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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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den Namen zu den Fingerabdrücken. Es musste nur jemand der Redaktion einen entsprechenden Hinweis geben und alles passte nahtlos aneinander. Darum hatte er die Zeitung in die Wohnung gelegt.
    Aber ich fürchtete, dass dies nicht der erste Hinweis auf das andere Mädchen war. Es hatte schon vorher einen gegeben. Und zwar nachdem ich die Puppe aus dem Haus der Whites geholt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich wahrscheinlich bereits den Verdacht, dass auch das Mädchen aus dem Auto eine gleichartige Puppe gehabt haben musste.
    Noch während ich diesen Gedanken dachte, war eine Erkenntnis i n meinem Gehirn , die nach Erinnerung schmeckte: Der Mörder hatte mir einen Hinweis auf die Puppe des anderen Mädchens gegeben. Keine Ahnung welchen. Aber dieser Hinweis hatte ohne Zweifel dazu geführt, dass niemand andere r als ich die Totenruhe des Mädchens auf Hart Island gestört hatte. I ch war überzeugt, dass die Ermittler auch auf der Puppe in dem Sarg meine Fingerabdrücke finden würden.
    Oder bereits gefunden hatten.
    Mir blieb keine Zeit. Bis die Polizei die Zusammenhänge herausfand, musste ich den Mörder gefunden haben. Denn nur so konnte ich beweisen, dass der Mörder mich als Täter vorführte.
    Dieses Spiel spielte er mit mir. Ein Spiel auf Zeit. Und er lag in Führung.
    Ich erklärte Dave, dass ich mich unmöglich stellen konnte, schilderte ihm meinen Verdacht – vielmehr meine Überzeugung – und er antwortete mit dem einzigen Satz, den ein Freund in dieser Situation sagen konnte: »Dann lass uns dieses Arschloch finden.«
    Aber noch bevor wir angefangen hatten zu überlegen, wer hinter all dem stecken könnte, heulte die Sirene los, begleitet vom Schellen einer durchdringenden Glocke.
    Einsatz. Die 154-ste musste ausrücken. Wir sprangen beide auf und rannten auf den Gang. Erst als Dave sagte, es wäre besser, wenn ich hier bliebe , erkannte ich, dass ich auf dieses Geräusch trainiert war. Es erschrak mich nicht. Es durchzuckte mich nicht. Es war ein Automatismus, der in meinem Gehirn ablief. Runter in die Schrankkammer, rein in Jacke, Hose und Stiefel, Helm und Axt ausfassen und auf die losfahrende Engine aufspringen. Aber diesmal durfte ich nicht mit. Ich fühlte mich als Verräter, nicht mit den Jungs auszurücken. Als Feigling, hier zu bleiben, während die anderen in die Hölle aufbrachen.
    Dave schien wieder einmal zu wissen, was ich dachte. »Ich bin sicher, das nächste Mal bist du wieder dabei. Dann werden wir wieder zuschlagen.«
    Ich nickte. »Pass auf dich auf!«, rief ich ihm nach.
    Er winkte im Lauf zurück und war kurz darauf auf der Treppe zum Schrankraum verschwunden.
    Wie sah die Verbindung zwischen mir und dem Mörder aus? Konnte ich sie überhaupt finden, ohne mich an mein Leben zu erinnern? Oder war es aussichtslos. Falls es sich um eine willkürliche Auswahl seitens des Mörders handelte, war jeder Versuch zwecklos. Dagegen sprach allerdings die Zeitung in meinem Appartement. Er wusste, wo ich wohn t e und hatte vermutlich einen Schlüssel zu meiner Wohnung. Nein, er kannte mich. Und ich ihn.
    Konnten mir meine Träume weiterhelfen? Die Tagebucheinträge von Patricia? Die Einträge mussten doch einen Sinn in diesem Puzzle ergeben. Nach Patricias Einträgen war es zweifellos Eddie, der sie in welcher Weise auch immer bedroht hatte. Eddie . War das der Name des Mörders? Falls ja, dann musste Sandra ihn gekannt haben, oder es musste zumindest eine Verbindung zwischen den beiden geben. Sandra zu fragen ergab wenig Sinn. Sie hatte schon einmal geleugnet, einen Eddie zu kennen und würde es wohl kaum jetzt bestätigen. Oder war es nur Sandras Umfeld, in dem Eddie sein Unwesen trieb? Da auch ich mich in Sandras und Patricias Umfeld bewegt hatte, bestand die Möglichkeit, dass ich diesen Eddie kannte. Hatte ich einen konkreten Verdacht gehabt? Falls ja, dann hatte dieser Verdacht womöglich in meinen Träumen diese Barriere in meinem Gehirn durchbrochen. Demnach könnten diese Träume keine Kindheitserinnerungen sondern symbolisierte Erinnerungen aus dem Jetzt gewesen sein. Das wäre zumindest ein Denkansatz. Es gab genau einen Punkt, um den sich all dieser geträumte Horror drehte: Mein Vater. In jedem einzelnen Traum trat er als Werwolf in Erscheinung. Als sadistisches Arschloch, der meine Mutter ermordet hatte. Im Traum saß meine Mutter im Rollstuhl. War es am Ende nicht meine Mutter? Stand sie nur als Symbol für Patricia? War das der entscheidende Hinweis? War das die Verbindung

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