Das Teufelsspiel
Bell.«
»Roland, sind Sie bei Geneva zu Hause?«
»Ja.«
»Ihr Telefon hat keinen Lautsprecher, nicht wahr?«
»Nein. Reden Sie.« Der Detective schob instinktiv das Jackett beiseite und öffnete den Riemen, der die größere seiner beiden Pistolen im Holster hielt. Seine Stimme blieb so ruhig wie seine Hand, obwohl sein Herz anfing, etwas schneller zu schlagen.
»Wo ist Geneva?«
»In ihrem Zimmer.«
»Und der Onkel?«
»Ich weiß es nicht. Er wollte etwas einkaufen.«
»Hören Sie gut zu. Ihm ist ein Fehler unterlaufen. Er hat gesagt, er sei der Bruder von Genevas Vater. Geneva aber hat uns erzählt, er sei der Bruder ihrer Mutter.«
»Verdammt, er ist ein Doppelgänger.«
»Gehen Sie zu Geneva, und bleiben Sie bei ihr, bis die Sache geklärt ist. Ich schicke Ihnen Verstärkung.«
Bell ging zur Tür des Mädchens und klopfte, aber es antwortete niemand.
Nun raste sein Herz. Er zog die Beretta. »Geneva!«
Nichts.
»Roland«, rief Rhyme, »was ist da los?«
»Moment noch«, flüsterte der Detective.
Geduckt stieß er die Tür auf und trat mit erhobener Waffe ins Zimmer.
Der Raum war leer. Geneva Settle war verschwunden.
… Fünfundzwanzig
»Zentrale, ich habe hier einen Zehn-neunundzwanzig, eine mögliche Entführung.«
Mit ruhiger Stimme wiederholte Bell die unheilvolle Meldung und nannte seinen Standort. »Das Opfer ist ein farbiges Mädchen im Alter von sechzehn Jahren, einen Meter siebenundfünfzig groß, fünfundvierzig Kilo schwer. Der Verdächtige ist ein stämmiger Schwarzer, Anfang bis Mitte vierzig, kurze Haare.«
»Roger. Einheiten sind unterwegs. Ende.«
Bell hängte sich das Funkgerät an den Gürtel und ließ Martinez und Lynch das Gebäude durchsuchen, während er nach draußen eilte. Lynch hatte die Straße vor dem Haus überwacht, Martinez auf dem Dach Ausschau gehalten. Aber sie hatten mit Täter 109 oder seinem Komplizen gerechnet, die sich dem Gebäude nähern würden, nicht mit Personen, die sich von dort entfernten. Martinez glaubte, er habe vor ungefähr drei Minuten ein Mädchen und einen Mann gesehen, bei dem es sich um den Onkel gehandelt haben könnte. Die beiden waren um die nächste Ecke verschwunden, und er hatte nicht weiter darauf geachtet.
Als Bell sich nun auf der Straße umsah, konnte er lediglich ein paar Geschäftsleute entdecken. Er lief die Gasse neben dem Gebäude entlang. In zwei Blocks Entfernung fiel ihm ein Obdachloser auf, der einen Einkaufswagen vor sich herschob. Bell würde ihn fragen, ob er Geneva gesehen hatte. Zuvor aber wollte er sich um die anderen möglichen Zeugen kümmern, nämlich um ein paar kleine Mädchen, die mit einem Springseil spielten.
»Hallo.« Sie ließen das Seil sinken und blickten zu dem Detective empor.
»Hallo. Ich bin Polizist und suche nach einem großen Mädchen. Sie ist schwarz, dünn und hat kurzes Haar. Bei ihr war vermutlich ein älterer Mann.«
Aus einiger Entfernung näherten sich die Sirenen der alarmierten Streifenwagen.
»Haben Sie eine Dienstmarke?«, fragte eines der Mädchen.
Bell zügelte seine Ungeduld und zückte lächelnd seinen Ausweis.
»Wow.«
»Ja, wir haben die beiden gesehen«, sagte ein zierliches hübsches Mädchen. »Sie sind da lang gegangen und dann rechts abgebogen.«
»Nein, links.«
»Du hast doch gar nicht hingeschaut.«
»Hab ich wohl. Haben Sie eine Pistole, Mister?«
Bell lief zu der Straße, die sie gemeint hatten. Einen Block weiter rechts sah er einen Wagen aus einer Parklücke fahren. Er nahm sein Funkgerät. »An alle Einheiten, die zum Zehn-neunundzwanzig unterwegs sind. Auf der Hundertsiebzehnten Straße fährt eine dunkelbraune Limousine in Richtung Westen. Bitte anhalten und die Insassen überprüfen. Ich wiederhole: Wir suchen nach einem farbigen Mädchen im Alter von sechzehn Jahren. Der Verdächtige ist ein Schwarzer Mitte vierzig. Er könnte bewaffnet sein. Kommen.«
»Hier Wagen Sieben Sieben Zwei. Wir sind fast da. Kommen … Ja, wir sehen ihn. Wir winken ihn rechts ran.«
»Roger, Sieben Sieben Zwei.«
Bell sah den Streifenwagen mit blinkenden Signallichtern auf die braune Limousine zurasen, die sofort bremste und anhielt. Mit klopfendem Herzen lief er los. Ein uniformierter Beamter stieg aus, ging zur Fahrertür und beugte sich vor. Seine Hand lag auf dem Kolben der Waffe.
Bitte, lass es Geneva sein.
Der Officer winkte den Wagen weiter.
Verdammt, fluchte Bell im Stillen und lief zu dem Mann.
»Detective.«
»Das waren sie
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