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Das Tal der Hundertjährigen

Titel: Das Tal der Hundertjährigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricardo Coler
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O’Leary und
     andere Astronauten und Prominente Mitglied einer Organisation zum Schutz des Weltraums. Und wer ist die Präsidentin dieser
     Organisation? Doktor Carol Rosin. Der Kreis scheint sich zu schließen.
    Wir haben unser Ausflugsziel erreicht.
    »Hier entlang, bitte.«

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    |144| 28
    Von Carols Anwesen aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Mandango, den Berg des ruhenden Gottes.
    Sie führt mich in ihr Arbeitszimmer, einen hellen, freundlichen Raum. Eine Wand wird komplett von einem Bücherregal eingenommen;
     mehrere von Einheimischen gefertigte Figuren dekorieren die Bibliothek. Außer einem Schreibtisch ist der Raum mit einem bequemen
     Stuhl und einem Sofa ausgestattet. Dort soll ich Platz nehmen, sie selbst setzt sich auf den Stuhl. Lächelnd fordert sie mich
     mit einem kurzen Kopfnicken auf zu reden.
    Ich kann mir nicht helfen: Das Ganze hat etwas von einer psychoanalytischen Sitzung.
    Ich berichte, was mich nach Vilcabamba geführt hat, und sie bittet mich, meinen Namen zu buchstabieren. Sie beugt sich über
     ihren Computer und gibt meine Daten in ein Suchprogramm ein. Sie will wissen, mit wem sie es zu tun hat. Erst dann entspannt
     sie sich.
    |145| »Kommen Sie, wir gehen auf die Terrasse hinaus. Das Panorama ist atemberaubend.«
    Sie ist einverstanden, dass ich unser Gespräch aufzeichne; ich solle das Aufnahmegerät einschalten, wann immer es mir beliebe,
     und wenn ich sie ablichten wolle, dann bitte mit dem Mandango im Hintergrund.
    Nachdem das Hausmädchen den Tee serviert hat, wartet Carol mit ihrem Curriculum belli auf.
    »Mein Name ist Doktor Carol Rosin. Ich bin die Vorsitzende des Institute for Cooperation in Space, außerdem Besitzerin des
     Madre Tierra, eines Hotels, das gleichzeitig als Tagungszentrum dient. Ich war der erste weibliche Corporate Manager in der
     Weltraumindustrie. Ich bin Spezialistin für Raketenverteidigung und habe lange Zeit Präsidenten, Oberkommandierende und Verteidigungsminister
     vieler Länder militärisch beraten.«
    Sie erläutert mir, dass das Ziel des Institute for Cooperation in Space darin bestehe, die Waffen im Weltraum abzuschaffen.
     Damit es mit der Menschheit voranginge, sollte man nicht in Rüstung investieren, sondern in die Weltraumindustrie. Das wäre
     ein wirklicher Fortschritt.
    Dank meiner Recherchen wusste ich, dass Carol Rosin für ein riesiges, weltweit agierendes Unternehmen tätig gewesen war, das
     millionenschwere |146| Verträge mit dem Militär geschlossen hatte. Sie lieferten Teile für Flugzeuge, Spaceshuttles, Satelliten. Darüber hinaus produzierten
     sie auch Raketen und Radaranlagen.
    Carol hatte dort den deutsch-amerikanischen Wissenschaftler Wernher von Braun kennengelernt und avancierte irgendwann zu seiner
     offiziellen Sprecherin. Sie vertrat ihn bei Meetings und Konferenzen, an denen er aus gesundheitlichen Gründen – zu dem Zeitpunkt
     war er bereits schwerkrank – nicht mehr teilnehmen konnte.
    Von Braun leitete das Projekt Apollo, er hat den Menschen zum Mond gebracht – ein Genie auf dem Gebiet der Raketentechnik,
     der über das nötige Wissen und die Erfahrung verfügte und von einer Regierung unterstützt wurde, die ihn mit Ehrungen überhäufte.
    Im Dritten Reich hatte von Braun an der Entwicklung und Herstellung der verhängnisvollen V2-Raketen mitgewirkt, die am Ende
     des Zweiten Weltkrieges auf England und Belgien niedergingen. Die Amerikaner, die noch zu Kriegszeiten bereits daran interessiert
     gewesen waren, deutsche Wissenschaftler abzuwerben – Stichwort Operation Overcast –, holten von Braun in die Vereinigten Staaten.
     Sein Lebenslauf verschwand daraufhin im Archiv, und nur wenig später arbeitete er für die |147| NASA. Kurz vor dem Ende seiner Karriere erhielt er das Angebot von Fairchild Industries, wo er Carol Rosin begegnete.
    »Von Braun erzählte mir, 1974 habe es einen Plan gegeben, den Weltraum zu militarisieren. Es ging um Milliarden, und er sagte,
     um eine solche Ausgabe vor dem Kongress zu rechtfertigen, erfand man sich schlichtweg Feinde. Als das Argument des Kalten
     Krieges nicht mehr zog, mussten die sogenannten Schurkenstaaten herhalten, danach die terroristische Bedrohung. Wenn die Terroristen
     einmal vom Tisch wären, müsste man sich gegen Asteroideneinschläge wappnen. Sollte auch dieses Argument sich irgendwann erschöpft
     haben, könnte man noch eine letzte Karte ausspielen.«
    Carol verstummt. Lächelnd neigt sie den Kopf. Jetzt bin ich an der

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