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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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der ihn überwältigt hat, weil Conan das schrecklichste aller Geheimnisse aufgedeckt hatte. Ein verbotenes Wissen, dessen Bewahrung sogar das Töten erfordert. Aus diesem Grund stehe auch ich auf der Todesliste.
    Conan hat die Hölle gefunden. Ich stehe schon vor der offenen Pforte des Infernos. Ich kann das lodernde Feuer von Hass und Zorn und den Schwefelgestank von Niedertracht und Verrat schon spüren. Und ich habe Angst.
    Aber Selbstmord? Der Gedanke lässt mich erschauern.
    Corentin betritt die Plattform. Er hat sich bei Alessandra untergehakt und führt sie zu Conan.
    Ich wende mich mit dem Rücken zum Sturm, ziehe meine Kapuze hoch, sodass mein Gesicht im Dunkeln liegt, und beobachte ihn. Corentin, der wie der Schatten des Todes durch die Abtei geistert und Mönche erschlägt? Der Leichen zerfetzt? Der mit Blut und Kot satanische Symbole auf den Boden pinselt? Der die unsterblichen Seelen seiner Konfratres ohne Sündenvergebung in die Hölle verbannt? Der durch sein blutrünstiges Handeln nicht Gott, sondern Satan huldigt? Böses gebiert Böses. Ist Corentin ein Jünger des Satans?
    Was hat er vor? Wie will er Alessandra in die Knie zwingen? Er muss doch wissen, dass in einem Machtkampf während eines Inquisitionsprozesses nicht er der Sieger sein wird. Sie wird ihn in die Knie zwingen, mit päpstlichem Segen. Ich taste nach dem Breve unter meiner Kukulle. Sie kann ihn exkommunizieren, der Papst hat ihr die Macht dazu verliehen.
    Corentin kann den Kampf gegen sie nicht gewinnen.
    Und trotzdem habe ich furchtbare Angst um sie.
    Yvain beobachtet sie und mich abwechselnd. Er wirkt beunruhigt, ja beängstigt. Er weiß, dass sie das Testament des Satans sucht. Hat sie es mithilfe von Vittorinos Notizbuch vielleicht schon gefunden? Eine Frage, die mich umtreibt: Alessandra misstraut mir. Ihr Blick eben in der Kirche hat mich ins Herz getroffen. Hat sie mich belogen, als sie sagte, Vittorinos Aufzeichnungen seien wirr und schwer zu deuten?
    Yvain fürchtet sie zu Recht. Die Stimmung in der Abtei ist seit Monaten angespannt. Die Fratres sind verwirrt, ängstlich, misstrauisch und zornig. Ein Wort von ihr – oder von mir -, eine Erwähnung des Testaments des Satans, und diese bedrohliche Situation entlädt sich in Hass und Gewalt. Padric und Robin werden die Ersten sein, die auf dieses Schlachtfeld stürmen, um sich gegenseitig kampfunfähig zu schlagen.
    Die Böen reißen an meiner Kukulle, sodass ich beinahe taumele.
    Das perfide Mysterienspiel, das Corentin hier an Conans Leichnam inszeniert, ist lebensgefährlich. Was hat er vor?
    Das erste Siegel der Apokalypse sei zerbrochen. Und das sei noch nicht das Ende, hat er soeben in der Kirche verkündet. Denn das zweite Siegel werfe schon seine Schatten über uns. Was meint er mit dieser geheimnisvollen Prophezeiung? Und was meint er mit der Progression des Todes? Was steht in ihrem Notizbuch, das ihr gefährlich werden könnte?
    »Eine glückliche Fügung, dass Ihr heute Nacht in unserer Abtei zu Gast seid!«, beteuert Corentin, als er mit Alessandra vor dem Sigillum stehen bleibt. »Und dass Ihr uns helfen wollt.«
    Alessandra legt den Purpurmantel ab und reicht ihn Yvain, der ihn sich über den Arm hängt. Neben Conans Leichnam kniet sie in Hemd, Hosen und Stiefeln geschmeidig nieder und krempelt sich die Ärmel hoch.
    Ein diffuses Unbehagen, eine düstere Vorahnung überkommt mich mit der Wucht panischer Angst.
    Corentin stellt sich neben sie. »Ihr habt Euch gestern mit Frère Conan unterhalten.«
    Alessandra blickt auf. »Im Kreuzgang, während der Meditation. Er hat mir den Weg durch das Labyrinth gezeigt.«
    »Worüber habt Ihr gesprochen?«
    »Über private Dinge.«
    »In dieser Abtei gibt es keine privaten Dinge. Die Ordensregel ist sehr streng: Armut, Gehorsam, Schweigsamkeit und Demut. Ein Mönch besitzt nichts, kein Buch, keine Schreibtafel, keinen Griffel. Er kann ohne Erlaubnis des Abtes oder des Priors nicht einmal über sich selbst verfügen.«
    Sie sieht ihn lange an. »Frère Conan hat mir von seiner Frau und seinem kleinen Sohn erzählt.«
    »Es ist ungewöhnlich, dass ein Mönch sich einer Frau anvertraut.«
    »Und nicht Euch, seinem Beichtvater? Frère Conan hoffte, dass ich Verständnis zeige für seine Lage. Ich habe drei Jahre lang mit einem Mönch zusammengelebt.«
    »Seine Seligkeit der Metropolit und Erzbischof von Athen.«
    »Niketas hat dem Papst den Kardinalspurpur zurückgegeben und all seine Ehrentitel niedergelegt, um mit mir in

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