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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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wie Sie ja selbst angemerkt haben, im Norden kaum Flüsse vorkommen.«
    »Es heißt, wenn man sich verirrt hat, soll man einem Flusslauf folgen, denn so würde man zwangsläufig irgendwann auf eine Ansiedlung treffen«, sagte Gamay, ohne überzeugend zu klingen.
    »Das habe ich auch schon gehört. Es heißt außerdem, dass Moos nur auf der Nordseite der Bäume wächst. Nach meiner Erfahrung wächst Moos auf
jeder
Seite eines Baums. Sie waren bestimmt Pfadfinderin.«
    »Ich habe schon immer lieber mit den Jungs gespielt. Mehr als den Rang eines Wichtels habe ich nie erreicht. Was die Fähigkeit angeht, im Wald zu überleben, so kann ich mich nur noch daran erinnern, wie man einen Stock zurechtschnitzt, um Marshmallows über dem Feuer zu rösten.«
    »Man kann nie wissen, ob solche Kenntnisse nicht doch einmal von Nutzen sind.
    Genau genommen bin ich gar nicht so versessen darauf, auf eine Ansiedlung zu treffen. Vor allem, wenn dort weitere
chicleros
wohnen.«
    »Wäre das denn möglich?«
    »Die meisten unserer Verfolger sind angekommen, nachdem wir bereits in der Höhle eingesperrt waren. Das bedeutet, sie hatten keinen allzu langen Weg. Vielleicht gibt es eine Art Basislager.«
    »Vielleicht waren sie aber auch schon längst flussaufwärts unterwegs, als wir auf ihre Kameraden gestoßen sind.«
    »Wie auch immer, ich schätze, wir sollten lieber mit dem Schlimmsten rechnen, nämlich dass wir zwischen zwei feindlichen Gruppen eingekeilt werden.«
    Gamay schaute zum blauen Himmel empor, der vereinzelt zwischen dem dichten Laubwerk zu sehen war. »Glauben Sie, dass der Helikopter zu dieser Bande gehört hat?«
    »Möglicherweise, obwohl diese Diebe nach meiner Erfahrung meistens nicht über fortgeschrittene technische Hilfsmittel verfügen. Es bedarf keiner hoch entwickelten Ausrüstung, um Altertümer auszubuddeln und durch den Wald zu transportieren.
    Man konnte es ja auch daran sehen, wie einfach wir dem Hubschrauber entwischt sind – je simpler, desto besser.«
    »Bislang hatten wir die Natur auf unserer Seite. Das Blätterdach lichtet sich ein wenig, und wir sollten uns eventuell Gedanken darüber machen, was wir tun, falls der Helikopter zurückkommt.« Gamay schaltete den Motor aus. »Wir lassen uns eine Weile treiben. Vielleicht fällt uns eher etwas ein, wenn wir nichtständig dieses Dröhnen in den Ohren haben.« Nachdem der Außenborder verstummt war, wurde die Bootsfahrt beinahe idyllisch.
    In dem undurchdringlichen Laub zu beiden Seiten blitzte häufig buntes Gefieder auf.
    Die hohen Uferböschungen deuteten darauf hin, dass es sich hierbei um einen sehr alten Wasserlauf handelte, der sich im Verlauf ungezählter Jahre einen Weg durch den Kalkstein gebahnt hatte. Langsam, aber stetig schlängelte sich der Fluss durch den Wald, fast so, als müsste er seinem fortgeschrittenen Alter Rechnung tragen. Er wurde mal schmäler, mal breiter, und im Sonnenlicht war sein Wasser hellgrün wie der Bezug eines Billardtisches, während es im Schatten dunkel und spinatfarben wirkte. Der Zauber der Natur verlor schon bald seine Wirkung, denn Gamays Magen begann zu knurren. Ihr wurde klar, dass sie seit fast zwei Tagen nichts mehr gegessen hatten.
    Sehnsüchtig erwähnte sie, dass sie mehr Sandwiches hätten mitnehmen sollen. Chi erwiderte, er wolle sehen, was er tun könne. Er bat sie, ans Ufer zu steuern. Dann schlug er mit seiner Machete auf einen Beerenstrauch ein.
    Die Früchte waren sauer, aber sättigend. Der Fluss war von grünen Algen bedeckt.
    Wenn man den Teppich beiseite schob, war das Wasser klar und erfrischend.
    Das Idyll nahm ein plötzliches Ende, als das Heulen sich nähernder Außenbordmotoren an ihre Ohren drang.
    Wenige hundert Meter hinter ihnen tauchten die beiden Boote wieder auf. Wie zuvor fuhren sie hintereinander. Gamay warf den Motor an und gab Vollgas.
    Sie befanden sich auf einem geraden, vergleichsweise breiten Flussstück, das ihnen keinen trickreichen Ausweg ermöglichte.
    Das vordere Boot holte langsam auf, und die Entfernung zwischen ihnen wurde immer geringer. Nur noch wenige Minuten, dann befanden sie sich in Schussweite der Gewehre.
    Die Boote rückten immer näher zusammen, der Vorsprung schrumpfte um ein Drittel, dann um die Hälfte. Gamay war verwirrt. Die
chicleros
hatten ihre Waffen nicht erhoben. Sie sahen aus wie eine Gruppe Touristen auf einer Flussrundfahrt.
    »Dr. Gamay!«,
rief Chi. Gamay drehte sich um und sah, dass der Professor vom Bug aus direkt nach vorn starrte. Aus

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