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Das Tibetprojekt

Titel: Das Tibetprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Kahn
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Linienflug hat eine knallrote Privatmaschine mit chinesischer Kennung den Rhein-Main Flughafen verlassen.
     Und die steht jetzt hier auf dem Flughafen. Weit ab vom Geschehen, völlig isoliert und rund um die Uhr bewacht. Unerreichbar.«
    »Ganz in Rot? Die Kommis übertreiben.«
    »Nein. Es ist die traditionelle Farbe für Glück und Reichtum. Sie gehört einem der größten Industriellen und Milliardäre des
     Landes. Ich frage mich sowieso, was der bei dieser Affäre zu suchen hat.«
    »Vielleicht gibt’s da was zu verdienen?«
    »Unfug. Das ist alles rein politisch. Wie dem auch sei. Wenn Decker sich tatsächlich in dem Flieger verschanzt hat, haben
     wir keine Chance, ihn zu kriegen. Gut gemacht von denen.«
    »Wir könnten eine Rakete auf den Jet schießen.«
    »Das ist nicht sehr diskret. Außerdem bringt das ein paar technische und logistische Probleme mit sich«, knurrte Stahlmann,
     der im Augenblick überhaupt keinen Sinn für solch unkonstruktiven Vorschläge hatte. »Wir sollten lieber rausfinden, was sie
     wissen und wie nah sie uns gekommen sind. Ich werde Sie über seinen Aufenthaltsort auf dem Laufenden halten. Sobald sich eine
     Gelegenheit bietet, schlagen wir natürlich zu. Aber die Chinesen sind nicht ganz dumm, und daher wird es das Beste sein, Sie
     verstecken sich vor Ort und warten einfach auf ihn. Denn dort kann Peking diesen Schnüffler nicht so einfach schützen. Falls
     sie es überhaupt so weit schaffen.« Stahlmann blickte sich um und musterte die Gruppe am Tisch nebenan.
    Göritz blickte ebenfalls auf die Männer am Nebentisch. Die Gruppe schmatzte, grölte laut und rauchte zwischendurch. »Fressen
     wie die Schweine.«
    |178| »Nicht doch. Man lässt es sich beim Essen gutgehen. Die Chinesen sind dem Diesseits sehr zugetan. Aber wir haben andere Sorgen.«
    »Glauben Sie, die Chinesen kennen unser Geheimnis schon?«
    »Nein. Noch nicht. Sonst wären sie ja schon da. Aber sie betreiben einen ungeheuren Aufwand, um es rauszufinden. Das habe
     ich noch nie erlebt.«
    »Warum sind die denn auf einmal so dahinter her?«
    »Das wüsste ich auch gern.« Stahlmann sah in sein Bierglas und fragte sich, wie das wohl gespült worden war. »Vielleicht war
     es doch keine so gute Idee, sich hier zu treffen.«
     
    Decker stieg aus dem Wagen. Es war einfacher gegangen, als er zu hoffen gewagt hatte. Er hatte die Mechanikerkleidung gefunden,
     mit der er an Bord gebracht worden war, und war mit Helm und Sichtschutz wie all die Techniker in einem der herumstehenden
     Fahrzeuge davon gefahren. Am Ausgang hatten die regulären Wachen des Flughafens keine Anstalten gemacht, ein Fahrzeug, das
     von dieser Maschine kam, zu kontrollieren. Auf der Fahrt durch das moderne Peking war er überall an den Olympiabauten vorbeigekommen.
     Vor allem das spektakuläre »Vogelnest«, das neue Nationalstadion mit seiner bizarren Konstruktion war beeindruckend. Decker
     erinnerte sich daran, dass Peking im Jahr 2000 schon einmal Austragungsort hatte sein sollen und gegen Sydney verloren hatte.
     Weil die Australier ein paar Leute im Olympischen Komitee bestochen hatten, wie später bekannt wurde. Die Chinesen mussten
     gekocht haben. Aber um so wichtiger war es, als die Entscheidung für 2008 auf Peking fiel. Gegen die Bedenken einiger Menschenrechtler.
    |179| In diesem Moment musste Decker einem silbernen Audi ausweichen, und auch danach nahmen ihn der Verkehr und das anarchische
     Verhalten der chinesischen Autofahrer erheblich in Anspruch. Er stellte den Wagen am Straßenrand ab und hoffte, dass er nicht
     abgeschleppt werden würde. Und dass er ihn wiederfand! Es war gar nicht so einfach, sich in dieser Riesenstadt zu orientieren.
     Aber dann sah er etwas, an das er sich bestimmt erinnern würde: ein riesiges Plakat an der Seitenwand eines Kaufhauses, das
     eine elegante Schönheit in einem sehr gewagten BH zeigte. Das war garantiert eine Filiale von Carrefour, dachte er. Die wussten
     schon, wie man Kunden anlockte. Er musste unweigerlich an Li Mai denken.
    Er zog die Mechanikerkluft aus und verließ den Wagen. Nun war er frei. Endlich. Decker atmete tief durch. Die erste frische
     Luft seit Tagen! Doch dann hustete er heftig. Die Luft war unerträglich. Er war kaum eine Stunde aus der Maschine entflohen,
     da wünschte er sich schon wieder eine Klimaanlage und Filtersysteme herbei. Pekings berühmter Smog machte selbst Rauchern
     zu schaffen. Und im Flugzeug war davon nichts zu spüren gewesen. Egal jetzt. Da, wo

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