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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Und dich, kleine Frau, wollen wir mal weiter vorne postieren. Vielleicht kommt jemand, den du kennst.«
    Die Schreie von Bootsleuten bestätigten Painbodys Ankündigung. Cass sah durch eine Lücke, dass auf dem Wasser eine Barke mit Wappensegeln beidrehte. Pagen und Bootsjungen des Herzogs von Northumberland sprangen von Pollern auf, eilten auf den hölzernen Anleger zu und fingen Taue auf. Kraftvoll zogen sie das in der Strömung schaukelnde Boot längsseits an gepolsterte Pfeiler.
    Während die Bootsjungen die Barke vertäuten, nahmen die Soldaten Haltung an, präsentierten die Hellebarden. Der Zeremonienmeister von Durham Haus erschien, begleitet von einem Ausrufer, beim Tor. Er erkannte das Lilien- und Löwenbanner Edwards am Bug, nickte knapp und ließ das Tor öffnen.
    Vor dem Ausrufer stolzierte er durch die Gasse, die die Soldaten gebildet hatten. Beim Anleger angekommen, gab er dem Ausrufer ein Zeichen. Wie jedermann spitzten auch Painbody, Cass und Nat die Ohren und reckten den Hals, als der Ausrufer mit monotoner, weit tragender Stimme den Gast ankündigte.
    »Sir Henry Sidney, Erster Kammerherr seiner Majestät.«
    Cass erbleichte, als der stattliche Höfling an Deck auftauchte. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück und prallte gegen Painbodys ausladenden Bauch. »Was is?« Himmel! Sie durfte sich vor dem Diebeskönig nichts anmerken lassen. Nat war einmal mehr ihre Rettung.
    »An wen soll ich mich ranmachen, Josh?«
    Painbody schaute sich suchend um.
    Cass atmete auf. Sie kannte den Mann an Bord des Schiffes. Auch er löste keine angenehmen Gefühle in ihr aus, auch kein Vertrauen. Wind zerrte an seinem kurzen Mantel wie eine ungeduldige Geliebte. Eine Planke wurde über den Rand der Barke auf den Steg geschoben. Die Schaulustigen tauschten tuschelnd ihr Wissen über den hochrangigen Hofbeamten aus. Etliche Bittsteller drängten nach vorne, während ihre Gattinnen Mutmaßungen über die Frau anstellten, die abseits von ihm unter dem Baldachin stand. Eine hübsche Frau in mittleren Jahren, zweifellos, aber eine Bürgerliche, man sah es an der Kleidung. Es handelte sich also nicht um Lady Sidney.
    Painbody stieß Nat in Richtung eines feisten Mannes in Kaufmannstracht, der sich von einem Platzhalter den Weg frei schubsen ließ und ihn dafür reich entlohnte.
    »Da, der ist gut.«
    »Ein Soldat beobachtet uns«, warnte Cass.
    »Darum kümmern wir uns«, entgegnete Painbody und zerrte sie am Handgelenk an seine Seite. Mit leutseligem Lächeln näherte er sich dem Wächter, der sie misstrauisch über die Schulter musterte.
    »Lasst uns ein wenig näher ran! Meine Frau und ich sind den ganzen Weg von Kent hierher gelaufen. Gönnt armen Leuten die Aussicht auf einen prachtvollen Hof und auf vornehme Leute!«
    »Arm? Mach, dass du wegkommst, du Lump, mit deiner Hure, bevor ich mir ihr grünes Kleid genauer anschaue!«
    »Oh, das ist ein Erbstück. Wir waren nicht immer besitzlos. Aber ihr wisst, wie es gehen kann in Zeiten wie diesen... Man presst den gemeinen Mann aus bis aufs Blut und kennt kein Erbarmen.«
    »Recht hat er!«, schrie ein Betrunkener, mutig geworden durch zu viel Branntwein. Einige Bettler murmelten Zustimmung. Painbody grinste.
    »Mach hier keinen Aufstand, Mann!«, herrschte der Soldat ihn an. »Kannst froh sein, dass Lord Dudley keinen Aufruhr will und ich heute keine Lust aufs Rattenschlachten hab.« Er stieß mit dem Schaft seiner Hellebarde nach hinten, traf mitten in Painbodys Bauch und drehte hochmütig den Kopf weg. Der Diebeskönig gab einen Schmerzenslaut von sich und ging in die Knie – ohne Cass’ Handgelenk freizugeben. Sein Auftritt verschaffte Nat die Gelegenheit, sich weiter auf den Kaufherrn zuzudrängen. Der Mann wirkte hoch konzentriert und abwesend zugleich. Hin und wieder schloss er die Augen und murmelte juristische Floskeln. Offensichtlich versuchte er, die Akten eines Gerichtsfalles zu memorieren, aus denen er vorzutragen wünschte. Dabei tastete er immer wieder nach einem feinen Lederband an seinem Hals.
    Cass registrierte das wissende Lächeln, das sich in Nats Augen stahl. Der murmelnde Bittsteller hatte ihrem Freund gerade eben verraten, wo er sein Schmiergeld verwahrte. Mehr noch, er lockerte den Knoten der Schnur, um sich den Beutel rasch vom Hals ziehen und ihn unauffällig anbieten zu können.
    »Tu es nicht!«, wisperte Cass inbrünstig. Ihr Blick streifte einige Soldaten beim Bootsanleger, die sich wieder den Schaulustigen zuwandten, nachdem Sidney

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