Das Tal Der Abenteuer
zusammen und flüsterte: »Seid ganz still! Sie kommen hier vorbei.«
Wie zu Stein erstarrt hockten die Kinder da und horchten. Immer näher kamen die Schritte der Männer.
Nun waren sie direkt vor der Höhle. Plötzlich geriet der Farnvorhang heftig in Bewegung. Lucy erstickte einen Schrei. Ihr Herz stockte. Hatten die Männer sie entdeckt?
Noch einmal rauschte es in dem Farnkraut, dann hing der Vorhang wieder ruhig. Die Schritte entfernten sich. Die Stimmen der Männer verhallten.
»Sind sie fort?« Dina sah Jack fragend an. Er nickte. Ja, sie waren fort. Aber was für einen Schreck hatten sie den Kindern eingejagt, als sie sich an dem Farnkraut hochzogen! Weder Juan noch Pepi ahnten auch nur im entferntesten, daß dicht neben ihnen vier Kinder saßen und atemlos auf ihre Schritte horchten.
Vorsichtig schob Jack das Farnkraut auseinander. Von den Männern war nichts mehr zu sehen. Dennoch wagte er es nicht gleich, die Höhle zu verlassen. »Wir wollen uns ein wenig hinlegen und etwas essen«, schlug er vor. »Ich werde später hinauskriechen und Umschau halten. Wo ist denn eigentlich Kiki?«
Niemand wußte es. Da erinnerte sich Dina, daß er hinter dem Wasserfall zurückgeblieben war. In ihrem Eifer, die Jungens zu warnen, hatten die Mädchen ihn ganz vergessen. Er mußte also immer noch dort sitzen.
»Verflixt!« rief Jack. »Wir müssen ihn holen. Besondere Lust habe ich allerdings nicht, denn ich bin hundemüde von der Schlepperei mit dem Sack.«
Da hörten sie draußen eine klägliche Stimme. »Armer Kiki, ganz allein! Wie schade! Wie Kiki! Armer schade!«
Die Kinder lachten. Jack schob die Blätter zur Seite, und mit vorwurfsvollem Blick kam der Papagei in die Höhle gewatschelt. Dann flog er auf Jacks Schulter und knabberte an seinem Ohr.
»Alle Mann an Bord!« rief er schnell getröstet und sah sich im Kreise um.
Dina fuhr mit der Hand über seinen feuchten Kamm.
»Er muß dicht am Wasserfall vorbeigeflogen sein.
Kluger Kiki! Guter Kiki!«
»Gott erhalte den König!« entgegnete der Papagei.
»Wisch dir die Füße ab!«
Wieder einmal kam Jacks Dosenöffner zum Vorschein, und die Kinder gingen an ihre Vorräte. Es gab Fleisch, Aprikosen und Kekse. Sie öffneten den Vorhang ein wenig und genossen ihre Mahlzeit mit Appetit. Kiki mußte natürlich wieder verwarnt werden, weil er mehr Aprikosen nahm, als ihm zustanden.
Die Kinder blieben noch eine lange Zeit in der Höhle.
Erst als die Sonne schon ziemlich tief stand, wagte Jack sich hinaus, um nach den Männern Ausschau zu halten.
Es war keine Spur mehr von ihnen zu sehen. Er kletterte auf einen Felsen, von dem man einen guten Ausblick nach allen Richtungen hatte.
»Hier werden wir abwechselnd Wache halten. Du kannst mich nach einer halben Stunde ablösen, Philipp!«
Vergnügt tollten die Kinder zwischen den Felsen umher und pflückten wilde Himbeeren, die köstlich schmeckten.
Auch Kiki beteiligte sich eifrig daran. Sein »mmmmmm«
nahm kein Ende.
Abwechselnd hielten sie auf dem Aussichtsstein Wache.
Aber sie sahen niemand. Als die Sonne hinter den Bergen verschwand, begann es zu dämmern, und sie gingen in die Höhle zurück.
»Hier werden wir schön schlafen.« Zufrieden strich Lucy über das Moos. »Es ist weich wie Samt.« Sie half Dina beim Ausbreiten der Regenmäntel. Wieder machten sie Kopfkissen aus Wolljacken und Pullovern. Als alle im
»Bett« saßen, bot Dina noch jedem einen Schluck Aprikosensaft und ein paar Kekse an.
Jack band den Farnvorhang zusammen. »Wir müssen frische Luft hereinlassen, sonst wird es zu stickig für uns vier.«
»Fünf«, sagte Dina. »Du hast Kiki vergessen.«
»Sechs«, sagte Philipp. »Du hast die witzige Lizzie vergessen.«
»Ach, ich hoffte schon, du hättest sie verloren«, versetzte Dina ärgerlich. »Den ganzen Tag über hat sie sich nicht blicken lassen.«
Draußen war es inzwischen ganz dunkel geworden.
Nachdem die Kinder die Kekse gegessen hatten, legten sie sich hin. Das Lager war warm und weich. Wohlig kuschelten sie sich zurecht.
»Es wäre alles ganz schön, wenn Mutter sich nur nicht um uns sorgen würde«, sagte Philipp und zog die Decke enger um seine Schultern. »Wir wissen ja überhaupt nicht, in welchem Land wir uns befinden. Aber schön ist es hier.
Und der Wasserfall singt so hübsch durch die Nacht.«
Jack gähnte. »Er singt ziemlich laut, finde ich. Aber das stört mich nicht. Ach, Kiki, geh bloß von meinem Bauch herunter! Ich weiß wirklich nicht, warum du dich
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