Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
Wort.
„Ach ja? Und wer?“
„Rudolf Lampe. Oder hat ihn etwa
jemand gesehen?“
Als Antwort war für einige Zeit
nur allgemeines Getuschel zu hören. Schließlich aber einigte man sich darauf,
dass Rudolf Lampe tatsächlich von niemandem auf der Party gesehen worden war.
„Hm. Dann ist er entweder
ebenfalls tot oder nun höchst verdächtig“, brummte Büttner vor sich hin. „Wir
sollten mal nach ihm sehen, Hasenkrug.“
„Ach Chef“, erwiderte der und
stieß einen lauten Seufzer hervor, „es kann doch auch jeder andere gewesen
sein. Oder können Sie mit Bestimmtheit sagen, dass keiner die Party
zwischendurch mal verlassen hat?“
„Nee, die sind alle ständig hin
und her gerannt.“
„Sehen Sie.“
„Wäre jetzt aber praktisch. Vier
alte Männer sind tot, einer bleibt übrig, also ist der der Mörder.“
„Wird den Staatsanwalt sicherlich
sofort überzeugen.“
„Machen Sie einen besseren
Vorschlag.“
„Gerne. Wir fahren jetzt erstmal
nach Hause und legen uns ins Bett. Und morgen sehen wir weiter. Dann kann auch
Frau Dr. Wilkens Genaueres sagen.“
„Ach Hasenkrug, Sie sind mit
Abstand der klügste Mensch, den ich kenne“, seufzte Büttner und ließ sich zu
einem herzhaften Gähnen hinreißen. „Also, lassen Sie uns nach Hause fahren und
morgen mal vorsichtig gucken, ob der fünfte im Bunde noch lebt. Wenn das der
Fall ist, nehmen wir ihn hopps.“
„Ja, und dann kümmern wir uns um
das läppische Dutzend weiterer Verdächtiger, die noch übrig bleiben. Ich freu
mich schon drauf.“ Auf diese Worte hin sah Büttner seinen Assistenten zum
ersten Mal, seit er ihn kannte, einen Schnaps in sich hineinschütten.
25
Der Bericht aus der Gerichtsmedizin
lag am nächsten Morgen vor. Das Ergebnis war eindeutig: Menno Buurmann war
tatsächlich in der Güllegrube auf dem Hof von Bauer Heino Franzen ertrunken.
„Allerdings deutet nichts auf
eine vorherige Gewalteinwirkung hin“, bemerkte Dr. Anja Wilkens. „Ich kann also
nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er gestoßen wurde.“
„An Selbstmord glaube ich nicht“,
erwiderte David Büttner. „Ich meine, wer ersäuft sich schon freiwillig in der
Jauchegrube? Da gibt es doch wahrlich appetitlichere Arten zu sterben.“
„Möglich ist, dass er nicht
hineingestoßen wurde, sondern erneut einen Kreislaufzusammenbruch hatte“,
meinte Sebastian Hasenkrug.
„Aber was hat er dann
ausgerechnet bei der Güllegrube von Bauer Franzen zu tun? Und außerdem müsste
er vorher noch die Abdeckung weggenommen haben. Die Jungen von Franzen
beschwören, dass sie noch an ihrem Platz war, als sie zum Melken gekommen sind.
Sie müssen auf dem Weg zum Melkstand direkt daran vorbei. Nee, ich glaube, die
Theorie können wir fallen lassen.“
„Ist es denn klar, dass er bei
vollem Bewusstsein in die Grube gefallen ist?“, fragte Hasenkrug die
Medizinerin.
„Ja, es hat einen längeren
Überlebenskampf gegeben. Darauf deutet die Gülle sowohl im Magen des Opfers als
auch in der Lunge hin.“
Büttner spürte, wie sich bei diesen
Worten sein Magen umdrehte. „Na, da hätte er es im Krankenhaus aber gemütlicher
gehabt“, presste er hervor und atmete mehrmals tief durch. „Wissen wir, ob er
irgendeinen Grund angegeben hat, warum er das Krankenhaus verlassen wollte?“
„Nein. Er hat wohl nur gesagt,
dass er wegen solch einer Lappalie nicht gedenke den Schwerkranken zu spielen,
seine Schwester könne genauso gut für ihn sorgen“, sagte Hasenkrug.
„Ich frage mich wirklich, warum
er ausgerechnet seine Schwester erwähnt hat. Sie haben laut ihrer Aussage seit
mehr als vierzig Jahren kein Wort miteinander gesprochen. Warum also benennt er
nicht eines seiner Kinder, Eeske Janssen zum Beispiel, die ja auch in Canhusen
lebt? Und was, um Himmels Willen, sucht er auf dem Hof von Bauer Franzen?“
„Er hatte ein Handy dabei, das in
der Gülle allerdings erheblichen Schaden genommen hat. Ich habe es bereits an
die KTU weitergeleitet. Vielleicht können die es ja irgendwie wieder zum Leben
erwecken. Ich meine, vielleicht hat Buurmann ja vor seinem Tod noch mit
irgendwem telefoniert. Das wäre dann gegebenenfalls ein Hinweis“, gab Dr. Anja
Wilkens zu bedenken.
„Ja, das könnte was sein“, nickte
Büttner. „Hasenkrug, stehen Sie den Leuten in der KTU von nun an kräftig auf
den Füßen rum. Sobald sie eine Telefonliste haben, will ich es wissen. Und es
sollte noch am heutigen Tag sein. Und jetzt nehmen wir uns erstmal Buurmanns
Wohnung vor. Ich verspreche
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