Das Teufelslabyrinth
hatte, deshalb klingelte diese Leitung auch jetzt erneut.
Und jemand klopfte leise an seine Bürotür.
Rand nahm seine Brille ab und massierte einen Moment lang seinen Nasenrücken. Was er im Augenblick wirklich brauchte, war ein strategisches Meeting, damit alle notwendigen Maßnahmen in einer logischen, geordneten Abfolge organisiert werden konnten, aber das würde wohl ein Wunschtraum bleiben.
Dazu war schlicht und einfach nicht genug Zeit.
»Ja?«, rief er und bedauerte augenblicklich den ungeduldigen Tonfall, der sich in seine Stimme geschlichen hatte.
Sein Sekretär, ein junger Priesterseminarist, streckte den Kopf zur Tür herein. »Der Bürgermeister möchte Euch sprechen«, verkündete er mit entschuldigender Miene.
Rand nickte. Es überraschte ihn nicht, dass der Bürgermeister ohne Voranmeldung in seinem Büro aufkreuzte, wo man ihn nicht so einfach abwimmeln konnte wie am Telefon. »Führen Sie ihn herein«, seufzte er. »Und bitten Sie Mrs. Boothe mit ihren Freiwilligen morgen früh hierher ins Büro, um uns bei den Planungsarbeiten zu unterstützen.«
»Hierher?« Der Seminarist zog die Brauen hoch und machte große Augen, woraufhin der Erzbischof sofort seinen Fehler bemerkte: Hier war schlichtweg nicht genügend Platz für ein Dutzend arbeitswütige Frauen, nicht in diesen beengten Räumlichkeiten, die er sein Büro nannte.
»Sagen Sie ihr, dass ihre erste Aufgabe sein wird, einen Arbeitsraum für ihre Damen zu finden. Vielleicht im Paulist Center.« Damit könnte er Emerald Boothe wenigstens etwas auf Abstand halten.
Der junge Priesteranwärter nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und machte dann die Tür weit auf.
Rand erhob sich aus seinem Stuhl, um den Bürgermeister zu begrüßen, der bereits in sein Büro marschiert kam. George Flowers war einer der wenigen Männer, die groß genug waren, dass sie Rand direkt in die Augen sehen konnten, und er schätzte seinen kräftigen und dankenswerterweise kurzen Händedruck. Nach der Begrüßung kam der Bürgermeister sofort auf den Punkt.
»Das war ja eine ganz schöne Bombe, die Ihr heute Morgen in meinem Büro habt platzen lassen«, sagte er
und ließ sich auf einem der beiden fadenscheinigen Stühle in Rands Büro nieder.
»Das Gleiche könnte ich über mein Büro sagen«, erwiderte Rand und warf einen bedeutungsvollen Blick auf das unentwegt blinkende Telefon.
»Es steht völlig außer Frage, dass wir in dieser kurzen Zeit eine Sicherheitstruppe für den Papstbesuch auf die Beine stellen können. Das ist absolut unmöglich. Sie müssen den Termin verschieben.«
Rand erinnerte sich nur allzu gut an den Tag, als er den Bürgermeister aufgesucht und um seine Hilfe gebeten hatte, als die Erzdiözese drohte, in der Flut schlechter Nachrichten und Zeitungsberichte zu ertrinken, und Flowers - zweifellos kein Katholik - seine Misere mit einem Schulterzucken abgetan hatte. »Die katholische Kirche«, hatte er während des Gesprächs trocken bemerkt, »kann allem standhalten. Das hier ist ihr eigenes Land, Herrgott noch mal, mit dem Papst an der Spitze und euch Bischöfen und Kardinälen als seine Vertreter. Euch wird schon was einfallen.«
Und jetzt war die Reihe an Rand, Flowers’ Probleme abzuschmettern.
»Seine Heiligkeit verschiebt man nicht einfach«, gab Rand ebenso trocken wie Flowers damals zurück. »Wie Sie mir vor nicht allzu langer Zeit deutlich zu verstehen gegeben haben, ist er quasi ein Staatsoberhaupt.« Rands ausdruckslose Miene gab nichts von dem Vergnügen preis, das er empfand, als er Flowers zusammenzucken sah. »Ich fürchte, er wird seinen Besuch hier in Boston weder verschieben noch absagen.«
Flowers rang nach Luft und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das bereits etwas schüttere Haar. »Dann weiß ich nicht, was wir machen sollen.«
Rand ergötzte sich noch einen Moment am Unbehagen des Bürgermeisters, ehe er einlenkte. »Eigentlich brauchen Sie gar nicht viel zu tun. Seine Heiligkeit wird sich nur einen halben Tag in Boston aufhalten, und es wird keine großen Auftritte geben. Der Heilige Vater möchte die Kinder der St. Isaac’s Academy besuchen und dort eine private Messe abhalten. Das ist alles.«
Der Bürgermeister starrte den Erzbischof so entgeistert an, als hätte er sich verhört. »Das ist alles?«, wiederholte er.
Rand hob in einer Geste der Großmütigkeit die Hände. »Er wird Personenschutz auf dem Weg vom und zum Flughafen brauchen und in dieser Schule. Aber mehr auch
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