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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.R. Lloyd
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von der Seite angreifen, ihm den Weg zum Graben abschneiden.«
    »Mach’s nicht so kompliziert. Laß uns auf ihn losgehen.« Ford stürmte wieder davon.
    Kine lief auf den Graben zu. Ford war verrückt. Es war äußerst wichtig, von der Wasserseite her anzugreifen, das Monster von seinem Element fernzuhalten. Er stürzte sich in die kleine Schlucht, die von den Uferböschungen des Grabens gebildet wurde, und überließ Ford den Kampf auf dem offenen Feld. Aus den Entwässerungsrohren ergoß sich schlammiges Wasser. Dunkle Schatten schwammen umher. Irgend etwas wirbelte auf ihn zu, und er sprang zurück. Es war das ertränkte Wiesel. Ein Stein hielt seine grausige Reise auf, und Kine eilte ihm schlitternd und spritzend voraus. Er raste wieder die Uferböschung hinauf und blickte über das Feld.
    Ford lief mutig voran, was Kine trotz der Dummheit dieser Aktion bewunderte. Der Ansturm war beträchtlich lang und auffällig. Er wirkte absurd und schien kein Ende zu nehmen. Mit einem Ruck erhob sich der Nerz, beobachtete Ford verächtlich. Mit geschürzten Lippen empfing er das kleinere Tier mit einem fürchterlichen Schlag, und als Ford nach hinten geschleudert wurde, entdeckte Kine nur Geringschätzung auf dem Gesicht des Monsters. Er lief wieder zum Graben hinunter – das schlauere Wiesel ging seinen Weg.
    Mit heftigen Bewegungen seines schmalen Kopfes suchte er nun das Ufer ab, schnupperte unruhig. Oberhalb der kleinen, schattigen Schlucht, die gewalttätige Auseinandersetzung nicht beachtend, schwatzten Hänflinge. Er hörte das Trommeln eines Spechts, Wasser floß aus einem Abflußrohr in den Graben, wobei brodelnde Schaumgebilde entstanden. Und daneben, in der steilen Uferböschung, fand Kine das, wonach er gesucht hatte: einen kleinen Erdrutsch, der von den Füßen durstiger Tiere geebnet worden war, eine einladende Rampe. Sie hatte den braunen Nerz angelockt, seine Spur war noch warm.
    Seinen Kampfgesang anstimmend, hüpfte Kine zum Feld hinauf. Seine Vermutung bestätigte sich, denn das Monster befand sich kaum mehr als einen Sprung weit entfernt; Ford belästigte es immer noch mit seinem dickköpfigen Mut. Als Kine erschien, wehrte der Nerz das Sumpfwiesel gerade mit seinen scharfen Krallen beiläufig ab und drehte sich gelassen um. Kine dachte an Kia. Sie hatten mehreren dieser gräßlichen Tiere die Stirn geboten. Er tanzte wild und so dicht, daß er die winzigen Tröpfchen auf der Nase des Nerzes sehen konnte. »Paß auf deine Kehle auf, Nerz! Du mußt an mir vorbei, um ins Wasser zu kommen – paß gut auf deine braune Kehle auf!«
    Dampf wirbelte auf, und in dem leichten Nebel wurden die spitzen, eisigen Zähne des Nerzes sichtbar. Kine hörte, wie sie zuschnappten, und sah, wie Ford stürmisch umhertanzte, ein arg mitgenommenes Wrack. »Rache, Kine!« Die rauhe Stimme schien dem Wahnsinn nahe zu sein. »Rache oder Tod!« Er stürzte wieder los, und Kine beobachtete, wie der Nerz sich träge herumdrehte, das Wiesel zu Boden schmetterte und sein Maul weit öffnete. Kine sprang mit voller Kraft. Er landete auf dem rauhen, schmierigen Fell und biß zu.
    Nachdem er sich nun in den Kampf eingeschaltet hatte, spürte er einen seltsamen Gleichmut, als ob in irgendeinem ihm unbekannten Teil des Himmels bereits über den Ausgang dieser Auseinandersetzung entschieden worden war. Er fühlte, daß sein Schicksal von diesem bösartigen, braunen Monster, in das er seine Zähne geschlagen hatte, abhing. Er hatte sich in eine Schulter festgebissen, drang kaum durch das dicke Fell, aber der Nerz richtete sich auf, und als Ford in Sicherheit gehumpelt war, löste Kine seinen Griff und wich dem wutentbrannten Tier aus. Die Sonne blendete. Er tänzelte ungeschickt. Die Grasstoppeln, die für die Wiesel noch immer sehr hoch waren, behinderten ihre feineren Schritte. Wie Schlangen erstarrten sie, bewegten sich plötzlich wieder, zischten und reizten den mächtigen Gegner.
    »Das nächste Mal pack ich dich am Genick«, sang Kine grimmig. »Zeig dein Genick, Lakai der Gru. Trag deine Schuld bei mir ab!«
    »Büße für Kia«, rief Ford. »Stirb für Kias Junge!« Er stürmte los, und als der Nerz herumschwenkte, um ihn abzuwehren, sprang Kine erneut.
    Er verfehlte den Nacken, traf mit seinen Zähnen auf harte, unnachgiebige Rippen, dann, als der Riese sich auf dem Boden wälzte, kam er unter ihm zu liegen. Das Gewicht des Nerzes drückte auf seine Lunge. Er bekam keine Luft mehr. Er lag unter dem Monster vergraben, verloren in

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