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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.R. Lloyd
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Wir haben gute Zeiten verlebt.« Er legte eine Pause ein und sah sie verschmitzt an. »Ich denke mir, daß du mich warnen würdest«, sagte er schmeichlerisch, »wenn sie sich gegen mich verschwören …«
    »Nun ist Schluß, Wilderer, ins Bett!« Sie war aufgesprungen. »Hoch, ich hab’ genug von dir!« Nachdem sie ihm nach oben geholfen hatte, ging sie zurück in die Küche, um sein Abendessen aufzusetzen. Er lag, erschöpft von der Anstrengung, im Bett und lauschte angespannt. Der Turmfalke war schon lange verschwunden, draußen war es ruhig. Einige Minuten lang hörte er das Mädchen herumwirtschaften, bis sie zu ihm heraufrief: »Du hast ein Bein von dem Kaninchen abgerissen, das ich gerade im Backofen hatte, du verfluchter Lump!«
    »Der Hund war hungrig«, log er.
    »Ich hatte den Hund gefüttert!«
    Er hörte sie fluchen und grinste trotz der Schmerzen, die er fühlte. Schwerfällig bewegte er sich zum Fenster und sah hinunter. Die kleine Wieselin hatte sich nicht entfernt. Sie lag noch immer an der Wand, gut versteckt hinter dem Gebüsch. Aber sie war lebendig geworden. Heißhungrig machte sie sich über das Kaninchenbein her.
    Wo die Gerste heranreifte, tanzten die Wiesel. Ein weiterer Nerz war getötet worden, und sie bewegten sich schwungvoll. Ein rotäugiger Nerz war es gewesen, einer von den schwärzlich-braunen Söhnen der Gru. Als sie tanzten, sangen sie von ihrem Erfolg und rühmten sich selbst: »Höre den Gesang des Wieselvolkes, Tochter der Finsternis. Wir werden dich besuchen.«
    Die Söhne der Nerzin waren am Waldrand überfallen worden. Plötzlich hatte es von Wieseln gewimmelt. Sie waren aus Kaninchenlöchern und ausgehöhlten Baumstümpfen hervorgeschossen, von niedrigen Ästen gesprungen und aus dem dichten Unterholz aufgetaucht. Der Haß und die gemeinsame Rachsucht hatten sie über die Monster herfallen lassen. Ein Heidewiesel war von einem Graben aus unter den Nerz gesprungen. Ein Sumpfwiesel hatte sich aus einem Dorngestrüpp auf den Gegner gestürzt. Erschrocken hatten sich die Eindringlinge zurückgezogen, doch der eine von ihnen war gestorben.
    »Auf zum Bunker!« sangen die Wiesel. »Genug gewartet. Fragt die rotäugige Leiche – wir sind furchterregend!«
    »Es stimmt«, meinte Ford zu Kine. »Die Zeit ist reif, um anzugreifen, um uns Gru persönlich vorzuknöpfen.«
    »Ich habe einen Plan.«
    »Um den Schlupfwinkel zu überfallen?«
    »Ja«, rief Kine rauh, während sie tanzten. »Aber nicht so, wie Gru es erwarten würde: nicht mit einem Frontalangriff, damit wir von ihren Wachen zerfleischt werden. Ich habe einen anderen Plan.«
    »Sag’s mir.« Ford blieb erwartungsvoll stehen. »Wie willst du es anfangen?«
    Kine nahm ihn beiseite. »Versetz dich in den Gegner. Wenn du Gru wärest, von welcher Seite würdest du am wenigsten Ärger erwarten? Vom Fluß her, stimmt’s? Vom Wasser her, dem Element der Nerze. Von deinem Land aus, Ford – durch den Fluß hindurch in ihren Rücken. Ein Überraschungsangriff.«
    »Von der Rückseite her!«
    »Vom Burghügel aus, auf dem anderen Ufer. Kannst du uns dort hinbringen?«
    Fords Augen leuchteten. »Ob ich euch dort hinbringen kann? Das ist eine glänzende Idee, Kine! Natürlich kann ich euch dort hinbringen.«
    »Gut. Hör zu! Einauge und das junge Heidewiesel bleiben hier, um den Wald zu beschützen. Der Rest von uns überquert den Fluß am Ende der Ebene, schwimmt zu dem Weidendickicht auf der Sumpfseite. Das ist dein Land.«
    »Ich bin dort aufgewachsen. Ihr könnt euch auf mich verlassen.« Ford richtete seinen Blick auf das gegenüberliegende Ufer. »Das Grenzgebiet ist rauh«, erklärte er mit düsterem Behagen, »aber wir werden damit klarkommen. Zwischen dem Weidendickicht und dem Burghügel liegt der große Sumpf. Wir müssen uns auf den Pfaden der Schafe vorwärts bewegen. Die Pflanzendecke ist äußerst spärlich, und es gibt dort Weihen und andere Gefahren. Aber wir werden mit ihnen schon fertig werden. Wenn wir erst einmal den Burghügel erreicht haben, liegt nur noch der Fluß zwischen Gru und uns.«
    Kine nickte. »Der Überraschungseffekt ist entscheidend«, sagte er. »Sie werden die Rückseite nicht beobachten. Wir schwimmen wieder durch den Fluß und gelangen von hinten in den Bunker.«
    »In das Labyrinth.« Ford zeigte seine Zähne. »Dann werden wir Gru aufsuchen. Wir werden sie erwischen, sie und die anderen. Sie werden so kalt sein wie der Zwilling, wenn wir mit ihnen fertig sind!«
    Kine blickte ihn ernst an.

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