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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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plötzlich ein zweiter Pfeiler seitlich gegen den ersten prallte und diesen zerschmetterte. Beide Pfeiler zerbarsten. Die Steinquader donnerten auf ihn herab und bohrten sich in die Granitplatten um ihn herum, die unter dem wuchtigen Aufprall zerplatzten wie dünne Eierschalen.
    Es dauerte die ganze Nacht, bis seine Konfratres ihn aus den Trümmern geborgen hatten. Wie durch ein Wunder war er nicht verletzt worden. Sant Mikaels strahlende Lichtgestalt war die ganze Zeit an seiner Seite gewesen, hatte ihn im Arm gehalten, während er schrie und weinte, und ihm Trost gespendet. O ja, er kann sich noch gut an das wie in Flammen stehende Gesicht des Erzengels erinnern, das auf ihn herabschaute. Und an die Worte, die wie das Donnern eines Gewittersturms dröhnten.
    Du bist mein. Ich habe dich erwählt. Als Wächter der Mächte des Bösen, als Hüter der Lade. Als Streiter an der Seite des siegreichen Erzengels, als Bewahrer der Welt.
    Die blutigen Finger des Hüters schließen sich um den Griff des Dolches, während er zu Liliths Tochter hinübersieht, zu diesem Dämon in Menschengestalt. Er muss verhindern, dass sie die Reliquie mit dem Blut des Satans findet. Denn wenn ihr das Testament des Satans in die Hände fällt, wird dieses gottlose Biest, das in Rom im weißen Papstgewand schwarze Satansmessen feiert, die Macht des Bösen missbrauchen.
    Ma Doue! Was tut sie denn jetzt?
    Der Auserwählte unterdrückt einen Aufschrei des Entsetzens.

Alessandra
Kapitel 5
    Im Scriptorium
Viertel vor ein Uhr nachts
    Was, zum Teufel, lauert dort neben dem Kamin?
    Wie gebannt starre ich noch immer die gelben Augen mit der schmalen Iris an, die, ohne zu blinzeln, in der Finsternis aufleuchten. Ich hebe das Sigillum Dei und lese lautlos den verborgenen Gottesnamen. Dann warte ich ab, was geschehen wird.
    Ein leises Tschirpen, so leise wie das Knistern des Dochtes der Kerze vor mir auf dem Tisch, im Sturm kaum zu vernehmen.
    Ich wende den Blick nicht ab.
    Ein erneutes Tschirpen, als werde ich von dem Wesen angerufen.
    Herrgott, was ist das?
    Die Augen kommen näher, dann bewegen sie sich nicht, als warteten sie ab. Schließlich wenden sie sich ab und verschwinden.
    Ein Windstoß, stärker als die anderen, rüttelt an den Fenstern. Das Klappern der Scheiben, das Prasseln von abgerissenen Zweigen gegen das Glas und ein grauenvolles dämonisches Seufzen und Stöhnen wehen durch den Saal.
    Nein, diese Abtei ist nichts für schwache Nerven!
    Eine huschende Bewegung, dort drüben zwischen den Lesepulten!
    Mit angespannten Schultern warte ich ab, blicke mich aufmerksam im Scriptorium um, ob von irgendwoher ein Angriff droht …
    … und zucke erschrocken zusammen, als plötzlich der Kater neben mir auf die Holzbank springt und tschirpt. »Chhhrrr!«
    »Tyson!«, rufe ich aus und fasse mir an die Kehle. »Hast du mich erschreckt, du Rabauke!«
    Der Kater guckt zu mir hoch und maunzt.
    »Komm her, du niedlicher Fratz!« Ich streiche ihm über das getigerte Fell. Tyson – sein Name wird von den Mönchen mal englisch, mal französisch ausgesprochen – hat vorhin genüsslich mein Abendessen verputzt, Coquilles Saint-Jacques à la normande aus der Muschelschale, während ich mich mit einem Glas Calvados begnügte.
    Der verwöhnte Kater, ein ziemliches Dickerchen, maunzt zufrieden und legt eine seiner weißen Pfoten auf das Lesepult. Ich ziehe ihn, alle viere von sich gestreckt, auf meinen Schoß und streichele ihn, während ich auf der zerstörten Seite der Purpurchronik lese, was noch zu entziffern ist.
    Das Buch der Geheimnisse des Satans.
    »Also doch!«
    Im Licht der Blitze erkenne ich die schemenhafte Schrift:
    … ein Buch, mit Satans Hilfe von einem Mönch verfasst, das in Buchstaben aus Feuer Geheimnisse offenbart, die selbst den Engeln des Himmels verborgen geblieben sind …
    Sieh mal einer an! Was, zur Hölle, ist das für ein Buch? Ein Grimoire, ein magisches Buch, wie der Schlüssel des Salomo , mit dem ich in Rom eine Satansmesse gefeiert habe?
    Ich richte mich auf und reibe mir die Augen – das Lesen im funzeligen Kerzenschein ist ziemlich anstrengend. Dann lehne ich mich mit dem auf meinem Schoß umhertapsenden Kater zurück und denke daran zurück, wie Prior Yvain de Bayeux mich gestern durch die Abtei geführt hat.
    »Ein Testament des Satans? Nein, Euer Gnaden, eine solche Reliquie gibt es nicht. Ein Buch, glaubt Seine Heiligkeit? Dokumente im Geheimarchiv des Vatikans, die ein solches Vermächtnis des Satans erwähnen? In einer

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