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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Chefredakteurin? Von Journalisten, die Auflage machen müssen?«
    Und Rose hatte ruhiger hinzugefügt: »Mensch, Debbie, kapier doch, das hier ist keine Geschichte aus irgendeinem deiner Heftchen, die du liest. Tim ist tot!«
    Debbie hatte wie üblich angefangen zu kreischen und die Zeitschrift vom Boden aufgehoben. »Ihr habt ja keine Ahnung. Und du, Chris Bishop, du wirst noch an meine Worte denken.« Damit war sie aus dem Zimmer gerauscht.
    Quote? Hatte Chris recht? Ging es im Grunde genommen nur darum? Ich muss an Tims nagelneues Auto denken. Aber dann fallen mir wieder seine Worte ein und ich erinnere mich an den tödlichen Ernst, mit dem er sie ausgesprochen hat.
    Die, die nach uns kommen, sollen wissen, was passiert ist.
    Ich konzentriere mich wieder auf Brandon, der gerade erklärt, dass Flugpläne ausgehängt werden.
    »Ich verspreche Ihnen, dass Sie so schnell wie möglich an Ihren Heimatort gebracht werden. Wir stehen bereits jetzt in engem Kontakt zu allen Fluggesellschaften.«
    »Und wer bezahlt das?« Wieder eine Stimme aus der Menge.
    »Worüber verflucht noch mal redet ihr?«, ruft Katie von oben. »He! Hallo? Kapiert ihr das? Da sind Menschen gestorben. Leute, die sich darum gekümmert haben, was hier oben vor sich geht. Die Fragen gestellt haben. Die echten Fragen!«
    Ich kann mir genau vorstellen, wie Katie sich jetzt fühlt. Beschissen. Denn was sie gesagt hat, verpufft einfach. Jedes Wort löst sich in Nichts auf, sobald sie es ausgesprochen hat. Nichts schwingt zurück. Kein Interesse, keine Neugierde, schon gar keine Angst. Im Gegenteil. Was ich schon oft vermutet habe, stellt sich als wahr heraus. Die Gehirne der Genies sind nichts als Durchlauferhitzer, die Informationen verbrennen. Ein Teil von ihnen verlässt bereits den Saal.
    »Die gehen, um ihre Koffer zu packen«, murmelt Chris. »Und genau das sollten wir auch tun.«
    »Wohin?«, fragt Julia verzweifelt. »Wohin sollen wir gehen?«
    Wäre das ein Film … und ich meine ein echter Film, mit Drehbuch, Dramaturgie und einem spannenden Plot, dann wäre das der Cliffhanger.
    Und ich würde abschalten.
    Doch die Kamera läuft weiter.
    Es kehrt Ruhe ein, als Brandon wieder das Wort ergreift. »Miss West hat völlig recht. Wir sollten eine Gedenkminute halten. Ich bitte Sie, auf ihren Plätzen zu bleiben und eine Minute lang im Gedenken an die Toten zu schweigen.«
    Eine Minute kann sehr lang sein.
    Keine Ahnung, wie viele Gehirnschaltungen und Nervenverknüpfungen da stattfinden. Vermutlich Millionen, Milliarden. Meine Kamera schafft nur 15 Bilder in einer Sekunde. Das macht immerhin 9000 Bilder in einer Minute. Und eins davon geht mir nicht aus dem Kopf.
    Wie Debbie da vorne steht in ihrem ausgebeulten Strickkleid und ihr Blick Angst verrät. Nicht die Angst, ich könnte ihren Stringtanga gefilmt haben oder ihr BH sei geplatzt, sondern Todesangst.
    Die Schweigeminute endet und es kommt Bewegung in die Menge. Nur Debbie bleibt stehen, wo sie ist. »Mr Walden, Mr Brandon … Mr Vernon …«, versucht sie, sich Gehör zu verschaffen, während das Gerede und Gemurmel um sie herum lauter wird. »Was ist mit dem Weltuntergang, über den Mr Linford geschrieben hat? Was ist mit dem Datum, das er genannt hat. Der 20. März? Übermorgen?«
    Debbie, Debbie, Debbie, denke ich.
    In Brandons Gesicht erscheint ein Lächeln: »Für welche Zeitschrift hat Mr Linford noch einmal geschrieben, Miss Wilder?«
    »Mysteries.«
    Okay, jeder ist froh, wenn er in so einer angespannten Atmosphäre einen Grund findet zu lachen.
    Und ehrlich, ich hätte es auch getan. Hätte ich Tim nicht gekannt, hätte er nicht von der Menschheit gesprochen und würde ich nicht in diesem Moment Roberts Blick auffangen. Und dieser Blick ist dem Ausdruck von Todesangst in Debbies Gesicht verdammt ähnlich.

Series
    M ein Magen knurrt, aber ich will eigentlich nicht mit den anderen in die Mensa, weil ich keine Lust habe, unsere bevorstehende Abreise, Tim Yellads Tod und alles, was hier eigentlich passiert, wieder und wieder durchzukauen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Andererseits gibt es keine Fluchtmöglichkeit, weil die Welt draußen im Regen versinkt und ein ziemlich ätzender Wind ihn kreuz und quer durcheinanderwirbelt.
    Weltuntergang, schießt es mir durch den Kopf. Warum noch warten? Er ist ja schon da.
    Ich überlege, mich zurückzuziehen, aber letztendlich folge ich doch der Menge, die in den Speisesaal strömt. Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist ein einsames Zimmer um

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