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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Sein wütendes Grübeln wurde unterbrochen. Ein Scheinwerfer flammte auf, und Gonzales erblickte vor sich eine fantastische Kreatur, halb Mensch, halb Tier.
    Vom Hals abwärts war die Gestalt ein bronzehäutiger Mann mit muskulöser Statur.
    Um die Taille trug er ein Lendentuch, das grün, gelb und zinnoberrot gefärbt war. Die harten Auswüchse auf beiden Hüften entpuppten sich beim zweiten Blick als Lederpolster.
    Das Gesicht war hinter einer Maske verborgen, die dem Alptraum eines Verrückten entsprungen zu sein schien. Die jadefarbene Schnauze war lang und geschuppt, die Augen funkelten hungrig, und das grinsende Maul war voller zackiger, rasiermesserscharfer Zähne. Aus dem Hinterkopf ragten lange Quetzalfedern. Das Ungeheuer stand reglos wie eine Statue da, die kräftigen Arme vor der breiten, haarlosen Brust verschränkt.
    »Madre mia.«
Das klägliche Gewinsel ertönte ein Stück links von Gonzales.
    »Silencio«,
herrschte Gonzales den Kapitän des Luftkissenfahrzeugs an.
    Man hatte ihnen befohlen, still zu bleiben oder erschossen zu werden. Gonzales hatte nicht vor, sich töten zu lassen, weil irgendein plärrender Feigling das Maul aufriss.
    Der Mann, der schweigend zu seiner Rechten stand, gefiel ihm schon eher.
    Ein Meuchelmörder wie er selbst, schlank und mit schlangengleiche n Bewegungen.
    Unter anderen Umständen hätte Gonzales mit dem Mann über die mörderischen Fähigkeiten gefachsimpelt, die er sich als hageres, von Wunden geplagtes Waisenkind in den schmutzigen Gassen von Buenos Aires angeeignet hatte, wo die örtlichen Geschäftsleute Mordkommandos auf ihn und seine Freunde ansetzten. Die Ladeninhaber betrachteten die Straßenkinder als wertloses Ungeziefer. Gonzales war kaum ein Teenager, da trat er selbst an die Kaufleute heran und erbot sich, die ihm so gut vertrauten Banden zu unterwandern und seine schlafenden Kameraden leise mit dem Messer oder der Garotte ins Jenseits zu befördern. Als er älter wurde, bekam er größere Aufträge.
    Konkurrenten. Politiker. Untreue Ehegatten. Alle früh ins Grab befördert. Pistole. Messer. Folter. Gonzales stand schon bald in dem Ruf, genau das zu liefern, was sein Auftraggeber wünschte.
    Spot an.
    Ein zweiter Lichtkreis erhellte eine weitere muskulöse Gestalt, die eine andere Maske trug: das zähnefletschende Maul und die blutrote Zunge eines Jaguars.
    Abermals stieß Gonzales einen stummen Fluch aus. Hier in der Kälte zu stehen, während irgendein Idiot ein Kostümfest abhielt!
    Das war nicht fair. Alles nur deshalb, weil er ein paar Aufträge versiebt hatte. Auf seinem ursprünglichen Arbeitsgebiet hatten sich mittlerweile jüngere Killer etabliert, als ihn damals der Abgesandte der Bruderschaft ansprach. Er wusste nicht einmal, dass diese Gruppe überhaupt existierte, aber die Gruppe wusste alles über ihn. Sie wollten ihn für Sonderaufträge anheuern, und der alternde Mörder war schnell damit einverstanden.
    Das Geld stimmte. Die Arbeit war nicht schwierig. Genau wie während seiner Anfangszeit. Auf einen Anruf warten.
    Infiltrieren und töten. Einfache Aufträge. Wie der in Marokko.
    Marokko.
Er wünschte, er hätte diesen Namen nie gehört.
    Ein simpler Job, sagte der Anrufer aus Madrid. Unbewaffnete, ahnungslose Wissenschaftler. Sich in die Expedition einschleichen. Den Hinterhalt vorbereiten.
    Die Opfer aus dem Schlaf reißen, wie Schlachtvieh niedermetzeln und dann die Leichen schnell und spurlos verschwinden lassen. Wenn da nur nicht diese Schlampe mit dem russischen Namen gewesen wäre! Jesus Maria, er hatte so viel Nettes mit ihr im Sinn gehabt. Er beobachtete ihren schlanken Körper und sah ihr gierig dabei zu, wie sie vor ihrem Zelt saß und sich im Licht der Nachmittagssonne das goldene weizenblonde Haar kämmte. Wenn er mit ihr sprach, war sie höflich, aber abweisend. Sie wischte ihn einfach weg, als wäre er eine Ameise, die an einem der schlanken Beine emporkrabbelte. Er würde es genießen, sie um ihr Leben betteln zu lassen, bis sie ihm schließlich das Einzige anbot, was sie vorweisen konnte: diesen prachtvollen Körper.
    Aber als er in ihr Zelt stürmte, lag sie nicht etwa schlafend da, und als er und die anderen sie verfolgten, lief sie flink wie der Wind davon. Dreimal hatte die Bruderschaft sie beinahe erwischt und im letzten Moment doch wieder verloren. Das Hovercraft konnte sie nicht ertränken. Das Einsatzkommando, das den Auftrag an Bord des NUMA-Schiffs beenden sollte, wurde entweder erschossen oder

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