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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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in dem Sarg. Patricia war demnach nicht das einzige Opfer dieses perversen Mörders. Doch was mich erschrak, war die Überzeugung, dass ich das bereits gewusst haben musste. Vor meinem Gedächtnisverlust.
    Was hatte ich damals noch alles herausgefunden? Aus einem nicht erklärbaren Grund fürchtete ich die Antwort auf diese Frage. Aber nicht so sehr, wie die Antwort auf die nächste: Warum um alles in der Welt hatte ich dieses grausame Wissen für mich behalten?

22
     
    Die Feuerwache der 154. Engine Kompanie wirkte unscheinbar. Stünden nicht zwei Wagen des FDNY neben dem Gebäude – ich wäre daran vorbeigefahren.
    Ich parkte meinen Chevy und betrachtete das Gebäude im Rückspiegel. Ein Backsteinbau, zweigeschossig. Er sah aus , als wäre er aus mehreren Bauklötzen zusammengewürfelt worden. Auch wenn die Feuerwache von der Straße aus eher schmächtig wirkte, zog sich das Gebäude erheblich in die Länge. Im Erdgeschoss vermutete ich die Garagen für die Einsatzfahrzeuge. Im Obergeschoss sah ich Fenster mit Vorhängen. Einer wurde zur Seite geschoben. Kurz erschien das Gesicht eines mir nicht bekannten Mannes.
    Die Gewissheit, dass ich in dieser Wache die letzten Jahre meines Lebens verbracht, t agtäglich meinen Dienst angetreten hatte und von hier aus zu unzähligen Einsätzen losgefahren war , ließ Verzweiflung in mir wachsen. Nichts an diesem Gebäude kam mir bekannt vor. Wie würden meine Kameraden reagieren? Der Captain? Es lag auf der Hand, dass in den folgenden Minuten mein Gedächtnisverlust auffliegen würde. Jeder würde merken, dass ich nicht wusste, wo ich mich befand. Ich hatte noch nicht einmal eine Idee, wie ich in das Gebäude hineinkommen sollte. Und wenn es einen Einsatz gab? Wenn ich mitfahren musste? Wenn durch mich Menschenleben gefährdet wurden? Nein. Das konnte ich nicht zulassen. Ich musste mit der Wahrheit herausrücken. Dass ich nicht hierher gehörte, bis meine Erinnerung zurückgekehrt war. Sofern das jemals passieren würde.
    »Hey Jack!« Daves Stimme hallte über den Parkplatz. Ich öffnete die Autotür und stieg aus. »Wurde aber auch Zeit, dass du endlich kommst. Die Jungs können es kaum noch erwarten.« Er legte seine Hände auf meine Schultern und schüttelte mich.
    »Hör zu, Dave … Ich … «
    »Alles in Ordnung, Jack-Ass. Ich habe ihnen von deinem kleinen Gedächtnis-Aussetzer erzählt. Ist für die Jungs kein Problem.« Er boxte gegen meinen Oberarm.
    »Sie wissen, dass ich mich an nichts erinnern kann?«
    »Oh ja. Und der eine oder andere findet das gar nicht so schlecht.« Er grinste spitzbübisch.
    »So, so.«
    Dave nickte in Richtung Gebäude. »Führung gefällig?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und ging auf das Haus zu. Zu einem Nebeneingang, den ich auf den ersten Blick nicht gesehen hatte. Er befand sich hinter einem Mauervorsprung, vor dem ein Einsatzwagen abgestellt war.
    Dave öffnete den Eingang und winkte mich an sich vorbei. Der Geruch von Öl und Diesel empfing mich in einer Garage mit enormen Ausmaßen. Reifen stapelten sich am hinteren Ende. Aufgerollte Schläuche lagen auf dem Boden. Ein weiterer Truck war in der Garage abgestellt.
    An der Seitenwand, etwa in der Mitte, führte eine doppelflügige Tür aus der Garage. Wir betraten einen Raum, der mit Stahlschränken vollgestopft war. Auf jedem der Schränke war ein Schild mit einem Namen angebracht. Dave zeigte auf einen der Schränke. »Deiner«, sagte er und unterstrich das Wort mit einem Faustschlag gegen das Schild, auf dem kaum noch lesbar J. Reynolds geschrieben stand. Ich zog an dem Türknauf und öffnete den Schrank. Zuerst war ich verwundert, dass er nicht abgeschlossen war, sah aber dann ein, dass im Notfall keine Zeit war, Schränke aufzusperren, oder sich auf die Suche nach dem Spindschlüssel zu begeben. Im Schrank hing eine Jacke. Schwarz mit gelben Streifen. Daneben eine Hose. In einem Fach lag der Helm. Der Boden des Spindes war von schwarzem Dreck bedeckt. Schuh sohlen abdrücke waren darin erkennbar. An der Seitenwand lehnte eine Axt. Der Geruch von Ruß hüllte mich ein. Ich erinnerte mich an den Moment, als ich den Kofferraum meines Wagens geöffnet hatte. Die Stiefel. Sie lagen immer noch dort. Warum hatte ich sie aus dem Schrank genommen und in den Wagen gelegt? Ich überlegte, Dave danach zu fragen, aber er schien wieder einmal meine Gedanken zu kennen.
    » Du hast deine Stiefel nach Dienstschluss immer mit genommen « , sagte er. »Hängt wohl mit diesem

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