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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sein, keine Automatikpistole.
    »Oh, die sind heftig«, sagte Cooper leise, während er die Fragmente mit einer Pinzette untersuchte. »Kleines Kaliber, eine 22er. Aber es sind Magnum-Patronen.«
    »Gut«, sagte Rhyme.
    Die durchschlagstarke Magnum-Version der 22er Randfeuerpatrone war eine seltene Munitionssorte und würde sich daher einfacher zurückverfolgen lassen. Die Tatsache, dass die betreffende Waffe ein Revolver war, schränkte auch diesbezüglich die Auswahl beträchtlich ein. Mit etwas Glück würden sie schon bald den Hersteller kennen.
    Sachs, eine begeisterte Sportschützin, brauchte nicht einmal nachzuschauen. »Dazu fällt mir nur North American Arms ein. Eventuell ihr Modell Black Widow, aber ich würde eher auf den Mini-Master tippen. Der hat einen zehn Zentimeter langen Lauf und ist dadurch zielsicherer. Die Treffer lagen sehr dicht beieinander.«
    »Was hast du mit ›heftig‹ gemeint?«, fragte Rhyme den Techniker, der über den Tisch gebeugt dasaß.
    »Seht selbst.«
    Rhyme, Sachs und Sellitto kamen näher heran. Cooper schob die blutigen Metallstückchen mit der Pinzette umher. »Anscheinend hat er die Dinger eigenhändig hergestellt.«
    »Explosivgeschosse?«
    »Nein, aber fast genauso schlimm. Vielleicht sogar schlimmer. Die Hülle des Projektils besteht aus dünnem Blei. Und hiermit war sie gefüllt.«
    Er wies auf ein halbes Dutzend winziger Nadeln, jeweils etwa einen Zentimeter lang. Das Geschoss sollte beim Aufprall bersten und die Nadeln in einem V-förmigen Kanal durch den Körper des Opfers treiben. Trotz des eigentlich kleinen Kalibers wurde somit ein weitaus verheerenderer Schaden als durch gewöhnliche Kugeln angerichtet. Diese Projektile sollten die Zielperson nicht einfach aufhalten, sondern so viel Gewebe wie möglich verletzen. Während der Einschlag eines größeren Kalibers durch die Schockwirkung zugleich einen betäubenden Effekt hatte, würden diese kleinen Schrapnelle qualvolle Wunden reißen.
    Lon Sellitto schüttelte den Kopf, ohne den Blick von den Nadeln abzuwenden, und kratzte den unsichtbaren Fleck in seinem Gesicht. Wahrscheinlich dachte er daran, wie knapp er einem Treffer entronnen war. »Mein Gott«, murmelte er. Dann verschlug es ihm die Sprache. Er räusperte sich, lachte kurz auf, um seine Verlegenheit zu überspielen, und ging vom Tisch weg.
    Geneva wirkte merkwürdigerweise längst nicht so beunruhigt wie der Lieutenant. Die grausige Munition ihres Angreifers schien sie kaum zu interessieren. Stattdessen schaute das Mädchen ein weiteres Mal auf die Uhr und rutschte ungeduldig hin und her.
    Cooper scannte die größten Fragmente des Projektils ein und schickte die Bilder an IBIS, das Integrierte Ballistik-Identifizierungssystem, das von annähernd eintausend Polizeibehörden der gesamten USA mit Daten gespeist wurde, sowie an das DRUGFIRE-System des FBI. Mit Hilfe dieser riesigen Datenbanken konnten Geschosse, ihre Bruchstücke oder Patronenhülsen, den gespeicherten Projektilen oder Waffen zugeordnet werden. Falls beispielsweise bei einem Verdächtigen eine Pistole gefunden wurde, konnte ein Abgleich womöglich ergeben, dass eine vor fünf Jahren sichergestellte Kugel aus ihr abgefeuert worden war.
    Die vorliegenden Fragmente erbrachten leider kein Resultat. Bei der Füllung schien es sich um die abgebrochenen Spitzen handelsüblicher Nähnadeln zu handeln. Sie ließen sich ebenfalls nicht zurückverfolgen.
    »Es wäre ja auch zu schön gewesen«, murmelte Cooper. Die Suche nach registrierten Eigentümern der Revolvermodelle Mini-Master und Black Widow, jeweils in der 22er-Magnum-Ausführung, ergab eine Liste von fast eintausend Personen, darunter niemand mit Vorstrafen. Da die Geschäfte nicht gesetzlich verpflichtet waren, über die Käufer von Munition Buch zu führen, taten sie es auch nicht. Bei der Waffe kam Rhyme also vorerst nicht weiter.
    »Pulaski?«, rief er. »Was ist mit dem Insekt?«
    »Das Exoskelett – heißt das so? Meinen Sie das, Sir?«
    »Ja, ja, ja. Was ist damit?«
    »Bislang habe ich noch keine Übereinstimmung gefunden. Was genau ist denn eigentlich ein Exoskelett?«
    Rhyme antwortete nicht. Er schaute auf den Monitor und stellte fest, dass der junge Mann erst einen kleinen Teil der Ordnung Hemiptera hinter sich hatte. Ihm blieb noch viel zu tun. »Machen Sie weiter.«
    Das Massenspektrometer gab einen Piepton von sich; es hatte die Analyse der weißen Klümpchen beendet. Auf dem Bildschirm war ein gezacktes Kurvendiagramm zu

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