Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
Kleinkrieg unter alten Männern“, meinte Hasenkrug, als sie zurück
ins Präsidium fuhren. „Gucken Sie sich die Sätze doch an. Wag es bloß nicht
oder du wirst es bereuen! Halt bloß die Klappe, sonst setzt es was! Also
mal ehrlich, das klingt doch eher nach eins auf dicke Hose machen, als nach
einem wirklichen Drohbrief.“
„Sie meinen, das läuft nach dem
Motto Wer hat den Längsten ?“
„Ja, das wollte ich in Gegenwart der
Damen so nur nicht sagen.“
„Aber komisch ist es doch, dass
beide Männer eine so seltsame Drohung bekommen haben und kurz darauf tot sind.“
„Also, ehrlich gesagt, eine
Morddrohung würde ich anders formulieren.“
„Nun ja, wir werden sehen. Jetzt
bringen wir die Zettel erstmal in die KTU, dann muss ich dringend was essen und
danach arbeiten wir weiter unsere Liste ab. Ich bin vor allem gespannt, was die
Herren vom Stammtisch dazu zu sagen haben, dass sich ihre Runde innerhalb
kürzester Zeit auf so ungewöhnliche Weise dezimiert hat. Also, mir an ihrer
Stelle wäre jetzt etwas mulmig zumute.“
10
Menno Buurmann saß zurückgelehnt
in seinem großen Ohrensessel und sah reichlich mitgenommen aus. Was wenig
verwunderte, wenn man bedachte, dass zwei seiner besten Freunde soeben auf
brutale Weise ums Leben gekommen waren. Er gab an, Lübbo Krayenborg und Johann
Schepker schon von Kindesbeinen an gekannt zu haben, genauso wie seinen
Kameraden Gustav Grensemann. Sie alle seien zusammen in Canhusen aufgewachsen.
Nur der Fünfte im Bunde, Rudolf Lampe, der sei ein Flüchtling gewesen und erst
kurz nach dem Krieg in das kleine Dorf gezogen, wo die Familie nach ihrer
Flucht aus Ostpreußen zunächst Unterschlupf auf dem Dachboden der Familie
Schepker gefunden habe und später dann in ein kleines Haus am Düsterland gezogen sei.
„Ich kann es gar nicht glauben,
dass sie tot sind“, sagte Menno Buurmann. „Können Sie mir sagen, wer so was
macht? Ich meine, sie haben doch niemandem etwas getan, die zwei.“
Büttner sah ihn mit hochgezogenen
Augenbrauen prüfend an. „Lübbo Krayenborg hat seine Frau geschlagen, ist das
nichts?“
„Ach das!“ Buurmann machte eine
wegwerfende Handbewegung. „Wenn sich Fenna aber auch immer so paddelig
anstellt. Da muss man ja verrückt werden.“
„Sie sind also der Meinung, dass
Frau Krayenborg die Prügel verdient hat?“, hakte Büttner nach.
„Ach, was heißt hier Prügel. Die
paar Ohrfeigen. Lübbo war ein temperamentvoller Mann, den darf man nicht
dauernd so provozieren. Das hätte Fenna wissen müssen. Aber sie hat es immer
wieder getan. Hat er uns doch erzählt.“
„Womit hat Fenna ihn denn
provoziert?“, fragte Büttner betont ruhig, weil er spürte, wie ihm langsam die
Wut in die Faust kroch. Er durfte sich hier nicht gehen lassen, auch wenn er
nicht wenig Lust verspürte, den alten Mann auf der Stelle um ein paar Köpfe
kürzer zu machen.
„Na, mit so Sachen eben“,
antwortete Buurmann. „Das Essen nicht pünktlich auf dem Tisch, kein Bier im
Kühlschrank, keine Sahne für den Tee.“
„Und das gibt ihm das Recht sie
zu schlagen? Haben Sie Ihre Frau wegen solcher Dinge auch geschlagen, Herr
Buurmann?“
Der alte Mann zuckte zusammen,
beugte sich dann nach vorne und sah den Hauptkommissar finster an. „Lassen Sie
meine Frau aus dem Spiel. Sie ist seit dreißig Jahren tot.“
„Wo waren Sie denn heute Vormittag,
so gegen 10 Uhr, Herr Buurmann?“, mischte sich Hasenkrug schnell ins Gespräch,
denn er befürchtete, dass die beiden Herren nicht weit davon entfernt waren,
sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Die Faust seines Chefs sah schon
gefährlich geballt aus. Er wusste, dass Büttner schnell der Kamm schwoll, wenn
er es mit Gewalt an Frauen zu tun bekam und ihm irgendjemand zu erklären
versuchte, dass die Frauen ja meist selber schuld an ihrem Schicksal seien,
schließlich bräuchten sie sich ja nur so zu benehmen, wie es ihr Mann von ihnen
verlange.
„Gegen zehn?“ Buurmann überlegte
kurz und ließ sich wieder nach hinten fallen. „Da war ich mit meinem Hund
spazieren.“ Er zeigte auf einen betagten Rauhaardackel, der friedlich schlafend
auf einer Decke zu seinen Füßen lag.
„Sind Sie dabei auch am Haus von
Johann Schepker vorbeigekommen?“
„Natürlich. Ich laufe immer hier
am Friedhof vorbei, die Lohne runter und dann rechts rum einmal ums Dorf. Da
komme ich auch bei Johann und Edith vorbei. Manchmal trinken wir dann `ne Tasse
Tee zusammen.“
„Aber heute nicht.“
„Was
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