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Das Testament des Gunfighters

Das Testament des Gunfighters

Titel: Das Testament des Gunfighters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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lang zu sehen gewesen.
    Palmer war auf der Hut und zog seinen Colt. Er spähte in alle Himmelrichtungen, ohne etwas zu entdecken.
    Nachdem er eine Weile gelauscht und nichts Ungewöhnliches gehört hatte, gab er seinen Lauschposten auf. Mit dem zweiten Kanister ging er zum Haupthaus. Schwarze Qualmwolken waberten über den Platz.
    Palmer hob sein Halstuch über Mund und Nase. Er leerte den Kanister auf die gleiche Weise wie vorhin beim Stall. Zum Schluss schleuderte er ihn über die Hundeleiche in den Hauseingang.
    Kurz darauf stand das Haus in Flammen.
    Aus sicherer Entfernung betrachtete er die abbrennenden Gebäude. Wenn Marge Grant zurückkam, würde sie nur noch qualmende Trümmer vorfinden. Jedes Versteck, das es eventuell noch gab, würde samt seinem Inhalt ein Opfer des Brandes geworden sein.
    Du hast es vermasselt, Old Bram , dachte Palmer zufrieden. Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
    Bald wurde es so heiß, dass Palmer entschied, das Weite zu suchen. Nach einem letzten prüfenden Blick auf das Werk der Zerstörung schwang er sich auf sein Pferd und trabte auf den Torbogen zu.
    Wenig später, als er den Overlandtrail erreicht hatte, blickte er sich noch einmal um.
    Über dem sanft ansteigenden Hügel, auf dem die BB-Ranch lag, erhob sich ein schwarzer Rauchpilz.
    »Gute Arbeit, Brick«, resümierte Palmer und ritt nach Tombstone.
    ***
    Zu dem Zeitpunkt, als ihre Ranch niederbrannte, wurde Marjorie Grant plötzlich wach.
    Sie schlug die Augen auf und blickte schläfrig gegen die Decke. Nach einer Weile wandte sie den Kopf zum Fenster, das zur Straße hinausging.
    Von draußen erklangen Hufgetrappel und Stimmengewirr. Jemand spielte auf einem schlecht gestimmten Klavier die Tonleiter rauf und runter. Eine Frau rief mit gellender Stimme nach ihrem Kind. Ganz weit entfernt tönte ein Schussknall.
    Marjorie richtete sich auf. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wie sie hierher gekommen war, doch ihr Gedächtnis ließ sie im Stich. Sie entsann sich nur noch daran, dass Dr. Riley ihr ein Schlafmittel gegeben und ihr gut zugeredet hatte. Während er mit ihr sprach, waren noch zwei andere Leute im Zimmer gewesen. Eine elegante, junge Frau und ein großer, athletischer Mann, den man mit Mr. Lassiter angeredet hatte.
    Sie kannte weder die eine noch den anderen, und sie fürchtete sich vor den beiden.
    Ich muss hier weg, schoss es ihr durch den Kopf.
    Sogleich warf sie ihre Zudecke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Als sie aufstand, wurde ihr schwindlig. Sie musste sich am Bettpfosten stützen.
    Es dauerte eine Weile, bis das Sausen in ihrem Kopf etwas nachließ. Barfuß tappte sie zur Waschkommode, über der ein ovaler Spiegel hing.
    Sie sah hinein und erschrak.
    Die Frau, die sie darin sah, flößte ihr Angst ein. Allein das Gesicht bot ein Bild des Schreckens. Blutunterlaufene Augen, spitze Nase und ein verkniffener Mund. Natürlich war ihr bewusst, dass sie in ihr eignes Spiegelbild sah. Trotzdem fürchtete sie sich. Sie hatte das Gefühl, als ob gleich etwas unerhört Schreckliches passieren würde. Was das sein mochte, wusste sie nicht.
    Auf keinen Fall würde sie warten, bis Lassiter und die elegante Frau zurückkehrten. Sie musste schleunigst raus aus diesem Hotel, bevor er zu spät war.
    Am Tisch vorbei taumelte sie zur Tür.
    Abgeschlossen!
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als ihr aufging, dass man sie eingesperrt hatte. Immer wieder rüttelte sie am Knauf, bis sie einsah, dass es zwecklos war.
    Mutlos sank sie vor der Tür zusammen. Von tiefer Verzweiflung ergriffen, schlug sie weinend die Hände vor das Gesicht.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so da gekauert hatte, heimgesucht von den schwärzesten Fantasien, da wurde jenseits ihres Kerkers eine Stimme laut.
    »Hallo? Etwas nicht in Ordnung, Ma’am?«
    Marjorie riss den Kopf hoch. Die Stimme war jung und hatte freundlich geklungen.
    »Wer bist du?«, fragte sie schluchzend.
    »Timmy, der Hotelboy.«
    Auf einen Schlag war Marjorie von neuer Hoffnung erfüllt. »Timmy, du bist meine Rettung! Bitte, lass mich hier raus!«
    Der Boy hantierte an der Tür. »Warum hat man Sie eingesperrt, Ma’am?«
    Sie suchte nach einer Erklärung. »Das … das kann ich nicht sagen. Sie haben mir ein Mittel gegeben, dass ich schlafe.«
    »Sind Sie krank, Ma’am?«
    »Oh nein, ich bin völlig gesund. Bitte, Timmy, schließ die Tür auf!«
    »Ich habe keinen Schlüssel.«
    Marjorie ballte die Fäuste. »Aber es gibt doch Reserveschlüssel

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