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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Telegraph dann weiter, daß der Mann mit der Maske durch zehn Augen nach Minnesota, nach dem einundfünfzigsten Felde, versetzt worden war.
    »O, der… der hat die günstigsten Aussichten, sagte sie, er wird es sein, der die Millionen des verrückten Hypperbone einsteckt!«
    Man erkennt, daß der excentrishe Verstorbene in ihrer Werthschätzung arg verloren hatte, seit der Würfelfall ihre Lissy Wag zur Gefangenen gemacht hatte.
    Endlich waren sie übereingekommen, daß die beiden Freundinnen noch am Abend nach Chicago zurückreisen wollten. Obgleich die Louisviller Zeitungen bekannt gegeben hatten, in welchem Gasthause Lissy Wag und Jovita Foley abgestiegen waren, ist es wohl überflüssig, zu sagen, daß ihnen hier kein einziger Reporter seine Aufwartung gemacht hatte. Das befriedigte zwar die eine von ihnen, ärgerte aber die andere gewaltig, weil es, wiederholte sie mehrmals mit zusammengepreßten Lippen, »aussah, als existirten wir beide gar nicht mehr!«
    Es stand indeß in den Sternen geschrieben, daß sie doch noch nicht nach der Metropole von Illinois abreisen sollten. Ein ganz unerwarteter Umstand eröffnete ihnen zunächst wenigstens einige Aussicht auf fernere Betheiligung an dem Match, auf die sie bei Nichtzahlung des Einsatzes hätten verzichten müssen.
    Gegen drei Uhr nachmittags erschien ein Briefträger im Hôtel und begab sich nach dem Zimmer der beiden Freundinnen.
    »Fräulein Lissy Wag? fragte er, als sich die Thür geöffnet hatte.
    – Das bin ich, antwortete das junge Mädchen.
    – Ich habe einen Geldbrief an Ihre Adresse; wollen Sie gefälligst den Empfang bescheinigen…
    – Geben Sie den Brief nur mir,« meldete sich Jovita Foley, der das Herz zum Zerspringen heftig klopfte.
    Nach Empfangnahme der Quittung zog sich der Briefträger zurück.
    »Was ist also in diesem Briefe? sagte Lissy Wag.
    – Geld, Lissy…
    – Wer kann uns das schicken?…
    – Wer?… Das wollen wir gleich sehen,« erklärte Jovita Foley.
    Damit erbrach sie schon die Siegel des Umschlags und zog daraus einen Brief hervor, der ein zusammengefaltetes Papier enthielt.
    Der Brief hatte folgenden Wortlaut:
    »Inliegend ein Check über dreitausend Dollars auf die Bank von Louisville, den Miß Lissy Wag gefälligst, um ihren Einsatz zu bezahlen, annehmen möge von
     
    Humphry Weldon.«
     
    Jovita Foley fuhr vor Freude wie ein Feuerwerkskörper in die Höhe. Sie sprang umher, lachte zum Ersticken, tanzte, daß sich ihre Kleidung aufbauschte und rief immer und immer wieder:
    »Ein Check… ein Check über dreitausend Dollars! Das ist der ehrenwerthe Herr, der uns aufsuchte, als Du krank warst, meine Liebe! Der ist von Herrn Weldon!…
    – Ich weiß aber nicht, wendete Lissy Wag ein, ob ich ihn annehmen kann, ihn annehmen soll…
    – Ob Du es kannst… ob Du es sollst?… Begreifst Du denn nicht, daß Herr Weldon große Summen auf Dich verwettet hat?… Er hat es uns ja selbst angedeutet, und er wünscht offenbar, Dich die Partie fortsetzen zu sehen. Wahrlich, trotz seines respectablen Alters, den heiratete ich auf der Stelle, wenn er mich nur haben wollte!… Schnell, laß uns den Check auf der Bank vorlegen!«
    Das geschah denn auch, und Lissy Wag bekam den Betrag ohne weiteres ausgezahlt. Dem würdigen, vortrefflichen, hochachtbaren Humphry Weldon zu danken, war unmöglich, da die jungen Mädchen seine Adresse nicht kannten.
    Noch am nämlichen Abend verließen sie Louisville. ohne gegen jemand den so zur rechten Zeit erhaltenen Brief zu erwähnen, und am nächsten Tage, dem 11., trafen sie in Saint-Louis ein.
    Recht überlegt, blieb die Lage Lissy Wag’s im Match noch immer eine höchst unsichere, da für sie so lange nicht gewürfelt wurde, als nicht ein anderer Partner sie im zweiundfünfzigsten Felde ersetzte. Das konnte aber nicht lange ausbleiben – wenn man der so vertrauensseligen, ja allzu vertrauensseligen Jovita Foley glauben durfte – und jedenfalls war Lissy Wag vorläufig nicht wegen mangelnder Entrichtung des Einsatzes von der Partie ausgeschlossen.
    Beide weilten also jetzt im Staate Missouri, an den keiner der »Sieben« ohne heimliches Schaudern dachte. Wie erklärlich, fühlte sich auch keiner von den zwei Millionen siebenmalhunderttausend Einwohnern des Staates gerade geschmeichelt, daß William I. Hypperbone sich erlaubt hatte, diesen zum Gefängniß in dem Edlen Vereinigte Staatenspiele zu bestimmen. Außer zahlreichen Farbigen wohnen hier auch viele Deutsche, und diese sind ja bekanntlich

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