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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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zerknitterten Anzug bekleidet. Auch über diese Sorte Polizisten wusste Thompson Bescheid. Sie waren keine Geistesgrößen, ähnelten aber nicht nur äußerlich einer Bulldogge. Sobald sie sich in einen Fall verbissen hatten, würde sie nichts mehr davon abbringen können.
    Als der dicke Bulle einem anderen Mann zunickte, der aus dem Museum kam, einem hochgewachsenen Schwarzen in einem braunen Anzug, verließ Thompson seine Position und eilte nach unten. Im Erdgeschoss hielt er inne und überprüfte ein weiteres Mal seinen Revolver. Er fragte sich, ob es wohl das Geräusch der sich öffnenden und schließenden Trommel gewesen war, das dem Mädchen in der Bibliothek die drohende Gefahr angekündigt hatte.
    Diesmal kontrollierte er die Waffe absolut lautlos, obwohl niemand in der Nähe zu sein schien.
    Lerne aus deinen Fehlern.
    Wie es sich für einen Fachmann gehört.
    Mit der Pistole war alles in Ordnung. Thompson verbarg sie unter seinem Mantel, folgte dem düsteren Korridor und verließ das Gebäude durch den Ausgang an der Sechsundfünfzigsten Straße. Durch eine kleine Gasse gelangte er zurück zum Museum.
    Niemand behielt den Zugang zur Fünfundfünfzigsten Straße im Auge. Thompson verbarg sich unbemerkt hinter einem verbeulten grünen Müllcontainer, der nach verfaulten Lebensmitteln stank. Er schaute hinaus auf die Straße. Sie war wieder für den Verkehr freigegeben worden, doch noch immer standen mehrere Dutzend Leute aus den umliegenden Büros und Geschäften auf den Gehwegen und hofften auf irgendeine aufregende Wendung, von der sie ihren Kollegen und Familien erzählen konnten. Die meisten der Polizisten waren weg. Die Frau in Weiß – die Giftschlange – hielt sich immer noch im Gebäude auf. Draußen standen zwei Streifenwagen, ein Fahrzeug der Spurensicherung, drei Cops in Uniform, zwei in Zivil und der dicke zerknitterte Detective.
    Thompson umfasste die Waffe mit festem Griff. Auf jemanden zu schießen war eine ziemlich unsichere Tötungsmethode. Mitunter jedoch – so wie jetzt – blieb keine andere Wahl. Falls man schießen musste, dann auf das Herz. Nie auf den Kopf. Ein Schädel war stabil genug, um eine Kugel unter Umständen abzufälschen, und zudem relativ klein und schwierig zu treffen.
    Boyds scharfe blaue Augen verfolgten, wie der massige Beamte einen Zettel las.
    In aller Seelenruhe stützte Thompson die Waffe auf dem linken Unterarm ab und zielte sorgfältig mit sicherer Hand. Dann gab er schnell hintereinander vier Schüsse ab.
    Die erste Kugel traf eine Passantin in den Oberschenkel.
    Die anderen fanden ihr beabsichtigtes Ziel. Auf der Brust des Mannes erschienen drei winzige rote Punkte; als der Körper zu Boden fiel, waren bereits drei ausgewachsene Blutflecke daraus geworden.
     
    Vor ihm standen zwei Mädchen, und obwohl sie kaum unterschiedlicher aussehen konnten, waren es ihre ungleichen Blicke, die Lincoln Rhyme zuerst auffielen.
    Die Füllige – in auffallend bunter Kleidung, mit glänzendem Schmuck und langen orangefarbenen Fingernägeln. Sie konnte weder Rhyme noch sonst irgendetwas länger als eine Sekunde ansehen und ließ daher den Blick in Windeseile durch das Labor schweifen: über die wissenschaftlichen Geräte, die Bechergläser, die Chemikalien, die Computer und Monitore, die vielen Kabel. Und natürlich über Rhymes Beine und den Rollstuhl. Sie kaute vernehmlich auf einem Kaugummi herum.
    Ihre Freundin war klein, dünn und knabenhaft. Sie wirkte eher zurückhaltend und sah Lincoln Rhyme nach einem kurzen Blick auf den Rollstuhl ruhig an. Das Labor interessierte sie nicht.
    »Dies ist Geneva Settle«, erklärte Jennifer Robinson, eine besonnene Streifenbeamtin, und wies auf das schmale Mädchen mit dem festen Blick. Robinson war eine Freundin von Amelia Sachs und hatte auf deren Bitte hin die beiden Mädchen vom Revier in Midtown North zu Rhyme gefahren.
    »Und das ist ihre Freundin Lakeesha Scott«, fuhr Robinson fort. »Nimm das Kaugummi aus dem Mund, Lakeesha.«
    Die junge Farbige verdrehte genervt die Augen, verstaute das Kaugummi aber irgendwo in ihrer großen Handtasche, ohne sich vorher die Mühe zu machen, es einzuwickeln.
    »Sie und Geneva sind heute Morgen gemeinsam zum Museum gegangen«, sagte die Polizistin.
    »Nur dass ich nichts gesehen habe«, warf Lakeesha vorsorglich ein. War das große Mädchen nervös wegen des Überfalls oder weil er ein Krüppel war?, überlegte Rhyme. Wahrscheinlich beides.
    Geneva trug ein graues T-Shirt, eine ausgebeulte

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