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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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morgen das Tal verlassen muss, ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn erlebt habe. Wenigstens einer soll über der ganzen Sache stehen. Wenn es jemanden gibt, der nicht die Beherrschung, nicht die Kontrolle verliert, dann wird alles leichter.
    Brandon kehrt in sein Arbeitszimmer zurück und will gerade die Tür hinter sich zuziehen, als ich aus meinem Versteck auftauche und ihm folge.
    Er schaut mich nicht im Mindesten verwirrt an, sondern sagt nur: »Noch einer. Okay, kommen Sie, Benjamin.«
    Chris sitzt auf dem Sofa. In seinen blutunterlaufenen Augen spiegelt sich Argwohn, sein Misstrauen ist mit Händen zu fassen. Ich spüre es wie die Glut im offenen Kamin, rieche seine Angst, die mir zusammen mit der Alkoholfahne ins Gesicht weht. Die besten Vorsätze fallen in sich zusammen, wenn das Leben einem zusetzt, denke ich. Chris rührt kaum Alkohol an. Aus dem einzigen Grund, weil sein Vater sich zu Tode gesoffen hat. In Chris brodelt es, als wäre sein Blut mit irgendeinem chemischen Zusatzstoff versetzt. Na ja, genau das ist es doch. Wir sind alle nur Chemie.
    »Was willst du hier?«, lallt er. »Haben die anderen dich geschickt? David? Ich kann auf mich allein aufpassen.«
    »Natürlich kannst du das, Chris.« Brandon schiebt sich am Schreibtisch vorbei, nimmt auf dem abgewetzten Ledersessel Platz und greift nach einem Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Ich vermute mal, es ist Whiskey, von dem er einen großen Schluck nimmt.
    »Setz dich, Benjamin.«
    Ich lasse mich neben Chris auf das Sofa fallen, der keinen Millimeter weicht, sodass meine Schulter seine berührt.
    »Wer war das eben am Telefon?«
    Brandon schüttelt den Kopf. Er sieht nachdenklich aus. »Ich weiß es nicht«, sagt er. »Ich weiß es nicht.«
    »Was für ein Scheiß«, murmelt Chris, ohne wirklich auf die letzte Bemerkung zu reagieren. »Sie wissen viel mehr, als Sie zugeben. Sie kannten meinen Vater. Sie waren sein Assistent. Sie waren hier! Also, was hat ihn zum Säufer gemacht? War es das Gefühl von Schuld? Er war überzeugt, dass das Unglück auf dem Ghost seine Schuld war.«
    »Niemand …« Brandon beugt sich nach vorne. »Niemand, Chris, hat die Verantwortung für ein Menschenleben, außer er ist ein Mörder. Und dein Vater war kein Mörder. Er war nicht dort oben dabei. Er konnte es nicht verhindern. Sie alle waren erwachsen. Sie haben sich freiwillig für das Experiment gemeldet. Egal was ich dir erzählen kann, genau das ist passiert. Es war der Lauf der Dinge. Es ändert nichts, verstehst du? Chris, verstehst du das?«
    »Klar, versteht er das«, entgegne ich. »Er ist ja kein Idiot.«
    Brandon lehnt sich wieder zurück, holt tief Luft. »Das weiß ich … ihr alle … ihr wart die besten Studenten, die ich je unterrichtet habe … Als ich hier ans College zurückgekommen bin, dachte ich, ja, ich war überzeugt: Es gibt einen Neuanfang. Dieser Ort hier oben … er ist außergewöhnlich. Wie konnte ich ahnen …? Nein, ich hätte es begreifen müssen. Aber so vieles … so vieles habe ich viel zu spät verstanden.« Er schüttelt den Kopf, greift erneut nach dem Glas.
    Chris sitzt vornübergebeugt und hält den Kopf zwischen seinen Händen. Jetzt hätte ich gerne … einen Joint, wenigstens eine Zigarette. Für einen kurzen Moment drifte ich ab, sehe mich lässig als Humphrey Bogart am Kamin stehen. Ich habe die Lage voll im Griff – nichts berührt mich. Aber das ist nur Fantasie. Denn die Wahrheit lautet: Das hier ist der Showdown vor dem großen Ende. Und im Griff habe ich nicht mal mein eigenes Leben.
    Ike trabt ins Zimmer, lässt sich neben Brandon fallen und sieht zu ihm hoch. Brandons Hand streicht ihm über den Kopf.
    »Ich habe deinen Vater sehr bewundert, Chris. Er war einfach brillant. Er hatte ein Gespür für Menschen. Milton, Paul, Grace … Er hätte sie nie auf den Ghost geschickt, hätte er nicht daran geglaubt, dass sie dem Experiment gewachsen sind.«
    »Und warum hat er sich dann zu Tode gesoffen?«
    »Chris …«, versuche ich, mich einzumischen. Er fährt herum. »Hau ab, Benjamin. Das hier ist meine Sache.«
    »Es geht uns alle etwas an«, erwidere ich und mein Blick fällt auf weitere Kartons.
    Atlas Canada – der Name der Umzugsfirma.
    »Wo werden Sie hingehen?«, frage ich Brandon, einfach weil ich es wissen möchte.
    »Alle Dozenten haben eine Abfindung erhalten. Vermutlich werde ich den ganzen Kram in einem Container lagern. Ich wollte immer auf Reisen gehen.«
    Ein sehnsüchtiger Ausdruck

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