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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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er mir in der Redaktion gegeben hatte. Anhand der Numm er auf dem abgebildeten Sarg in der New York Times konnten wir dank der Heart-Island- Datenbank die Identität des Mädchens herausfinden.
    »Ja?«, fragte Dave und blickte mich an. »Nummer … was ist damit?«
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf. Dave wusste nicht, warum Hart Island derart wichtig für mich war. Er wusste nichts von dem Mädchen, der Puppe, dem au fgebrochenen Sarg, und der Nummer, die darauf geschrieben stand.
    »Das erzähle ich dir gleich«, sagte ich, stand auf und verließ die Kammer, um den Zeitungsbericht aus dem Wagen zu holen.
    Dave starrte auf den Zeitungsartikel , während ich ihm von meinen Erkenntnissen der letzten Stunden berichtete. Von dem offensichtlichen Fehler, der dem Mörder unterlaufen war, indem er Patricias Bein abknickte. Von der Puppe, die ich auf dem Foto entdeckt hatte. Meinem Besuch in der Redaktion der New York Times und schließlich von dem aufgebrochenen Sarg auf Hart Island, in dem ebenfalls eine Puppe mit aufgemalten schwarzen Tränen lag.
    Ich zeigte auf das Bild in der Zeitung. »Diese Nummer wird uns den Namen des Mädchens verraten. Vielleicht können wir dann Gemeinsamkeiten mit Patricia feststellen?«
    Dave nickte. »Beide könnten im gleichen Alter sein«, sagte er. »Beide sind verbrannt. Beide hatten eine Puppe mit schwarzen Tränen.« Er schüttelte den Kopf. »Das kann kein Zufall sein. Du gehst also davon aus, dass dieses Mädchen auch ermordet wurde?«
    »Ich bin mir sicher. Aber genau das müssen wir herausfinden. Mit dem Namen lässt sich bestimmt der Hergang des Todes ermitteln. Und andere Informationen, die uns weitere Aufschlüsse geben könnten.«
    »Meinst du nicht, dass das die Aufgabe der Polizei ist?«
    Dave hatte völlig Recht. Es war Aufgabe der Polizei. Und sie würde sich auch darum kümmern. Aber wenn der Behörde etwas an dem Tod der Kleinen verdächtig vorgekommen wäre, hätten sie die Leiche nicht zur Beerdigung freigegeben. Wie bei Patricia bedurfte es eines Anhaltspunktes. Eines handfesten Beweises. Allein der Hinweis eines Feuerwehrmannes, der an Gedächtnisverlust litt, würde wohl kaum die Maschinerie des NYPD oder FBI in Bewegung setzen. Ja, ich würde die Hunde des NYPD auf den Mörder hetzen. Sobald ich einen schlüssigen Beweis gefunden hatte. Un d den hoffte ich durch das Hart-Island- Projekt zu bekommen.
    Dave teilte meine Zweifel und stellte zusätzlich fest, dass die Puppe aus meinem Wagen wieder verschwunden wäre. Die Puppe auf dem Bild der Brandbehörde war zu unscharf, um Details erkennen zu können. Ich hatte die Tränen gesehen. Ich hatte die Puppe in der Hand gehalten. Doch selbst wenn man die beiden Fotos – Patricia und das Mädchen in dem Sarg – verglich, würde man ohne weiteres behaupten können, dass darauf lediglich zwei Puppen erkennbar waren. Und das war in Zusammenhang mit zwei gleichaltrigen Mädchen keine Besonderheit. Die Gemeinsamkeit, die schwarzen Tränen, waren bis jetzt nicht mehr als eine Behauptung von mir.
    »Dann lass uns den Namen des Mädchens herausfinden«, sagte Dave und gab die Nummer des Sarges in das Suchfeld des Hart-Island-Projektes ein.
    Einige Sekunden später wurde das Ergebnis angezeigt. Wäre Enttäuschung ein Schwert, dann hätte es sich genau jetzt durch meine Eingeweide gebohrt.
    Name: Unknown .
    »Unbekannt«, sagte Dave.
    »Ich seh ‘ s«, sagte ich, barscher, als ich es beabsichtigt hatte. Ich fühlte mich, als wäre ich in die Zielgerade eingebogen, nur um festzustellen, dass es sich um eine Sackgasse handelte . »Scheiße«, presste ich durch die Lippen und starrte zur Zimmerdecke.
    Das Mädchen war unbekannt. Selbstverständlich. Durch das verbrannte Gesicht war eine Identifizierung ausgeschlossen und eine DNS-Analyse brachte nur dann ein Ergebnis, wenn vergleichbare DNS vorhanden war. Nein. Ich hatte keine Möglichkeit, mehr über das Mädchen und den Umstand ihres Todes zu erfahren. Der Mörder hatte saubere Arbeit geleistet.
    Dennoch wollte ich es mir nicht eingestehen. Jemand hatte die Zeitung auf meinen Wohnzimmertisch gelegt. Aus einem bestimmten Grund. Dieses Mädchen war der Grund. Warum sollte gerade ich dieses Bild und die Puppe in dem Sarg sehen? Was hatte ich mit der ganzen Sache zu tun?
    »Hey Jack«, sagte Dave. Dem Tonfall seiner Stimme nach versuchte er mich zu besänftigen.
    »Schon gut«, sagte ich. »Ich bin nur ein wenig … frustriert. Wir wissen jetzt genau so viel wie vorher.

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