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Das Testament der Jessie Lamb: Roman

Das Testament der Jessie Lamb: Roman

Titel: Das Testament der Jessie Lamb: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Rogers , Norbert Stöbe
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Getränke. »Was funktioniert nicht?«
    »Die Sache mit den tiefgefrorenen Embryos und den Leihmüttern. Schon vor dem Ausbruch von MTS war das ein juristisches und emotionales Minenfeld.«
    »Ja, wenn man eine Frau dafür bezahlt, dass sie ein fremdes Kind zur Welt bringt«, sagte Dad. »Aber liegt die Sache hier nicht anders?«
    »Inwiefern?«
    »Die Leihmutter stirbt. Damit ist eine Komplikation aus der Welt geschafft.«
    »Dann streiten sich die biologischen Eltern und die Eltern der Leihmutter um das Kind. Denk mal an die Streitereien wegen der Schlafenden Schönen.«
    »Genau das meine ich. Die Schlafenden Schönen brin gen ein Kind zu Welt, und der genetische Vater ist in den Prozess eingebunden. Das Kind wurde von den biologischen Eltern gezeugt und von ihnen zur Welt gebracht. Deshalb kommt es zu den schrecklichen Streitereien zwischen dem Vater und den Eltern der verstorbenen Mutter.«
    »Mag sein«, sagte Mum, »aber da ist noch etwas. Wie du gesagt hast, sind die Schlafenden Schönen dazu ausersehen, ihr eigenes Kind zur Welt zu bringen. Die biologische Motivation für die Fortpflanzung ist gegeben. Bei den tiefgefrorenen Embryos aber erwartet man, dass die jungen Frauen ihr Leben für fremde Gene opfern.«
    »Aber die Frauen wissen, dass sie dazu beitragen, das Überleben der Menschheit zu sichern.« Meines Vaters Worte.
    »Die Frauen, die sich darauf einlassen, werden bedauernswerte Opfer einer Gehirnwäsche sein. Die Noahs werden sie aufnehmen, in weiße Kleider stecken und ihnen erzählen, sie würden im Himmel belohnt werden. Sie werden sie mit all den Versagern verheiraten, die von sich aus keine Freundin bekommen.«
    »Sie brauchen niemandem zu heiraten, denn sie werden künstlich befruchtet.«
    »Stimmt, hatte ich ganz vergessen. Die jungfräuliche Geburt. Das dürfte den Kirchen gefallen. Wir werden ihnen auf den Straßen huldigen.«
    »Findest du nicht, dass diese Frauen jeden erdenklichen Rummel verdient hätten? Sie werden wahre Heldinnen sein«, sagte Dad.
    »Man wird sie dazu beschwatzen , ihr Leben zu opfern.«
    »Stell es dir als Selbstmordmission vor – oder besser als Selbstopfer … wie bei den Khond.«
    »Jetzt kommt’s«, meinte Mum.
    »Die Khond aus Bengalen. Schon davon gehört?«
    »Nein. Erstaunlicherweise noch nicht.«
    »Bei denen gab es ein traditionelles Selbstopfer, das eine gute Ernte sicherstellen sollte. Die Kandidaten wurden wie Götter verehrt. Nur deshalb hat es funktioniert. Die Opfer mussten eine Rolle spielen, und sie waren wichtig.«
    »Wussten sie von vorneherein, dass sie sterben würden?«
    »Ja. Man nannte sie Meriahs und hat sie verehrt. Man hat ihnen alles gegeben, was sie brauchten. Sie konnten andere Meriahs heiraten und mit ihnen Meriah-Kinder zeugen. Aber alle Meriahs wussten, dass sie für das Opfer bestimmt waren. Ihr Tod sicherte allen anderen das Überleben. Deshalb hatten sie diesen Status.«
    »Du findest das gut.«
    »Ich glaube, sie wussten, dass sie etwas Besonderes waren, und sind in dem Glauben gestorben, dass sie den anderen das Überleben sichern und dass dies ihr Verdienst ist. Und wenn die jungen Frauen, die sich als Leihmütter melden, das ebenfalls glauben – wäre das nicht gut?«
    »Wie bei Jesus«, sagte ich.
    »Ja, mein Jessielein, ganz richtig. Es gab eine lange Tradition des Menschenopfers, bevor Jesus die Bühne betrat. Wenn ein König verhindern wollte, dass sein Land in Schwierigkeiten geriet, war das Mittel der Wahl, einen leiblichen Sohn zu opfern.«
    »Na bitte!«, sagte meine Mum. »Ein Elternteil opfert einen Sohn. Oder in diesem Fall eine Tochter. Wer gibt ihm das Recht, ein Kind zum Tod zu verurteilen?«
    »Es würde ein geordnetes Verfahren geben. Mit Beratung.« Dad lachte. »Das hat man in der Bibel vergessen.«
    »Und was ist mit den Mädchen, die nicht einmal nachdenken ? Die sich aus einer Laune heraus melden, weil sie sich nach Aufmerksamkeit sehnen?«
    »Das weiß ich auch nicht«, sagte mein Dad. »Aber weil das im Moment der einzige gangbare Weg ist, müssen wir uns wohl darauf einlassen. Golding trifft bereits die entsprechenden Vorkehrungen.«
    »Ihr wollt das in der Klinik machen?«
    »Er hat ein Treffen von Freiwilligen angesetzt.«
    »Ich bitte dich, Joe – gesunde, kräftige junge Mädchen!«
    »Was bleibt uns denn anderes übrig? Zumindest so lange, bis es einen Durchbruch bei transgenen Gebärmüttern gibt.«
    »Dann rechtfertigt das Ziel also die Mittel. Man würde die Mädchen zum Tod

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