Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nach zehn Minuten Bekanntschaft – mir, dem völlig fremden Mann. Und dann spottete sie über ihren letzten Liebhaber, einen kleinen Maler, namens Putois, wie sie mir sagte, mit dem sie nur spielte und den sie fallen ließ, als sie ihn satt hatte. Sie mache es mit allen so. Der werde ich, wenn Sie so wollen, das Handwerk legen.«
    »Großer Gott!« Der Chefredakteur verdrehte in komischer Bewunderung die Augen. »Perpignac, der Rächer der Entehrten. Eine neue Rolle für ihn. Schön, fangen Sie an. Aber an eines erinnere ich Sie, Sie kennen ja unsere Hausregel: Wenn Ihr Erguß ein Mißerfolg wird, können Sie an der Seine angeln gehen und brauchen sich hier nicht mehr sehen zu lassen.«
    »Keine Sorge.« Perpignac nickte allen in der Runde zu. »Mein Sessel wird nicht frei. Es braucht sich keiner schon auf ihn Hoffnungen zu machen.« –
    Dubois saß unterdessen in seinem Arbeitszimmer und blickte hinaus auf die Seine und den verwilderten Park, der das alte Schloß umgab. Marco, der Narbengesichtige, machte noch einmal seinen abendlichen Rundgang durch das Haus und kontrollierte die Schlösser an den Außentüren.
    Ich werde Manon nach Paris holen, dachte Dubois haßerfüllt. Zuerst in die Wohnung von Santerres, dort werde ich sie fesseln und ihr die herrlichen schwarzen Locken abschneiden. Wie ein Bagnosträfling soll sie aussehen. Und in dem Bett, das sie mit Santerres teilte, werde ich sie zwingen, endlich meine Frau zu sein. Dann wird Marco sie zu Putois' Atelier bringen. Ich werde das Bild aufstellen und sie wird sich nackt ausziehen, wie auf dem Bild. Nur den Schleier lasse ich weg. Ich werde einen weißen nehmen und neben sie legen. Und dann wird sie von Marco festgeschnallt auf dem Podest, und ich werde eine Peitsche nehmen und den herrlichen weißen Körper schlagen, bis das Blut nach allen Seiten spritzt. In dieses Blut werde ich den weißen Schleier tauchen, bis er rot ist … und diesen blutigen Schleier winde ich ihr dann um den Kopf und werde sie anschließend zu Tode geißeln. Marco kann dann den bis zur Unkenntlichkeit entstellten Körper in die Seine werfen. Und dann werde ich Santerres und Putois, Tengier und auch Marco umbringen – alle, die Manon nackt gesehen haben. Und ich, was ist mit mir? Ich werde hier in diesem Zimmer sitzen, bis man die Tür aufbricht und mich verhaften will. Und sie werden mich finden, klein, verwachsen, stumm, eine Hülle nur noch, aus deren Schläfe ein paar Tropfen Blut sickern … Es stirbt sich ja so leicht, wenn man einen Revolver hat und keine Angst, den Finger am Abzug zu krümmen …
    Das ist ja alles Wahnsinn, aber jede Rache grenzt im Grunde an Irrsinn, dachte Dubois selbst.
    Er saß im Dunkeln und starrte hinaus in die Nacht. Sie wird jetzt in Monte Carlo tanzen, grübelte er. Sie wird froh sein, daß ich fort bin. Sie ahnt nicht, daß es die letzte Nacht ihres Lebens ist. Ich habe keinen anderen Wunsch mehr, als den nach Rache. Es ist auch meine letzte Nacht …
    Wie die Seine plätschert. Und die Hausboote wiegen sich auf ihren Wellen. Wenn die Sonne aufgeht, fliege ich nach Monaco zurück. Wieder dieses scheußliche Fliegen, aber es geht nicht anders.
    Er blickte zur Seite und sah das Gemälde an, das an der Wand stand. Schwach schimmerte der nackte Leib durch das Dunkel.
    »Warum hast du das getan, Manon?« sagte Dubois leise und ließ den Kopf auf die Brust sinken. »Warum mußte das alles so kommen … Weil ich häßlich und abscheulich aussehe? Oh, ich bin ein Mensch wie alle anderen auch, und vielleicht edler, reiner und besser als sie alle, jedenfalls zu dir. Doch du sahst nur das Äußere und nie meine Seele … nur das Geld, nicht mein Herz … Und ich habe gedacht, durch dich den Glauben an die Schönheit des Lebens zu finden.«
    Er stützte den unförmigen Kopf in beide Hände und weinte.
    Weinte wie ein kleines Kind, wie er es vor langen Jahren getan hatte, wenn die Gassenjungen ihn mit Steinen beworfen und »Zwerg! Scheusal! Buckliger!« geschrien hatten. Da war er oft in verlassene Keller geflüchtet und hatte stundenlang geweint, hatte Gott gefragt, warum er so häßlich geworden war, und hatte dann die Zähne zusammengebissen, um der Welt zu zeigen, daß auch er etwas leisten konnte.
    Stumm und gebrochen saß Dubois in seinem Zimmer, bis der Morgen graute und über der Seine die Frühnebel aufstiegen. Da erhob er sich, packte das Bild wieder ein und verließ den Raum.
    Durch das taufeuchte Gras seines Parks schlurfte er bis zu dem Auto, in

Weitere Kostenlose Bücher