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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ironisch aufforderte, doch bitte Situationen zu meiden, in denen er beispielsweise durch einen Brand ums Leben kommen könne, wie es bei einem seiner letzten Fälle fast geschehen war).
    Der Arzt war talentiert, liebenswürdig und verdammt clever. Doch Rhyme hatte im Augenblick keine Zeit für ihn, denn es waren immerhin zwei bewaffnete Verbrecher hinter Geneva her. Daher fiel seine Begrüßung nicht besonders überschwänglich aus.
    »Meine Sprechstundenhilfe sagte, Sie hätten Ihren heutigen Termin abgesagt. Ich wollte nur wissen, ob es Ihnen gut geht.«
    Das hätte sich auch bequem durch einen Anruf klären lassen, dachte der Kriminalist.
    Aber am Telefon konnte der Arzt nicht so viel Druck auf Rhyme ausüben wie in einem persönlichen Gespräch.
    Und Sherman hatte schon immer Druck auf ihn ausgeübt. Er wollte die Gewissheit haben, dass das Trainingsprogramm anschlug. Nicht nur um des Patienten willen, sondern auch, weil die Ergebnisse unmittelbar in die laufende Forschung einflossen.
    »Ja, alles bestens«, sagte Rhyme. »Wir haben nur gerade einen neuen Fall hereinbekommen.« Er nickte in Richtung der Wandtafel. Sherman drehte sich um.
    Thom steckte den Kopf zur Tür herein. »Doktor, möchten Sie einen Kaffee? Oder eine Limonade?«
    »Oh, wir wollen die kostbare Zeit des Doktors nicht unnötig in Anspruch nehmen«, sagte Rhyme schnell. »Er weiß ja nun, dass alles in Ordnung ist. Bestimmt möchte er …«
    »Ein Fall?«, fragte Sherman, der immer noch zu der Tafel schaute.
    Rhyme zögerte einen Moment. »Eine ziemlich harte Nuss«, entgegnete er dann gereizt. »Da draußen ist ein übler Kerl unterwegs. Wir bemühen uns derzeit, ihn zu fangen.« Rhyme hatte nicht vor, auch nur einen Millimeter zurückzuweichen, und entschuldigte sich nicht für sein ungehobeltes Benehmen. Doch Ärzte oder Therapeuten, die mit Rückenmarkspatienten zu tun hatten, wussten um die üblichen Begleiterscheinungen: Wutausbrüche, Unhöflichkeit und beißender Sarkasmus. Sherman ließ sich von Rhymes Verhalten in keiner Weise beirren. »Nein danke, Thom, ich habe keinen Durst«, sagte er und sah dabei Rhyme an. »Ich kann ohnehin nicht lange bleiben.«
    »Sind Sie sicher?« Thom wies auf Rhyme. »Beachten Sie ihn gar nicht.«
    »Ja, vielen Dank.«
    Aber obwohl er weder etwas trinken wollte noch viel Zeit hatte, blieb er trotzdem hier und machte keine Anstalten, sich zu verabschieden. Stattdessen zog er sich nun sogar einen verdammten Stuhl heran und setzte sich.
    Sachs warf Rhyme einen Blick zu. Er erwiderte ihn völlig ungerührt und wandte sich wieder dem Arzt zu, der mit seinem Stuhl näher rückte. Dann beugte Sherman sich vor. »Lincoln, Sie weichen diesen Tests nun schon seit Monaten aus«, flüsterte er.
    »Es ist unglaublich viel los. Bis heute Morgen hatten wir vier Fälle gleichzeitig. Jetzt sind es fünf. Das ist alles überaus zeitaufwändig, wie Sie sich vorstellen können … Und übrigens sehr faszinierend. Absolut außergewöhnlich.« Er hoffte, der Arzt würde ihn nach Einzelheiten fragen, wodurch er wenigstens das Gesprächsthema wechseln könnte.
    Aber natürlich fragte der Mann ihn nicht. Rückenmarksärzte fielen nie auf ein Ablenkungsmanöver herein. Sie kannten sämtliche Tricks. »Lassen Sie mich raten«, sagte Sherman.
    Wie, zum Teufel, sollte ich Sie wohl davon abhalten?, dachte der Kriminalist.
    »Sie haben härter trainiert als jeder andere meiner Patienten. Ich weiß, dass Sie den Test meiden, weil Sie fürchten, es habe zu keinerlei Resultaten geführt. Habe ich Recht?«
    »Nein, Doktor. Ich bin bloß beschäftigt.«
    Sherman fuhr fort, als hätte er ihn nicht gehört. »Ich bin mir sicher, dass Ihr Allgemeinzustand und Funktionsstatus sich beträchtlich verbessert haben.«
    Ärzte konnten genauso geschwollen daherreden wie Cops, dachte Rhyme. »Das hoffe ich. Aber falls nicht, ist es auch egal, glauben Sie mir. Meine Muskelmasse und Knochendichte haben zugenommen … Lunge und Herz geht es ebenfalls besser. Mehr will ich gar nicht. Zumindest nicht im Hinblick auf meine Motorik.«
    Sherman musterte ihn von oben bis unten. »Ist das wirklich Ihr Wunsch?«
    »Absolut.« Er sah sich um und senkte die Stimme. »Diese Übungen werden mich nicht wieder laufen lassen.«
    »Nein, dazu wird es nicht kommen.«
    »Warum sollte ich also eine winzige Verbesserung in meinem linken kleinen Zeh wollen? Das wäre doch witzlos. Ich mache die Übungen, halte mich so gut es geht in Form, und in fünf oder zehn Jahren, wenn

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