Kein Problem.«
»Danke, Joe. Ist nett von den Jungs.«
»Du hast oft ge nug dasselbe für sie getan .«
»Gut zu wissen, dass ich kein Arschloch war.«
»Nein, bei Gott. Das warst du nich t. Und was diese Amnesie angeht: M ir ist es scheißegal, ob sie heute, morgen oder nie verschwindet. Wenn du bereit dazu bist, dann bist du wieder im Team. Und wenn ich dich selbst neu anlernen muss. Ganz egal. Du bist für den Job eines Feuerwehrmannes geboren worden. Klar?«
Ich nickte und stand auf. »Ich melde mich.«
»Und wenn du meine Hilfe brauchst, egal wie, dann lass es mich wissen.«
»Mache ich«, sagte ich und ging zur Tür.
»Und Jack?«
Ich drehte mich noch einmal zu ihm.
»Die Suspendierung … «
»Ja?«
»Ich habe nie daran geglaubt, dass du die Kleine übersehen hast. Keiner von uns hat das geglaubt.«
»Das hoffe ich, Joe . Auch wenn jedem einmal ein Fehler passiert«, fügte ich hinzu.
Der Captain schüttelte den Kopf. »Nicht einem Jack Reynolds. Dieser Jack wäre niemals aus dem Haus gegangen, wenn auch nur ein Fünkchen eines Verdachts bestanden hätte, dass noch jemand in den Flammen Hilfe benötigte. Explosion hin oder her. Eher wärst du mit dem Haus in die Luft geflogen … na ja, am Ende bist du das ja auch.« Der Captain schüttelte lächelnd den Kopf. »Eine Minute länger im oberen Stockwerk, mein Junge, und du wärst Geschichte gewesen. Ich habe dich angefunkt, dir befohlen sofort aus dem Haus zu verschwinden, aber du hast immer wieder gesagt, dass du weitersuchen musst. Nein Jack – jeder andere hätte die Kleine in ihrem Zimmer übersehen können, aber nicht du.«
»Danke Boss. Inzwischen hat sich ohnehin herausgestellt, dass das M ädchen nicht da war.«
Der Captain nickte .
Ich ging zu ihm und reichte ihm die Hand. »Alles in Ordnung, Joe«, sagte ich. »Wir wissen beide, dass du nicht anders konntest.«
»Alles klar, Jack«, sagte er , ergriff meine Hand, und wir waren uns einig, dass damit alles gesagt war.
»Hart Island Project?«, fragte Dave.
Ich nickte. »Ja, das hat Bourne zu mir gesagt.«
Dave tippte den Begriff in eine Internet-Suchmaschine und drückte die Enter-Taste.
Er hatte mich bereits vor dem Büro des Captains erwartet, wie eine Mutter, die ihr Kind vom Schuldirektor abholte. Er wirkte nervös, als hätte er befürchtet, mein Gespräch mit Joe könnte in irgendeiner Weise unangenehm verlaufen. Erst , als ich ihm sagte, alles wäre okay, entspannten sich seine Gesichtszüge und er brachte mich in einen Raum neben dem Mannschaftsquartier. Eigentlich war es mehr eine fensterlose Kammer, in der an einer Seitenwand ein Bücherregal aufgestellt worden war. Ein schmuddeliger Lesesessel stand davor und an der Stirnseite des Raumes befand sich ein winziger Computertisch mit einem Bildschirm und zwei Holzstühlen. Dave hatte den Rechner bereits gestartet und die Verbindung mit dem Internet hergestellt.
Die Luft in der Bibliothek , wie Dave den Raum nannte, war heiß und trocken. Ich griff nach der Flasche Wasser, die Dave in weiser Voraussicht auf den Tisch gestellt hatte, und nahm einen kräftigen Schluck.
Dave zeigte auf den Bildschirm. »Hart Island Project«, sagte er. »Hier haben wir es.« Er klickte auf das erste Suchergebnis. Eine Internetseite wurde geöffnet, auf der die Besucher herzlich beim Hart-Island-Project begrüßt wurden.
Als Texthintergrund wurden Bilder von beschriebenen Listen angezeigt. Zwei Nummern und ein Name waren tabellarisch erfasst. Die dreistellige Nummer identifizierte den Sarg. Die sechsstellige Nummer war offenbar der Schlüssel zur Identität. Anhand des Namens und der zugehörigen Nummer war demnach die Lage des Sarges festgelegt.
»Die Nummer«, sagte ich leise und dankte Bourne gedanklich abermals für den Hinweis, den
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