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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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es in Wahrheit aber bloß um eine spirituelle Suche geht? Nein, das war eindeutig keine versuchte Vergewaltigung.«
    »Und was war es dann?«, fragte Sellitto.
    »Das sollten wir lieber schleunigst herausfinden.« Rhyme überlegte kurz. »Und du sagst, Dr. Barry hat nichts gesehen?«
    »Das hat er wenigstens behauptet«, erwiderte Sellitto.
    »Trotzdem kommt der Täter zurück und erschießt ihn.« Rhyme runzelte die Stirn. »Und Mr. Eins-null-neun hat das Lesegerät zertrümmert. Er ist ein Profi, doch Wutausbrüche sind sehr unprofessionell. Sein Opfer läuft gerade vor ihm weg – da wird er doch keine Zeit verschwenden, indem er irgendwas demoliert, weil er einen schlechten Tag erwischt hat.« Rhyme wandte sich an das Mädchen. »Du hast in einer alten Tageszeitung gelesen?«
    »Genau genommen in einer Wochenzeitschrift«, korrigierte sie ihn.
    »An dem Lesegerät?«
    »Richtig.«
    »Waren es diese da?« Rhyme nickte in Richtung einer großen Plastiktüte, die Sachs aus der Bibliothek mitgebracht hatte. Sie enthielt einen Sortierkasten voller Mikrofiches. Die Steckplätze eins und drei waren leer.
    Geneva schaute zu dem Kasten und nickte. »Ja. Auf den beiden fehlenden Filmen war der Artikel, den ich gelesen habe.«
    »Hast du den Film, der im Lesegerät steckte?«, fragte er Sachs.
    »Da war keiner«, entgegnete sie. »Er muss ihn mitgenommen haben.«
    »Und das Gerät hat er zertrümmert, damit wir das Fehlen nicht bemerken würden. Oh, allmählich wird’s interessant. Was hatte er vor? Was, zum Teufel, war sein Motiv?«
    Sellitto lachte. »Ich dachte, du hast nichts für Motive übrig, nur für Spuren.«
    »Lon, du musst unterscheiden, ob ein Motiv dazu benutzt wird, einen Fall vor Gericht zu untermauern – was bestenfalls einer Spekulation gleichkommt –, oder ob man ein Motiv nutzt, um zu den Spuren zu gelangen, die einen Täter schlüssig überführen: Ein Mann erschießt seinen Geschäftspartner mit einer Waffe, die wir zu seiner Garage zurückverfolgen, geladen mit Patronen, die er gekauft hat, was eine Quittung mit seinen Fingerabdrücken beweist. Wen kümmert es in diesem Fall, ob er seinen Partner getötet hat, weil er glaubt, den Befehl dazu von einem sprechenden Hund erhalten zu haben, oder weil der Kerl mit seiner Frau geschlafen hat? Die Spuren sind ausschlaggebend.
    Doch was ist, falls es weder Patronen noch eine Waffe, Quittung oder Reifenspuren gibt? Dann ist es berechtigt, sich nach dem Motiv für den Mord zu fragen. Die Antwort wird zu den Spuren führen, die den Täter unwiderlegbar belasten.« Er hielt kurz inne. »Bitte um Entschuldigung für den Vortrag«, fügte er dann hinzu, ohne im Mindesten bekümmert zu klingen.
    »Die gute Laune ist verflogen, was?«, warf Thom ein.
    »Ich blicke noch nicht durch, und das gefällt mir nicht«, knurrte Rhyme.
    Geneva runzelte die Stirn. Rhyme bemerkte es. »Was ist denn?«, fragte er.
    »Mir ist nur gerade etwas eingefallen … Dr. Barry hat mir erzählt, jemand anders habe sich nach derselben Ausgabe der Zeitschrift erkundigt wie ich. Er wollte sie lesen, aber Dr. Barry hat ihm gesagt, er müsse erst warten, bis ich fertig bin.«
    »Hat er noch mehr über die Person gesagt?«
    »Nein.«
    Rhyme dachte nach. »Lasst uns mal spekulieren: Der Bibliothekar verrät diesem Jemand, dass du dich für die Zeitschrift interessierst. Der Täter will sie stehlen, und er will dich umbringen, weil du etwas Bestimmtes darin gelesen hast oder ansonsten noch lesen würdest.«
    Der Kriminalist war sich natürlich nicht sicher, ob dies den tatsächlichen Umständen entsprach. Aber eines der Geheimnisse seines Erfolgs war die Bereitschaft, gewagte und mitunter weit hergeholte Theorien in Betracht zu ziehen. »Und er hat exakt den Artikel mitgenommen, in dem du gelesen hast, richtig?«
    Das Mädchen nickte.
    »Es war, als hätte er genau gewusst, wonach er suchte … Worum ging es in dem Artikel?«
    »Um nichts von Bedeutung. Bloß um einen meiner Vorfahren. Mein Lehrer fährt voll auf Roots ab, und wir sollten über jemanden aus der Geschichte unserer Familie schreiben.«
    »Wer war er denn, dieser Vorfahr?«
    »Mein Ur-ur-ur-was-auch-immer, ein freigelassener Sklave. Ich bin letzte Woche im Museum gewesen und habe herausgefunden, dass es in dieser Ausgabe von Coloreds’ Weekly Illustrated einen Bericht über ihn gab. In der Bibliothek war sie nicht vorrätig, aber Mr. Barry sagte, er würde mir den Mikrofilm aus dem Archiv besorgen. Der Film war gerade erst

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