Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Gesicht ganz nah an ihr Ohr. Es war Zeit für einen direkten Angriff. »Man sagt, der kleine König hat begonnen, sein Testament zu schreiben. Weißt du, was darin stehen wird?«
Cass erstarrte. Abwehrend legte sie die Hand auf seine Brust. »Ich werde alles für dich tun, ich werde dich immer lieben, aber zwing mich nicht, den König zu verraten.«
De Selve richtete sich entschlossen auf.
»Bon, dann dreh dich um.«
»Warum?«
Er legte seine Linke über ihre Lippen, packte sie mit der Rechten bei der Hüfte. »Ich, Antoine de Selve, ein Marquis von Frankreich, habe dir lange genug das Hohelied meiner Liebe gesungen! Es ist dir nichts wert! Du belügst und hintergehst mich! Zertrittst mein Fleisch, marterst meine Seele und verachtest mich.« Mein Gott, war er gut!
»Das ist nicht wahr! Ich liebe dich.«
»Und das soll ich einer Frau glauben, die mir Unschuld und Frömmigkeit vorheuchelt, um mir ein Heiratsversprechen abzuschmeicheln? Die mir ein Kind anhängt, um mich zu binden?«
De Selve drehte sie mit Gewalt auf den Bauch. Bog ihr die Arme roh auf den Rücken, umklammerte ihre Gelenke mit seiner Rechten und schob ihr Hemd nach oben. »Du verlogene Betschwester! Ich werde dir die Beichte von hinten abnehmen, wie man es bei einer verschlagenen Hure vom Smithfield für einen weit geringeren Preis als die Ehe tut, und ohne die Gefahr, sie zu schwängern. So wie ich es von Anfang an hätte tun sollen.«
Cass glaubte unter seiner Berührung zu verbrennen.
»Lass mich los!«, schrie sie voller Entsetzen. »Das kannst du unmöglich tun!«
»Du hast die Bibel zu nachlässig studiert: Nicht die Frau verfügt über ihren Leib, sondern der Mann!«
Er schwang sich auf sie, presste sie mit seinem ganzen Gewicht in die Matratze, drückte ihr Gesicht in die Kissen und erstickte ihre Schreie. Scharf bohrten sich Kiele von Daunenfedern in ihre Wangen.
Allein die Liehe Gottes ist unwandelbar , höhnte die Stimme ihrer toten Mutter. Nein, sie wimmerte voller Qual!
»Nun, gelobst du, mir Trost und Freude zu sein bei Tisch und im Bett, bis der Tod uns scheidet?« De Selve griff nach ihrer Scham, spreizte sie kurz mit den Fingern, suchte den Weg zu ihrem Anus. Cass wand sich unter ihm, biss in den Stoff des Kissens. Das war schlimmer als der Tod! Herr, ich flehe dich an, lass das nicht wahr sein, lass das nicht geschehen!
So unvermittelt, wie der Marquis sie gepackt und herumgeworfen hatte, löste er mit einem Mal den Griff um ihre Gelenke und gab sie frei, zog ihr nach oben gerutschtes Leinenhemd über ihren bloßen Hintern zurück.
»Non!«, rief er und sprang wie angeekelt vom Bett. »Deine Niedertracht widert mich an! Ich werde meine Gefühle nicht verraten. Es wäre ein Verrat an mir selbst, denn sie waren echt.«
Cass hob keuchend den Kopf, riss die Decke weg und stieg zitternd aus dem Bett. Halt suchend lehnte sie sich an einen der reich geschnitzten Pfosten.
»Antoine, warum bedrohst und beleidigst du mich in dieser widerwärtigen Weise? Für was hältst du mich nur?«
Langsam drehte er sich zu ihr um. Schwer wie die Glieder einer Kette waren seine Worte. »Für das, was du bist. Eine Spionin von Lordprotektor Dudley.«
Cass erbleichte. Ihre Finger krallten sich in das Holz. »Zum Teu-!« Sie schluckte. »Das bin ich nicht.«
De Selve hob den Kopf und näherte sich wieder dem Bett. Cass erschrak über den Ausdruck kalten Vergnügens in seinem Gesicht.
»Du bist wie immer bezaubernd, wenn du lügst.«
»Ich lüge nicht. Ich liebe ... Ich habe dich geliebt, das ist die Wahrheit. Sonst hätte ich mich nie in diese Gefahr begeben.«
»Bébé, Unschuld ist keine glaubwürdige Verteidigungsstrategie für ein Mitglied des Haushaltes Dudley. Schon gar nicht, wenn du tatsächlich schwanger bist. In wenigen Wochen wird jede Unschuldsbeteuerung lächerlich sein. Du wirst meine Hilfe brauchen! Oder willst du dich deines Nachwuchses so stilvoll und herzlos entledigen, wie deine Mutter es mit dir getan hat, um ihrem Götzendienst zu frönen?«
Cass prallte zurück. Er hatte sie ausspioniert bis in die letzten Winkel ihrer Seele.
»Meine Mutter war keine Götzendienerin!«, rief sie mit sich überschlagender Stimme. »Und sie war nicht herzlos. Sie war eine Märtyrerin des neuen Glaubens.« Heiß drängten sich Tränen in ihre Augen, sie wischte sie fort. »Sie ... Sie hat sich meiner nicht entledigt, sie hat mich weggegeben, um mich zu schützen, um ...«
»Indem sie dich einem Satan wie Dudley auslieferte? Damit du
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