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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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mach nicht mehr zu lange, sonst ist
irgendwann Feierabend mit dem Handy. Kapiert?«
    Sie nickte sichtlich genervt und gab ihm mit der Hand ein Zeichen,
dass sie allein gelassen werden wollte. Er zog seine Lederjacke
über und Schuhe an und ging zu seinem Wagen. Elvira
Klein, die mitten in der Nacht seine Hilfe erbat. Wie die Dinge
sich doch ändern, dachte er auf der Fahrt nach Frankfurt, denn so
lange fast am Stück hatte er sich noch nie in der Nachbarstadt
aufgehalten. Erst am Vormittag, dann noch einmal am Nachmittag,
und jetzt auch noch in der Nacht. Und dann auch noch zu
Elvira Klein, zu der er anfangs überhaupt keinen Draht hatte, die
er manchmal wegen ihrer Arroganz und Anmaßung symbolisch
hätte erwürgen können, bis er vor nicht allzu langer Zeit feststellte,
dass sie einfach nur einsam und unsicher war, mit einer sehr
harten und dicken Schale umgeben, unter der sich ein umso weicherer
Kern verbarg. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis er
das begriff, obwohl es ihm eigentlich schon viel früher hätte auffallen
müssen, genau genommen seit dem ersten Fall, in dem sie
als Staatsanwältin in Offenbach tätig war und mit größter Behutsamkeit
vorging.
    Er fuhr von der Berliner Straße in den Kaiserleikreisel, von
dort in die Strahlenberger Straße und quetschte einen Fluch
durch die Zähne, als er die Absperrung aus etwa hundert Metern
Entfernung erblickte. Eine allgemeine Verkehrskontrolle,
wie sie gerade an dieser Stelle des Öfteren durchgeführt wurde.
Zu beiden Seiten war die zweispurige Straße gesperrt, ein
paar Fahrzeuge wurden durchgewunken, andere mussten anhalten.
Er wurde mit der Kelle aufgefordert, an den Straßenrand zu fahren, zeigte seinen Führerschein und Kraftfahrzeugschein,
doch als der Beamte ihn auch noch ersuchte, den Kofferraum
zu öffnen, zückte Brandt seinen Dienstausweis und
sagte recht unwirsch, dass er es eilig habe und dringend wegen
eines Einsatzes nach Frankfurt müsse. Die Art, wie er mit dem
Beamten sprach, ließ keinen Widerspruch zu. Brandt gab Gas
und fluchte leise vor sich hin. Fünf Minuten später als geplant
kam er bei Elvira Klein an.
    Er meldete sich beim Pförtner an und sagte, dass Frau Klein
ihn erwarte.
    »Sie hat schon Bescheid gegeben«, erwiderte der junge Mann,
während ein Sicherheitsbediensteter an der Eingangstür stand
und die Straße im Auge behielt.
    Brandt fuhr mit dem Aufzug in den einundzwanzigsten Stock,
trat auf den mit weichem Teppichboden ausgelegten Gang und
ging zielstrebig auf die Tür zu. Er klingelte einmal kurz, wartete
und hörte, wie von innen der Schlüssel umgedreht und die Tür
aufgemacht wurde. Elvira Kleins Gesicht war gerötet, die Augen,
die Wangen, die Nase. Sie ließ ihn wortlos an sich vorbeitreten,
stand aber mit einem Mal vor ihm und legte ihre Arme um seinen
Hals. »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich fühl mich so beschissen.
«
    Brandt stand regungslos da, die Arme wie Fremdkörper von
sich gestreckt. Er war etwas unbeholfen und wusste nicht, wie
er sich verhalten sollte. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter,
und schließlich umarmte er sie auch und streichelte ihren Rücken.
Sie duftete gut, Elvira Klein duftete immer gut, sie hatte
einen außergewöhnlichen Geschmack, aber sie gehörte nicht zu
den Frauen, die ihre äußere Natürlichkeit veränderten, um andern
zu gefallen.
    »Was ist los?«, fragte er.
    Sie schluchzte wieder, löste sich von ihm und ging zum Tisch,
um sich ein Taschentuch zu nehmen und die Nase zu putzen. Sie
sah ihn entschuldigend an und sagte leise: »Das wegen eben tut
mir leid.«
    »Braucht es nicht«, entgegnete er und kam näher. »Wie kann
ich Ihnen helfen?«
    »Ich weiß nicht, ob mir überhaupt jemand helfen kann.« Sie
setzte sich wieder auf die Couch, und Brandt nahm neben ihr in
einem Sessel Platz. »Ich war vorhin bei meinem Vater. Ich hätte
nie für möglich gehalten, dass er zu so etwas fähig sein könnte.
Er hat es zugegeben, er hat es wirklich zugegeben. Können Sie
sich das vorstellen?«
    »Wie hat er auf die Anschuldigungen reagiert?«
    Sie lachte bitter und klagend auf. »Es würde zum Geschäft
gehören. Möller sei einer seiner besten Klienten, und durch ihn
hätte er viele andere gute Klienten bekommen. Das war seine
Rechtfertigung. Er hat nicht einmal ein Wort darüber verloren,
dass es ihm leidtut, dass zwei Menschen kaltblütig umgebracht
wurden. Er hat mir sogar noch Vorhaltungen gemacht, dass ich
die

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