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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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würde man sie durch das dichte Laubdach unmöglich erkennen können. Gamay ging auf Nummer Sicher und steuerte den Prahm in einen riesigen Farnstrauch. Sie wollte vermeiden, dass sich die Morgensonne in dem Aluminiumrumpf spiegelte.
    Unmittelbar darauf erklang über ihnen das Schwirren eines Rotors. Zwischen den Blättern hindurch war dicht über den Baumwipfeln kurz ein glänzender rotweißer Hubschrauberrumpf zu sehen. Keinen Moment lang kam es Gamay in den Sinn, dass ihr Ehemann nach der Nachricht von ihrem Verschwinden innerhalb weniger Stunden nach Yukatan zurückkehren, sich einen Helikopter organisieren und jetzt einige Dutzend Meter über ihrem Kopf schweben würde. Seit ihrer Ankunft an diesem Ort hatte man ihr beinahe die Haare ausgerissen, ihr mit Vergewaltigung gedroht, sie zum Sterben in eine Höhle geworfen und dadurch gezwungen, durch dunkle und fast luftleere Gänge zu kriechen, und sie dann auch noch als Zielscheibe benutzt.
    Folgerichtig ging sie davon aus, dass die Leute, die sie so schlecht behandelt hatten, jetzt mit Hilfe von Luftunterstützung versuchten, ihr noch mehr Kummer zu bereiten.
    Als das Geräusch des Helikopters sich von ihnen entfernte, seufzte Gamay erleichtert auf. Dann lenkte sie das Boot wieder auf den Fluss hinaus.
    Nachdem sie Gelbzahn unschädlich gemacht hatten, rannten Gamay und Chi in den Wald und dann die Böschung zum Fluss hinunter, während ihnen die Kugeln um die Ohren pfiffen. Am Ufer lagen nebeneinander drei verbeulte Aluminiumprahme. Sie schoben zwei der Boote in die Strömung, bestiegen das dritte, warfen den Außenbordmotor an und fuhren davon.
    Sie kamen den ganzen Tag ohne jeglichen Zwischenfall voran, verbrachten eine ruhige Nacht am Flussufer und brachen früh am nächsten Morgen wieder auf. Der Helikopter ließ Gamay erkennen, dass die reibungslose Flucht und die bislang friedliche Reise sie in falscher Sicherheit gewiegt hatten. Ab jetzt behielten sie den Himmel ständig im Auge, und Gamay fuhr so nah wie möglich am Ufer entlang. Der Hubschrauber tauchte kein zweites Mal auf, aber die Schraube des Motors verfing sich in den Pflanzen, und sie mussten eine Pause am Ufer einlegen, um den Motor wieder gangbar zu machen. Normalerweise hätte der Zwischenfall sie, nicht länger als ein oder zwei Minuten aufgehalten, aber als Gamay den Motor wieder anwerfen wollte, verweigerte er den Dienst. Sie konnte es kaum glauben. Zwar sah der alte Mercury mit seinem zerschrammten Gehäuse nicht allzu vertrauenerweckend aus, aber er hatte bislang klaglos funktioniert. Gamay grübelte noch immer darüber nach, was der Grund für die Panne sein mochte, als sie und der Professor Spanisch sprechende Stimmen hörten, die sich von stromaufwärts näherten.
    Nichts auf Gottes Erdboden ist so frustrierend wie ein widerspenstiger Außenbordmotor, dachte Gamay, vor allem, wenn dieser aufsässige Metallbrocken alles ist, was zwischen dir und einer Katastrophe steht. Sie stemmte einen Fuß gegen die hintere Bordwand. Um den feindseligen Geist im Innern der Maschine zu besänftigen, lächelte sie freundlich, flüsterte »Bitte« und zog mit aller Kraft an der Reißleine des Anlassers.
    Der Motor antwortete mit einem dumpfen Blubbern, einem asthmatischen Keuchen, einem rasselnden Seufzer, und dann herrschte Stille – die von Gamays Schmerzensschrei durchbrochen wurde, als sie nach hinten fiel und mit den Knöcheln gegen die harte Kante der Metallsitzbank schlug. Sie ließ einen Schwall Flüche vom Stapel, bei denen jeder Seemann vor Neid erblasst wäre, und wünschte alle dämlichen, störrischen Maschinen dieser Erde zum Teufel. Professor Chi saß am Bug und hielt sich an einem überhängenden Ast fest, damit der Prahm nicht unkontrolliert der sanften Strömung folgen und abtreiben würde. Gamay schimpfte und fluchte derweil immer noch auf den Außenborder. Der Schweiß tropfte ihr vom Kinn. Mit ihrem wütend verzogenen Mund und den gewundenen dunkelroten Haarsträhnen, die ihr Gesicht einrahmten, hätte sie problemlos für eine alte griechische Statue der Medusa Modell stehen können. Und was noch schlimmer war – sie
wusste,
wie gorgonenhaft sie aussah. Aber weibliche Eitelkeit war jetzt wirklich fehl am Platz.
    Ihr laienhafter Versuch, die Verfolger zu sabotieren, war offenbar fehlgeschlagen.
    Sie hatten nicht wissen können, dass es nicht ausreichen würde, die Boote in die Strömung zu schieben. Ein Prahm blieb schließlich an einer Wurzel hängen, der andere trieb zurück ans

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